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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0026
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Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.


der unteren Leiste ein Teil der linken Endigung17. Der Rahmen besteht aus vier
ziemlich dicken auf der Hinterseite ganz roh gelassenen, auf der Vorderseite
geglätteten und mit einem feinen dunkelroten Stuck überzogenen Leisten aus
Akazienholz. Die beiden seitlichen Leisten sind durch Falze in den horizontalen
Leisten hindurchgesteckt, an der Kreuzungsstelle waren sie durch Holznägel mit-
einander verbunden. In die innere Seite des Rahmens ist eine sorgfältig gearbeitete
Nute eingetieft, in die der abgeschrägte Rand der Bildtafel eingreift.
Diese Art der Einrahmung scheint im Altertum die gebräuchliche, wenigstens
eine sehr verbreitete gewesen zu sein. Die Wandgemälde der Farnesina und der
Casa Tiberina18 führen uns ganz gleich gerahmte Tafelbilder, die auf Wandsockeln
aufgestellt erscheinen, in einer ganzen Reihe von Beispielen vor, und auch in Pompeji
begegnen uns solche Rahmen des öfteren, beispielsweise im Bild der Malerin im
Hause des Chirurgen. Auch das Bild, das Flinders Petrie in Hawara gefunden hat,
ist in ganz gleicher Weise gerahmt19. Der Rahmen ist hier sorgfältiger gearbeitet,
aber seine technische Herrichtung ist völlig die gleiche wie bei unserem Bild. Die
Rahmenleisten sind auch hier nicht, wie man bisher annahm und auch bei den
modernen Nachahmungen der Rahmen aus der Farnesina zum Ausdruck gebracht
hat, durch Überplattung verbunden worden, sondern die vertikalen Leisten sind
durch P'alze in den horizontalen Leisten hindurchgesteckt, nur sind hier jedesmal
zwei Falze nebeneinander angebracht und dementsprechend gehen die Vertikalleisten
in zwei Zapfen aus. Auf der Innenseite des Rahmens laufen zwei Nuten her, in
die hintere ist die Bildtafel eingelassen, in der vorderen denkt sich Petrie eine das
Bild abdeckende Glasscheibe befestigt, eine Vermutung, die sich bei den Tafelglas-
funden in Pompeji und dem von Petrie a. a. O. erwähnten in Tanis zwar nicht ganz
abweisen läßt, der aber die von Petrie selbst mitgeteilte Beobachtung entgegensteht,
daß die Nut in der oberen Horizontalleiste des Rahmens zu einem offenen Schlitz
erweitert ist, der doch nur angebracht sein kann, um eine Schutztafel durch ihn
hindurch gelegentlich vor das Bild zu schieben. Diese Schutztafel diente also
denselben Zwecken wie die Holztürchen bei den Tafelbildern der Farnesina, sie
wird daher ebenfalls aus Holz gewesen sein. Eine Schutztafel aus Glas wäre eben
dauernd befestigt worden20.

17) Das Bild befindet sich jetzt in der ägyptischen
Abteilung des Berliner Museums.
18) Vgl. Monumenti dell’ Instituto XI, T. 22 u. 23,
und XII, T. 5 a, 18, 19, 23.
19) Vgl. Flinders Petrie, Hawara, Biahmu and Arsinoe,
Tafel XII. Vgl. S. 10.
20) Die Verbindung mit Nut und Feder ist mir an
ägyptischen Holzarbeiten unbekannt. Rahmen
und Füllungen sind bei ihnen immer durch Ver-
dübelung verbunden. Semper (Stil2 S. 247,
Anm. 2) und ihm folgend Blümner (Technologie
und Terminologie II, 323, Anm. 6) hatten die
Jahrbuch des archäologischen Instituts XX.

Kenntnis dieses Verfahrens auch den Griechen
abgesprochen; wie einige Holzsarkophage aus der
Krim zeigen, mit Unrecht (vgl. Koeppen und
Breuer a. a. O. S. 146 und Abb. 199 und 200).
Unsere Bilderrahmen, wie auch einige Holz-
sarkophage der römischen Kaiserzeit, die kürzlich
aus Abusir el Mäläq in das Berliner Museum ge-
langt sind und gleichfalls diese Technik auf-
weisen, stehen wohl auch mehr unter dem Ein-
fluß des griechischen als dem des römischen
Handwerks.
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