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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

DOI Artikel:
Robert, Carl: Das Mosaik von Portus Magnus
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Holwerda, Antonie E. J.: Korinthisch-Attische Vasen
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0245
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Holwerda,* Korinthisch-attische Vasen. 23 7

kräftig, als für einen in Afrika arbeitenden Künstler gerade dieser Baum besonders
nahe liegen mufste.
So sehr nun die Deutung auf die Kabirenfamilie allen Anforderungen me-
thodischer Exegese gerecht wird, so sieht man doch leicht, dafs ihr ein schweres
Bedenken entgegensteht. Zwischen der Vasenscherbe aus dem Kabirion und dem
Mosaik von Portus Magnus liegt mehr als ein halbes Jahrtausend. Ist es denkbar,
dafs die Lehren eines boiotischen Localkults sich in dieser ganzen Zeit ungetrübt
erhalten haben? dafs sie in der Kaiserzeit so allgemein bekannt oder so weit ver-
breitet waren? Wie kommen die thebanischen Kabiren nach Portus Magnus? wie
eine Mysterienscene in den Vorraum eines Tricliniums? Man könnte vielleicht
die Ausflucht versuchen, dafs das Mosaik nach einem älteren Gemälde etwa des
vierten Jahrhunderts copirt sei. Aber weder die Composition noch der Stil noch
endlich die Details weisen auf diese Periode, tragen vielmehr durchaus den Stempel
der Kaiserzeit. Auch würde diese Ausflucht nur einen Theil der Bedenken besei-
tigen. So lange ich also auf diese Fragen keine Antwort zu geben vermag, wage
ich nicht die Deutung für gesichert anzusehen.
o o
Halle a. S. d. 4. October 1890. Carl Robert.

KORINTHISCH-ATTISCHE VASEN.
Über die stilistische Eigenart und kunstgeschichtliche Stellung der bekannten
korinthisch-attischen Vasen, früher meist sogenannten tyrrhenischen Amphoren, haben
mehrere Forscher, besonders Loeschcke*, wertvolle Andeutungen gegeben. Doch
kann hier die Untersuchung nicht für abgeschlossen gelten. Daher folgende ausführ-
lichere Behandlung dieser Vasenklasse, wobei auch auf manche Fragen der schwarz-
figurigen Vasenkunst und der griechischen Malerei überhaupt wird zurückgegangen
werden müssen. Ich gehe aus von einer Betrachtung der ornamentalen Formen.
Gewöhnlich wird der Finflufs, welchen das assyrische Kunsthandwerk durch
Vermittlung des phönikischen, vielleicht auch über Klein-Asien, auf das griechische
ausgeübt hat, viel zu niedrig angeschlagen. Mit Recht hat Perrot hervorgehoben ',
dafs es auch eine eigentümlich assyrische Lotos-Ornamentik gibt. Nicht nur ist
die aus der ägyptischen Ornamentik hergenommene Lotosblume mannigfach mit
nichtägyptischen Elementen versetzt worden, sondern auch die Stilisierung derselben
schritt in Assyrien viel weiter fort als in ihrem Vaterlande. Die ägyptischen Lotos-
ornamente, den Naturvorbildern im Wesentlichen getreu, zeigen noch sehr deutlich,
wie die eine innere Blätterkrone umfassenden Aufsenblätter einander teilweise ver-

‘) Archäol. Zeitung 1876 S. 108; Annali clell’ Inst. 1878 S. 312.

-) Hist, de l’Art I S. 317 fr.
 
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