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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Assmann, Ernst: Das Schiff von Delphi
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0044
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Aßmann, Das Schiff von Delphi,

hagener Gefäß zeigt am Kopf solcher Stange deutlich ein lanzenartiges Blatt (Archäol.
Zeitung 1885 Taf. 8; Athenische Mitteil. 1892, 289, 300). Auch über dem Hinter-
schiff der Aristonophosvase zeigen sich drei Lanzenspitzen ohne Schäfte. Sonst
kommt derartiges auf Bildern kaum vor. Diese Schiffslanzen finden sich also zuerst
und am meisten auf Dipylonschiffen, deren ungriechischen, griechenfeindlichen
Charakter ich schon mehrfach nachgewiesen und betont habe (Archäol. Anzeiger
1895, n8; Hermes 31, 179; Berliner Philol. Wochenschrift 1899, 20; Floß d. Od.
13, 14). Die mit Sturmdeck versehenen Zweireiher (Dieren, Biremen) der Dipylon-
vasen 1 müssen einem Volke angehören, welches
den Hellenen um Jahrhunderte in seemännischer
Entwicklung voraus war; man wird daher in
erster Linie an die Phoiniker denken. Wenn
Herodot 7, 89 als alleinige Träger von δόρατα
ναύμαχα die 200 ägyptischen Dreireiher unter
Xerxes bezeichnet, so wissen wir ja, daß die
Ägypter nicht zur Seefahrt taugten, ihre Schiffe
zumeist mit Phoinikern bemannten, daß Unter¬
ägypten großenteils seit uralten Zeiten von Phoi¬
nikern und anderen Semiten besiedelt war
(Brugsch, Gesch. Ägypt. ipoff., Ägyptologie 257).
Freilich läßt sich nicht beweisen, daß diese δόρατα
ναύμαχα den auf Dipylonvasen und korinthischen
Täfelchen sichtbaren Speeren vollkommen ent¬
sprachen, und dasselbe gilt für die ξυστά ναύμαχα
Homers (O. 388, 677). Lassen wir für letztere
die Gleichsetzung gelten, so ist damit keineswegs
erwiesen, daß es sich hier um eine von Anfang
an echt griechische Sache handelt. Man er¬
kennt ja immer deutlicher, daß Homer Menschen
und Dinge der sogenannten mykenischen Epoche
abgrundtiefen Riß von der späteren, echtgriechischen, von der Dipylonzeit und
deren Nachfolgern geschieden ist und weit engere Beziehungen zur phoinikisch-
syrischen Kultur aufweist als zu einem arischen Hellenentum (Helbig, Meinoir. de
Γacad. d. inscr. 35, 336fr.; Pietschmann, Geschichte der Phönizier 281 ff.; Hoernes,
Urgeschichte des Menschen 489, 508 ff.; Aßmann, Floß der Odyssee 14—19). Jene
Schiffe mit den ξυστά ναύμαχα gehörten den Danaern, deren Heros eponymos, Danaos,
kein Urhellene war, sondern ein Barbar aus Ägypten, ein Sohn des Bel und Vetter
des Phoinikers Kadmos. Diese Spur leitet ebenso wie Herodot 7, 89 nach Ägypten.
Die Teile des homerischen Schiffes führen vielfach (Γζρια, άφλαστον, τρόπις, στείρα,
άντλος, οιήιον, εύναί, ζάλος u. a.) Namen, welche keine indogermanische Etymologie
i) Die von Pernice d. J. 1900 S. 94 vorgetragene Ansicht ward von mir eingehend widerlegt
(Arch. Anz. 1901, 98).

2.


schildert, welche durch einen

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