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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Der Leichenwagen Alexanders des Grossen
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Goepel, Max: Zum betenden Knaben und zur springenden Amazone
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0117
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ιο8

Goepel, Zum betenden Knaben und zur springenden Amazone.

Es ist der Heerkönig der Makedonen, der Mensch, der zu seinem Grabe fährt. Die
Bewachung durch zwei Löwen war längst hergebracht; der Ehrenkranz auch. Die
Rüstung ins Grab mitzunehmen, war bei den Hellenen abgekommen, da deren
Glaube von der Fortsetzung des irdischen Lebens im Jenseits nichts mehr hielt.
Aber bei den Makedonen dauerte die alte Sitte, vermutlich auch der Glaube: das
hat das makedonische Massengrab von Chaironeia gelehrt. Von göttlicher oder
heroischer Verehrung, von aller Theologie oder Superstition ist keine Rede. »Man
wollte die ganze Erscheinung in Einklang mit den Taten Alexanders setzen«, sagt
Hieronymos. Ein König und ein Held, wie keiner gewesen, zog den letzten Weg
alles Fleisches. Gern hätte sein Heer, das sein Volk repräsentierte, ihm das Geleit
gegeben: so taten sie es im Bilde. Dem dienen die Reliefs. Da saß er auf der
Fronttafel13 auf dem Thron zwischen seiner makedonischen und persischen Garde;
daneben das Fußvolk. Auf der einen Langseite die Reiterei in der Formation zur
Attacke, auf der anderen Seite die Elefanten, hinten die Flotte. Da die Reliefs
hinter den Säulen standen, war es angezeigt, sie zu gliedern, und wenn in der Front
zwischen den beiden Löwen der König zwischen seinen Gardetruppen saß, zu beiden
Seiten die Infanterie, so mochte der Eindruck, den man beabsichtigte, wrohl er-
reicht sein. Ulrich von Wilamowitz-Möllendorff.

ZUM BETENDEN KNABEN
UND ZUR SPRINGENDEN AMAZONE.')
Den Adoranten des Berliner Museums und den Typus der ephesischen
Amazonen, den Michaelis im Jahrbuch des Archäologischen Instituts I (1886) S. 43 ff.
als Stabspringerin deutet, möchte ich vom gymnastischen Standpunkt aus betrachten.
Dabei will ich die Berliner Bronze nicht als Betenden würdigen, sondern als Ball-
spieler, wie er von Mau in den Mitteilungen des deutschen Archäologischen Instituts
(Römische Abteilung 1902 S. 101—106) gedeutet worden ist. Ich will also die Frage
zu beantworten suchen, ob er wohl vom technischen Standpunkt aus wirklich ein
Ballspieler sein kann.
Ich wende mich zuerst der Stellung der Füße und der Haltung der Beine
zu und gehe dabei von meinen Erfahrungen auf dem Turnplatz aus; ich bemerke
beiläufig, daß ich auch mit besonderer Rücksicht auf die Haltung des Betenden
Versuche mit Schülern angestellt habe. Wenn ein Knabe oder Jüngling einen Ball
fangen will, der etwa auf ihn loskommt, so steht er auf beiden Füßen, die etwa
13) Das war natürlich die hinterste: einen solchen ]) Vortrag, gehalten in der Archäologischen Gesell-
Wagen besteigt man der Natur der Sache nach schäft zu Berlin am 5. Juli 1904 (Anzeiger 1904,
von hinten. S. 187), umgearbeitet.
 
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