Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 5.1890

DOI Artikel:
Koepp, Friedrich: Die Herstellung der Tempel nach den Perserkriegen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37651#0285
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Koepp, Die Herstellung der Tempel nach den Perserkriegen.

277

Persern zerstörten auf. Wir werden in der Kritik einen Schritt weitergehen und die
Erzählung von der Zerstörung durch die Perser verwerfen: weder werden die Perser
ein Tempelbild unberührt gelassen haben, noch werden die Athener in einen halb-
zerstörten Tempel ein neues Götterbild gesetzt haben, sei es von Alkamenes oder
von wem sonst. Zur Ruinierung des Tempels vor den Thoren der Stadt war im
peloponnesischen Krieg und später mehr als einmal Gelegenheit, wenn es denn über-
haupt Menschen gewesen sind die das Zerstörungswerk vollbrachten: Hellenen oder
Römer mochten auch das Bild der Göttin unangetastet lassen. Die Athener aber
konnten nicht jedes Heiligtum das irgendwo irgendwann und wie baufällig geworden
wiederherstellen. Solche Wiederherstellung war zunächst Sache derer die das
Heiligtum anging, und Hera genofs kein sonderliches Ansehen in Attika. Aber
daran braucht man nicht einmal erst zu erinnern: baufällige Kapellen, in denen das
Bild des Heiligen doch unverletzt ist und nach wie vor Verehrung geniefst, sieht man
auch heute, zumal an den Landstrafsen, oft genug.
Über den Demetertempel in Phaleron weifs ich nicht mehr zu sagen als dafs
Pausanias im ersten Buch von der Zerstörung nichts erwähnt31 — und es kommt
mir auch gar nicht darauf an, nachzuweisen dafs es in Hellas keinen Tempel gegeben
hat der seit den Perserkriegen in Trümmern lag35.
Aber dafs die Trümmer allenthalben liegen bleiben sollten zum ewigen Ge-
dächtnis an den Frevel der Barbaren und als Mahnung zur Rache, das mögen die
Ioner Kleinasiens nach der Niederwerfung des Aufstands gelobt und auch gehalten
haben bis bei Salamis und Mykale und am Eurymedon die Perser gebtifst hatten —
die Hellenen des Mutterlandes haben es weder je gelobt noch gedacht, bevor in den
Rednerschulen des vierten Jahrhunderts mit anderen Revanchegedanken und Revanche-
phrasen auch dies ausgesonnen ward36.

u) Kalkmann, Pausanias S. 274. Milchhoefer iden-
tificiert das Heiligtum mit dem Thesmophorion,
Text zu den Karten von Attika, tieft II S. 4.
35) Deshalb brauche ich auch auf die Vermutung
von Rofs (Arch. Zeitung VIII 1850 S. 169 -
Arch. Aufsätze II S. 399) dafs der Tempel der
Nemesis zu Rhamnus gleichfalls zur Erinnerung
an die Perserverwüstung in Trümmern liegen
geblieben sei und auf ähnliche Vermutungen nicht
einzugehen.
36) Man könnte einwenden dafs eine Erfindung nicht
wahrscheinlich sei die mit den Thatsaclien in
Widerspruch gestanden, wie ich es selbst zu
zeigen versucht habe. Aber Pausanias beweist
ja dafs man einige Beispiele ausfindig machte
die diesen Widerspruch verdecken sollten, und
wenn er trotzdem bestand: so gut man den Eid
mit Emphase anführte ohne sich an die wider-
sprechenden Thatsachen zu kehren, so gut konnte
hat (Athen. Mitth.

man ihn auch erfinden. —• Endlich könnte man
auch einwenden dafs, nach einer allgemein an-
genommenen Vermutung, die Athener im Sinne
jenes Eides, als Mahnung an die Frevel der
Barbaren, in der Nordmauer der Burg, weithin
sichtbar, Trümmer der von den Persern zer-
störten Heiligtümer eingemauert haben (vgl.
z. B. Rofs, Arch. Aufsätze I S. 127 f. und die
Ansicht der Burg von Norden bei Penrose,
Principles2 S. 98 u. Tafel 46). Aber diese Ver-
mutung hat keine Wahrscheinlichkeit mehr seit-
dem wir wissen dafs die zwar unregelmäfsig
vermauerten aber doch augenfälligsten unter den
Trümmern, die vierundzwanzig Säulentrommeln
unter dem Erechtheion, nicht von einem im
Perserkrieg zerstörten Heiligtum sondern vom
Kimonischen Neubau stammen und dafs man
beim Bau der Südmauer Säulentrommeln des
alten Athenatempels zu Quadern umgearbeitet
XI 1886 S. 165).
 
Annotationen