Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

DOI issue:
Nr. 1
DOI article:
Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0012
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.

3

auf Jouguets Aufsatz im Bull, de corr. hell. XXIV S. 390fif. verweisen. Hierunter
geben wir den Grundriß von zwei Häusern, auf die wir etwas mehr Zeit haben
verwenden können. Leider sind auch diese beiden Anlagen nicht ganz vollständig.
Bei dem ersten derselben, dessen Grundriß in Abb. 2 gegeben ist, ist der
Eingang zerstört. Man gelangte von diesem aus durch einen mäßig breiten Korridor
auf einen Hof, von dem aus eine Tür im Süden in ein kleineres Zimmer, eine

andere Tür im Norden in die beiden Hauptgemächer des Hauses führt. Die öst-
liche Hälfte des Hofes nimmt das gut erhaltene Treppenhaus ein, das den Zugang
zu dem sicher ursprünglich vorhandenen Obergeschoß bildete. Das Hauptinteresse
unter den Räumen des Erdgeschosses beansprucht das große, fast quadratische
Nordostzimmer, zu dem drei Öffnungen in der Westwand den Zugang vermitteln.
Spuren von Türen haben sich in diesen
Öffnungen nicht gefunden, die Mauer ist
in ihrer oberen Hälfte zerstört, nur bei
der südlichen Türe ist der Türsturz noch
erhalten, er ist aus vier starken Holz¬
balken gebildet.
Vor allem ins Auge fallend
sind die Nischen in den Wänden des
Zimmers. Solche Nischen wiesen fast
alle Räume auf, die wir in Batn-Harit
untersucht haben. Nicht immer waren
sie so groß und stattlich ausgeführt wie
in diesem Zimmer. Meist sind es, wie
z. B. in dem Südzimmer, einfache recht¬
eckig ausgesparte Löcher in der Wand.
Der untere Abschluß derselben liegt
in der Regel 1,20—1,50 m über dem
Fußboden, die Höhe der Nischen variiert zwischen 60 cm und 1,95 m, letzteres
ist die Höhe der halbrunden Nische in der Ostwand unseres Zimmers, der höchsten


Nische, die wir überhaupt beobachtet haben. Die Einfassung der rechtwinklig
abgeschlossenen Nischen wird oben und unten meist durch Holzbalken bewirkt,
in einem Fall fanden wir das auf der Wand aufliegende Ende eines solchen
Balkens mit dem Rest einer dünnen braunen Tonplatte, also einer Art Wandfliese,
verkleidet.

Die Mehrzahl der Nischen diente offenbar einem praktischen Zweck. Daß
sie fast immer genau in der Mitte der Wand liegen oder sich, wenn mehrere in
einer Wand vorhanden sind, symmetrisch auf derselben verteilt finden, spricht nicht
dagegen. In den modernen Fellachenhäusern werden ganz gleichartig angelegte
Nischen durchgehends als Schränke verwandt. Man könnte daher auch in den
Nischen der antiken Häuser Wandschränke erblicken, aber es ist zu betonen, daß
sich eine Vorrichtung zum Verschließen derselben nirgends gefunden hat.
 
Annotationen