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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Mahler, Arthur: Nikeratos
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0037
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Mahler, Nikeratos.

28


gar nicht Demarate, sondern Deinomache23. L. Ulrichs hat sich in einer Note zu
den Kiinstlerkapiteln des Plinius24 allerdings mit der Annahme eines Verschreibens
des Plinius beruhigt, resp. der Quelle, die er ausschrieb. Jedoch ist dieser Irrtum
weder durch Ähnlichkeit der Buchstaben noch durch Anklang der beiden Namen
erklärbar. Übrigens wäre es auch schwer begreiflich, welchen Zweck eine derartige
Darstellung des Alkibiades und seiner opfernden Mutter gehabt haben sollte, da
diese in keiner Weise die Geschicke ihres großen Sohnes beeinflußt hat und in der
Überlieferung völlig farblos erscheint.
Da nun Deinomache an dieser Stelle entschieden auszuschließen ist, muß
ein anderer Name hier eingesetzt werden. Die überlieferte Form -»Demaraten«. legt
es nahe, an »Demaratum« zu denken und tatsächlich würde dies sachlich einen guten
Sinn geben, wenn auch sprachliche Schwierigkeiten dem noch vorläufig im Wege zu
stehen scheinen. Demaratos, König von Sparta, wurde nach seiner Absetzung und
Flucht nach Persien von Dareios neben anderen Städten25) auch mit Pergamon
belehnt26 und es ist nun gewiß nicht befremdend, daß der Pergamener Künstler das
Bild des Begründers der ersten hellenischen Dynastie des Reiches schafft. Gegen
die Annahme einer einfachen Verderbnis sprechen aber doch noch gewichtige Be-
denken. Wollte man etwa mit Einschiebung eines »<?/« lesen: »repraesentavit Alcibiadem
lampadumque accensu inatrem eius et Demaratuin sacrificantem«, so wäre das Opfer
von dem Fackelschein getrennt, die doch sachlich jedenfalls zusammengehören.
»Alcibiades mit seiner Mutter bei Fackelschein« als Bronzewerk gibt überhaupt
keinen erträglichen Sinn, und schließlich bleibt auch noch die bereits oben berührte
Schwierigkeit bestehen, für ein derartiges Hervortreten der Mutter des großen
Atheners keinen stichhaltigen Grund in der Überlieferung nachweisen zu können.
Die Richtigkeit der Änderung »Demaratum«. vorausgesetzt, gibt es nur die eine
Lösung der Schwierigkeit, ■»lampadumque accensu matrem eius«. von »Alcibiadem«. zu
trennen und mit dem folgenden zu verbinden. Die Berechtigung dies zu tun und
hiermit eine wohl befriedigende Aufklärung der Dunkelheit bietet Herodot.
Die Unternehmung Spartas gegen Eleusis27 hatte eine Feindschaft zwischen
den beiden Königen Kleomenes und Demaratos herbeigeführt. Als nun Sparta an-
gesichts der drohenden Persergefahr gegen die verdächtigen Ägineten einschritt,
durchkreuzte Demaratos die Unternehmungen seines Mitkönigs in einer Art, daß dieser
unverrichteter Dinge abziehen mußte28. Dies führte zur Absetzung des Königs.
Herodot erzählt ausführlich, wie gegen ihn der Vorwurf erhoben wurde, gar nicht
von dem alten König Ariston abzustammen, und wie auf Grund eines gefälschten
Orakelspruches der Pythia er die Königswürde verlor, die an seiner Stelle ein Ver-
wandter und persönlicher Gegner, Leotychides, erhielt. Herodot erzählt nun weiter,

23) Plut. Ale. 1. Plat. Ale. 105 d, 123 ε. Ael. var.
hist. II, 1. Kirchner a. a. O. 3187.
24) The Eider Pliny 's Chapters on ihe History of Art
by Iex-Blake and Seilers p. 75, Anm. zu Z. 7.
25) Teuthrania Xenoph. Anab. II, 1, 3. Halisarna
Anab. VII, 8, 17. Es scheint mir nicht zulässig,

auf Grund von Athen. I, 30 a auch Gambreion
dem Besitz des Demaratos zuzurechnen.
2G) Xenoph. Hell. III, 1, 6.
27) Herod. V, 75.
2S) Herod. VI, 50, 61 f., 64.
 
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