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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 1, Die Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0056
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DAS BEIWERK AUF DEN
OSTGRIECHISCHEN GRABRELIEFS.
(Hierzu Tafel 4—6.)
I. DIE DENKMÄLER.
Die vorliegende Untersuchung ist entstanden aus den Vorbereitungen zu
einer Ausgabe der griechischen Grabreliefs Kleinasiens und der Inseln. Diese vom
archäologischen Institut neuerdings in Angriff genommene Arbeit geht zurück auf
Conze’s und Michaelis’ alten Plan einer Sammlung aller griechischen Grabreliefs. Es
ist bekannt, daß dies von der Wiener Akademie begonnene Unternehmen bald auf
die Herausgabe der attischen Reliefs beschränkt wurde. Das Werk steht vor der
Vollendung und ist eine reiche Quelle des Verständnisses für die künstlerische und
menschliche Eigenart des Volkes der Athener während der beiden großen Jahr-
hunderte geworden. Mit den attischen Grabreliefs ist das Interesse des Kunst-
freundes an der griechischen Sepulkralskulptur fast erschöpft. Nur vereinzelte, meist
archaischer und klassischer Zeit angehörige Grabsteine anderer Herkunft stehen
ebenbürtig daneben; die vielen Hunderte späterer Grabreliefs aus allen Teilen des
griechischen Kulturreiches haben wenig Anteil an der Kunst. Aber die Abneigung,
welche der Ästhetiker ihnen entgegenbringt, kann der Geschichtsforscher nicht
teilen. Ein Stoff, der verspricht, durch mehr als ein halbes Jahrtausend zusammen-
hängende, örtlich bestimmte Denkmälerreihen zu bieten, muß unbedingt zugänglich
gemacht werden; fraglich kann nur sein, in welcher Weise. Ich glaube, daß
wissenschaftliche wie praktische Gründe keinen Zweifel über den einzuschlagenden
Weg lassen. Im Gegensatz zu den attischen Reliefs, deren jedes einzelne seiner
selbst willen kaum weniger denn als Glied einer Kette wert ist, liegt die Bedeutung
jener späteren Grabsteine fast nur in ihrem Zusammenhänge untereinander und mit
anderen Denkmälern und Zeugnissen. Darin liegt eine Forderung an den Fieraus-
geber. Er dürfte sich, selbst wenn eine vollständige Veröffentlichung möglich wäre,
nicht auf übersichtliche Vorlegung des Stoffes beschränken, sondern müßte die in
langer Arbeit gewonnene Vertrautheit mit einer auf den ersten Blick sehr einförmig
wirkenden Denkmälergattung nutzbar machen, indem er auf die Zusammenhänge im
ganzen wie im einzelnen nachdrücklich hinwiese: die Ausgabe bedürfte des Kom-
mentares. Sie bedarf seiner um so mehr, als sie sich nicht als Corpus, sondern als
Typenkatalog gestalten wird. Ein solcher verlangt mehr Erklärung, als in die An-
ordnung gelegt werden kann; andererseits darf er nicht mit selbständigen Einzel-
untersuchungen belastet werden. Solche muß der Herausgeber vorher führen, um
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