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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Mahler, Arthur: Nikeratos
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0039
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30

Mahler, Nikeratos.

etwa in der Art, daß bei der Zusammenstellung der Werke der einzelnen Meister
er durch Übersehen zwei Werke in eins zusammenzog, ja letztere Annahme scheint
mir sogar die viel wahrscheinlichere zu sein. — Bei der Deutung des Werkes des
Nikeratos durch die Erzählung Herodot’s vom Opfer des Demaratos scheint aber
doch noch eine sachliche Schwierigkeit zu bestehen: Herodot spricht von keinem
»Lichterglanz«, der bei der Szene eine Rolle gespielt hätte. Der Einwand »lampa-
dum accenstis«. sei bei dem Opfer des Alkibiades und seiner Mutter um nichts
verständlicher, bedeutet nur ein Hinausschieben der Schwierigkeit. Unter Fest-
halten der Beziehung auf Herodot kann man an eine zweifache Erklärung denken.
Erstens indem man annimmt, der Künstler habe sich die Szene als bei Nacht
spielend gedacht. Wenn nun auch das reiche Programm der Gymnopaedien wohl den
ganzen Tag füllte (cf. Athen XIV 28, 630, 631), so finden diese doch andererseits im
Hochsommer statt und ferner ist aus dem Wortlaut Herodot’s nicht zu erschließen,
daß das Fest bereits hätte beendet sein müssen, als Demaratos es verließ. So
können wir nur eine Beziehung zwischen der Eideshandlung selbst und dem künst-
lichen Licht annehmen, in welchem wir wohl ohne weiteres Fackeln sehen dürfen33.
Die Anwendung von Fackeln bei Kulthandlungen überhaupt ist etwas sehr häufiges34.
Bei der Lustration ist sie direkt vorgeschrieben35:
μέλλων δε δαλδν χειρ'ι δεξιά φερειν
ες χέρνιβ’ ως βα'ψειεν Αλκμήνης τόκος
έστη σιωπή . . .
Doch nicht nur beim Opfer findet sie Anwendung, sondern sie dient der
Lustration überhaupt, wie aus dem oben angeführten Vers der Helene des Euripides
(Anm. 32) hervorgeht. Daß dieser Vorgang bei hellem Tageslicht gedacht ist, ist
durch den Umstand erwiesen, daß der König Theoklymenos auf der Jagd ist. Man
könnte also in unserem Falle an eine dem Eid und dem Opfer vorangehende
Lustration denken, um rein vor den Göttern zu erscheinen. Doch läßt sich nach-
weisen, daß in manchen Fällen die Fackel ein ausgesprochen zur Eidesleistung ge-
höriges Requisit war.
In unserer Herodotstelle beschwört Demaratos seine Mutter bei »ίΐεών των
τε άλλων και του έρκείου Διός«. Nun schwören und beteuern die Frauen ganz all-
gemein bei τώ Οεώ36 und speziell tun dies auch die Spartanerinnen, wie dies die
Worte der Lampito beweisen37: μάλα γ’ οιώ ναι τώ σιώ· Nun sind aber speziell Demeter
und Kore fackeltragende Gottheiten, letzterer werden Fackeln geopfert38, daher die
Anwendung der Fackel bei ihrer Anrufung völlig angezeigt erscheint. Völlig klar

33) Die Gleichsetzung von λαμπάς und Fackel er-
hellt außer aus Soph. Trach 1198 besonders aus
der Lampadodromie. cf. auch Aristoph. Thes-
mophor. 655.
34) so z. B. die Hochzeitsfackel, die auch bei Tages¬
licht zur Anwendung kommen kann. cf. Eurip.
Iroad. 319 ff.: έγ?ο δέ γ έπι γαμοις έμοΐς — ανα¬

φλέγω πυρός φώς — ές αύγάν — ές αίγλαν und
hierzu die Bemerkungen Musgraves und Baileys.
35) Eurip. Herakles 928 ff.
36) Aristoph. Ekkles. 155, Lysistr. 112.
37) Lysistr. v. 81, cf. v. 86, 174.
38) Schoemann-Lipsius, Gr. Alt. II, p. 230.
 
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