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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

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Wolters, Paul: Zum Mosaik des Monnus
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https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0222
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Wolters, Zum Mosaik des Monnus.

nographie I S. 36ff. eine Aufzählung derselben gegeben, und S. 47fr. eine Kritik
ihrer Bezeichnung, als deren einleuchtendes Resultat man hinstellen kann, dafs die
übliche Benennung jeder wirklichen Grundlage entbehrt. Die einzige scheinbare ist
die Inschrift P. COR. SCIPIO AFR. die an dem Capitolinischen Exemplar steht;
wie wenig Gewähr der Echtheit dieselbe hat, ist von Bernoulli zur Genüge hervor-
gehoben, ich kann hinzufügen, dafs O. Hirschfeld sie mir vor dem Original als un-
bedingt modern bezeichnet hat.
Das beste Exemplar ist ohne Zweifel die schöne Erzbüste aus der Herku-
lanischen Villa (Comparetti und De Petra, La villa Ercolanese Taf. 11, 2), diese
giebt auch, im Gegensatz zu den anderen Exemplaren einen geringen Haarwuchs
an, wie ihn auch das Mosaik zeigt. Ich glaube also, dafs wir das Recht haben, in
diesem Bildnifs Ennius wieder zu erkennen, und dafs sich unter dieser Annahme die
ungewöhnlich grofse Anzahl von Wiederholungen gut erklärt, die für Scipio ge-
rechtes Erstaunen hervorgerufen hat. Eine Statue des Ennius, vermutlich das Vor-
bild für alle diese Nachahmungen, erwähnen Cicero (Für Archias 22) Livius (38, 56),
Plinius d. ä. (7,114), Valerius Maximus (VIII 14, 1) und unser Mosaik zeigt wie man
in später Zeit noch Ennius als literarische Grofse ansah und darstellte, als man seine
Gedichte schwerlich mehr las.
Das Bild des Esiodus glaube ich wieder zu finden in einer Reihe von Marmor-
btisten, die man früher ganz grundlos Apollonios von Tyana zuschrieb. Das um-
stehend nach einer Photographie wiederholte Exemplar befindet sich im Capito-
linischen Museum in Rom (Descrizione del Museo Capitolino 1882 S. 227, 79. Be-
schreibung der Stadt Rom III, 1 S. 225, 75—77) zusammen mit zwei Wiederholungen
(N. 77, 78); eine vierte kenne ich aus dem Neapeler Museum (Gerhard-Panofka
S. 100, 359; jetzt Saal der Balbi N. 6140). Es ist vor allem die ganz eigentüm-
liche Art Haar und Bart zu tragen, welche mich darauf führt, dies Porträt mit dem
darüber noch einmal abgebildeten Esiodus des Mosaiks zu identificiren.
Aber sogleich erhebt sich eine Schwierigkeit. E. Q. Visconti hat grade
diese Büsten für Homer in Anspruch genommen (Iconografia greca I S. 62. Museo
Pio-Clementino VI S. 125, Mailänder Ausgabe), und ihre Ähnlichkeit mit der Münze
von Amastris (Imhoof-Blumer, Porträtköpfe Taf. 8, 25) ist in der That so grofs, dafs
man die Identität kaum bestreiten kann. Wir stehen also vor einer zweifachen
Möglichkeit. Entweder die Büsten stellen wirklich Hesiod dar, dann haben die Ein-
wohner von Amastris dieses Bildnifs irrtümlicher Weise für Homer genommen, oder
sie stellen eigentlich Homer dar, und nur der Verfertiger des Trierer Mosaiks hat
sich irgendwie veranlafst gesehen, dies Bild für das des Hesiod zu halten, vielleicht
weil ihm eben der verbreitetere Homertypus auch bekannt war. Man mufs gestehen,
dafs diese letztere Annahme die gröfsere Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Athen, 29. Mai 1890. Paul Wolters.
 
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