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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Mahler, Arthur: Nikeratos
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0035
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20

Mahler, Nikeratos.

NIKERATOS.
Über den Bildhauer Nikeratos berichten von den alten Schriftstellern nur
Plinius und Tatian1. Ihre bloß flüchtigen Angaben reichen jedoch zu einer einwand-
freien Fixierung des Künstlers nach Zeit und Kunstweise nicht aus; diese wurde
erst ermöglicht — wenigstens teilweise — durch die bei den französischen Aus-
grabungen auf Delos zutage gekommenen zwei Inschriften2 und durch eine dritte,
die 1884 bei den deutschen Ausgrabungen zu Pergamon auf den Deckplatten eines
Bathron gefunden wurde3. Hierzu gesellt sich eine von Bursian4 mitgeteilte Notiz,
die bei Apianus und Amantius in Form einer Inschrift erscheint5.
Brunn, dem nur die literarische Überlieferung zu Gebote stand, hatte auf
Grund von Plin. N. Η. XXXIV, 80 wegen des dortselbst genannten Porträts des
Alkibiades für den Meister etwa an Olymp. 90 gedacht6 und ihm folgte Overbeck
in seinen Schriftquellen. Jahn7 jedoch bereits hatte den Nikeratos in die Diadochen-
zeit gesetzt und dasselbe tat Bursian auf Grund der von ihm herangezogenen Notiz
bei Apianus und infolge der von ihm .angenommenen Verbindung des Nikeratos mit
Phyromachos8, welche er aus der Zusammenstellung von Plin. XXXIV, 38 mit
XXXIV, 80 erschloß. Diese Annahme wurde vollinhaltlich bestätigt durch die
delische Basis, die nicht nur die beiden Meisternamen vereint trägt, sondern auch
die Notiz Tatians über Athen als Heimat des Nikeratos sichert; doch glaubte Loewy9,
diesen Nikeratos »wegen der bedeutenden Differenz im Schriftcharakter« von dem
auf der zweiten delischen Basis genannten trennen zu müssen. Der hier genannte
Philetairos ist Sohn Attalos’ I. und gehört demnach in das erste Viertel des 2. Jahr-
hunderts a. Chr., der in der Inschrift gefeierte Sieg fällt wahrscheinlich um 171.
Die Pergamener Inschrift bestätigt Euktemon als Vater des Künstlers; bei ihrer
Behandlung tritt Fränkel10 gegen Loewy mit überzeugenden Gründen für die Iden-
tität der in allen drei Inschriften genannten Persönlichkeit ein, die wir uns daher
als um rund 170 a. Chr. blühend zu denken haben und zwar in Pergamon.

1) Plin. N. Η. XXXIV, 80 und 88, Tatian c. Gr. 52,
53 = Overbeck, Schriftquellen 917 — 920.
2) B. C. Η. II (1878) p. 397, Mon. Gr. No. 8 (Ho-
molle)=Loewy, I. G. B. 118 und Mon. Gr. No. 8
— Loewy, I. G. B. 147. Zu letzterem cf. Athen.
Mitt. XV (1890), p. 188 ff. Kriegerstatue aus Delos
(Wolters) und Inschr. v. Pergamon I, p. 69
(F ränkel).
3) Fränkel, a. a. O. No. 132.
4) Sitzungsber. d. bayr. Ak. 1874, p. 139 ff.

5) Inscriptiones sacrosanctae veiustatis.magni-
fico viro Domino Raimundo Fuggero .... Petrus

Apiamis Mathematik Ingolstadieh &= Barptholomeus
(sic) Amantiuspoeta ded. — Ingolstadii in aedibus
P. Apiani MDXXXIIII. (Die Angabe 1534 bei

Fränkel a. a. O. p. 507 ist wohl ein Versehen),
danach auch Loewy, I. G. B. 496, zuletzt behandelt
Arch. Anz. 1902, p. 162 ff. (Conze). — Über
Petrus Apianus (Bienewitz), den Lehrer Karl V.
(gest. 1551) und Barth. Amantius (Pelten) cf.
Jöckers Gelehrtenlexikon und Bursian, Gesch. d.
class. Phil. I, p. 167.
6) Brunn, Gesch. d. gr. K., p. 272 t.
7) Abh. d. sächs. Ges. III, 754.
8) Über diesen cf. Amelung »Asklepios des Phyro-
machos zu Pergamon« Röm. Mitt. XVIII (1903),
p. 1 ff.
9) a. a. O. p. 93.
10) a. a. O. p. 69.
 
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