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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 1
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Jacobs, Emil: Neues von Cristoforo Buondelmonti
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0050
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Jacobs, Neues von Cristoforo Buondelmonti.

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einleitenden Worten fehlt das auf die Karten hinweisende Wort, das in allen bekannten
Handschriften steht: Constitui . . . tibi librum insularum Cicladum . . . destinare
figuratum.
Ob der Text des Escorialensis den Liber insularum des Buondelmonti in
der ursprünglichen ausführlichen Fassung von 1420 oder in der verkürzten von
1422 enthält, läßt sich aus den — beiden Fassungen gemeinsamen — Eingangs-
worten nicht entnehmen. Enthält er die Fassung von 1420, so ist sein Auftauchen
mit Freude zu begrüßen, denn diese unverkürzte Fassung ist bisher nur aus dem
Ambrosianus A. 12219 inf. und dem Ravennas 308 der Biblioteca Classense bekannt.
Wahrscheinlicher aber ist, daß er die verkürzte Fassung von 1422 enthält, die auch
im Laurentianus XXIX, 25 steht. Dann kommt die Handschrift für den Text von
B.s Buch nicht in Betracht.
Von den Karten hat Cuntz eine Probe seiner Beschreibung beigegeben: sie
scheinen sorgfältig gezeichnet zu sein. Aber wenn sie auch noch so sorgfältig aus-
geführt sein sollten: Belehrung über die wirkliche Abgrenzung dieser Inseln werden
sie natürlich nicht geben, ihre Trümmerzeichnungen werden über das Aussehen der
Ruinen vor Jahrhunderten nichts Belangreiches lehren. Dagegen läßt das Vorhanden-
sein dieser Karten, ihre Aufzählung allein in Cuntz’ Beschreibung uns die Tätigkeit
eines Mannes besser als bisher kennen und wirft damit neues Licht auf die Ver-
bindung zwischen Humanismus und Geographie: diese Karten gehen zurück auf
Cristoforo Buondelmonti, den einzigen bisher bekannten Vorläufer des Cyriacus
von Ancona. Zu einer Zeit, da es noch still war vom Ruhme des Cyriacus, hat
Buondelmonti Reisen auf den griechischen Inseln, in Kreta gemacht. Geboren
zwischen 1380 und 1390, verließ Buondelmonti Florenz vor 1410, kam 1414 nach
Rhodus, unternahm von hier aus seine Reisen auf den Inseln und nach Konstantinopel.
1417 sandte er eine mit einer Karte versehene Beschreibung von Kreta, das er ge-
meinsam mit Rinucci di Castiglione, dessen Äsopübersetzung sich lange als die
herrschende erhalten, bereist hatte, an Nicolo Niccoli: sie ist viel zu wenig beachtet
und verdiente gerade jetzt, da aller Augen sich dorthin richten, Aufmerksamkeit,
nicht nur als älteste archäologische Reisebeschreibung. 1420 sandte er eine von
Karten begleitete Beschreibung des griechischen Archipels und Konstantinopels an
den Kardinal Giordano Orsini. Beide Werke gab er 1422 in gekürzter Form noch
einmal heraus. Überall galt sein Blick zuerst den Ruinen des Altertums.
Soviel wußten wir bis heute: daß Buondelmonti’s Interesse über Italien und
Griechenland hinausgegangen, daß seine kartographische Tätigkeit sich weiter
ausgedehnt, war unbekannt, jedenfalls unbewiesen.
A. E. Nordenskiöld hat in seinem »Periplus«( Stockholm 1897, den oben
genannten Laurentianus erwähnt und Karten aus ihm publiziert (S. 59, passim.
Taf. XXXII, XXXIII). Er hat angenommen, daß die im Laurentianus auf Buondel-
monti’s Liber insularum folgenden Karten ebenfalls von Buondelmonti herrührten.
Nordenskiöld konnte für seine Annahme nicht den geringsten Grund angeben, er
konnte für sie nicht den Beweis führen. Mit Recht stand man daher damals dem
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