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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Rubensohn, Otto: Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0033
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Rubensohn, Aus griechisch-römischen Häusern des Fayum.

schwarzen Konturen, die lanzettlichen Blätter sind schwarz gegeben, die blaßroten
Blüten erheben sich über braunroten Kelchblättern.'8
In dem von diesen Blumen umschlossenen Raum kauert mit untergeschlagenem
linken Bein der kleine Dionysos, deutlich gekennzeichnet durch die große Traube,
die er in der Linken hält, und durch den Kranz aus Weinlaub, Trauben und Rosen,
den er im Haar trägt. Die rechte Hand führt er mit dem aus den Horus-Darstel-
lungen bekannten Gestus zum Mund. Die Beine sind von einem Mantel umhüllt,
dessen einer Zipfel über den linken Arm herabfällt, auf der Brust hängt an einem
um den Hals geschlungenen Band ein Medaillon, um den linken Unterarm schlingt
sich eine Spange in Gestalt einer Schlange. Rechts springt an dem göttlichen
Knaben ein kleiner Hund empor mit zottigem Fell, der ein rotes Halsband um den
Hals trägt.
Die Farben sind zum Teil vortrefflich erhalten. Der Körper des Knaben
ist in hellrotem Fleischton gehalten; da wo die rundlichen Formen des kindlichen
Körpers besonders betont werden sollen, an Wange, Brust und Leib sind hellere
Töne aufgesetzt, auf Nase und Stirn sind die erhöhten Lichter durch aufgesetztes
Weiß gegeben. Der Mantel zeigt ein stumpfes Blaßrot, die Fältelung ist durch
schwarze und braune Schatten und weiße Lichter bewirkt. Ganz illusionistisch sind
die Trauben gemalt, es sind eigentlich nur aufeinandergesetzte hellgrüne, braunrote
und weiße Flecken. Die Weinblätter im Kranz sind abwechselnd hell- und dunkel-
grün. Das Armband ist durch weißlichgelbe Töne mit orangefarbenen Konturen als
golden gekennzeichnet, das Medaillon zeigt auf dunkelgrünem, also bronzenen Unter-
grund eine goldene, weiß und gelb gemalte Spirale, die das Rund umgebenden
Buckel sind weiß. Das Fell des Hundes ist weißlich gelb.
Die künstlerische Bedeutung auch dieses Bildes ist keine große. Das Motiv
des in kauernder Haltung dasitzenden Knaben, aus zahllosen plastischen Kleinkunst-
werken bekannt, ist leblos durchgeführt. Das technische Können des Malers ist da-
gegen ein recht bedeutendes gewesen. Die koloristische Wirkung ist bei der guten
Erhaltung des Bildes noch heute eine hervorragende. Das Bild scheint mir in dem
Mischverfahren hergestellt zu sein, das Donner von Richter* * 29 bei einigen Mumien-
porträts konstatiert hat. Der Körper des Dionysos ist wohl mit dem Cestrum und
mit Wachsfarben gemalt, die übrigen Teile des Bildes, besonders die Gewandung
und das Fell des Hundes mit dem Pinsel und Temperafarben. Indessen bedürfen
diese Beobachtungen einer Nachprüfung durch einen technischen Sachverständigen.
Fragen wir uns nach der Zeit des Bildchens, so bieten einen Anhalt die
Schmucksachen an Hals und Arm des Dionysos. Solche Medaillons begegnen auch
auf mehreren Porträtbildern von Mumien im Kairener Museum (unpubliziert), ein
ganz ähnliches, s. Abb. 17, haben wir bei den Grabungen in Abusir el Mäläq in
einem Grab gefunden, das wir ungefähr dem zweiten Jahrhundert nach Christi Geburt
-’8) An der Bruchstelle über der linken Fuge werden für Blumen gemeint sind, kann ich mit Sicherheit
die Blüten am rechten Bruchrand sichtbar; was nicht sagen, man könnte an ροδοδάφνη denken.
29) Die enkaustisclie Malerei der Alten S. 36.
 
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