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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Mahler, Arthur: Nikeratos
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0036
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Mahler, Nikeratos.

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Von den literarisch überlieferten Werken hat Bursian Pergamon wahrscheinlich
gemacht als Ursprungsort für die Gruppe des Asklepios und der Hygieia, die im
Tempel der Concordia in Rom stand. Die Telesilla, die Tatian erwähnt, ist ein-
leuchtenderweise mit dem Relief zusammengestellt worden, das Pausanias als in
Argos* * * * * 11 befindlich anführt. Die Identität beider Werke anzunehmen, ist allerdings
nur schwer möglich, da das argivische Relief des Pausanias jedenfalls den siegreichen
Kampf der Dichterin gegen die spartanischen Angreifer verherrlichen sollte, Nikeratos
jedoch bei seinen engen Beziehungen zu Pergamon eher die gegenteilige Auffassung12
darzustellen Anlaß gehabt hat.
Ziemlich rätselhaft ist auch das zweite der von Tatian erwähnten Werke des
Nikeratos, die sitzende Glaukippe13, die einen Elefanten geboren hatte. Es liegt am
nächsten, an irgend eine Darstellung aus der Geschichte der Seleukiden zu denken,
da der Elefant förmlich das Wappentier dieses Geschlechtes ist14. Schon der Be-
gründer der Größe der Familie, Seleukos Nikator, wird gelegentlich als έλεφαντάρχης15
bezeichnet, ihre Siege erringen sie durch die schreckenerregende Erscheinung
dieser Tiere16, Antiochos d. Gr. bekommt von seinem indischen Bundesgenossen
Sophagasenos 150 Kriegselefanten17 geschenkt, im Frieden von Apamea wird ihm
von den Römern nicht nur die Auslieferung der in seinem Besitz befindlichen
Tiere auferlegt, sondern auch als kräftigste Präventivmaßregel die Haltung der
Tiere für die Zukunft verboten18; nach Lukian stellte Antiochos Soter einen
Elefanten als Siegesdenkmal auf19. Auf den Münzen der Seleukiden erscheint
der Ellefant nicht nur als Tier in verschiedener Art, sondern auch die Könige
tragen oft das Elefantenfell20. Übrigens sind zur Zeit des Nikeratos die politischen
Beziehungen zwischen Pergamon und Syrien besonders nahe, da Antiochos IV. mit
Hilfe des Eumenes gegen den eigentlich rechtmäßigen Erben Demetrios den Thron
bestiegen hatte21.
Über ein weiteres Werk des Nikeratos berichtet Plinius (XXXIV, 88): nec minus
Niceratus omnia quae ceteri adgressus repraesentavit Alcibiaden lampadumque accensu
mattem eins Demaraten sacrificantem. In dieser Fassung muß schon in erster Linie
die Namensform der Frau Bedenken erregen, da diese für Attika nur in der Form
•»Demarete« überliefert und zulässig ist22. Aber die Mutter des Alkibiades hieß

JI) Paus. II, 20.
12) Spezielle Gründe gegen die Autorschaft des Nike-
ratos, was das argivische Relief betrifft, ergeben
sich aus den unten folgenden Ausführungen.
ls) Eine ähnliche Darstellung Plin. N. II. VII, 34,
wo die Frau Alcippe genannt wird.
14) So auf Münzen cf. Br. Mus. Cat. The Seleucid
Kings of Syria pl. I, 7—10, II, 7 (Seleukos I),
IV, 7, 8 (Antiochos I.), IV, 4 (Seleukos II.), VII, 7
(Seleukos III., Keraunos), IX, 1, 2, 4, 5, 12, 13
(Antiochos III. d. Gr.), XVI, 13 (Alexander I.),
XIX, 12 (Antiochos VI.) cf. auch Rev. d. et. Gr.
1888, p. 163 f. (Th. Reinach).

15) Athen. VI, 261b, Plut. Demetr. 25.
16) Bevan, the House of Seleucos (London 1902) I,
p. 59 f. (Ipsos).
17) Polyb. XI, 34, Bevan a. a. Ο. II, p. 23 f.
18) Polyb. XXI, 45, Livius XXXVIII, 38, Bevan a.a.O.
II, p. 113 f.
19) Zeuxis c. 11.
20) Imhoof-Bhuner und Keller, Tier- und Pflanzen¬
bilder d. klass. Altert, p. 24, Taf. IV.
21) App. Syr. 45, Bevan a. a. O. p. 127 ff. cf. Fränkel,
Inschr. v. Perg. I, 160, p. 88 zu Z. 35 ff.
22) Kirchner, Prosopogr. Att. I, 3290—3294.
 
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