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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 1, Die Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0057
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Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

ihre Ergebnisse zur Verfügung zu haben; dann werden auch Berichtigungen dem
Werke noch zugute kommen.
Eine derartige Einzeluntersuchung wird hier vorgelegt. Sie beschäftigt sich
mit einer im ostgriechischen Kulturkreise ausgebildeten, anderwärts nur spuren-
haft und abhängig auftretenden Gattung von Reliefs, welche neben den Figuren
allerlei architektonisches und landschaftliches Beiwerk zeigen: Stelen, Pfeiler und
Hermen, Denkmäler von reicherem Aufbau, Altäre und Bäume, Vorhänge, Mauern
und Tore, Wandgesimse, Wände mit Zwergstützen, ganze Hallen und Gebäude-
fronten; Gegenstände verschiedener Art erscheinen auf den Pfeilern und an
den Bauten. Die besprochenen Reliefs gehören als Masse der Zeit vom zweiten
Jahrhundert v. Chr. bis zu den ersten Jahrzehnten des römischen Kaisertums an.
Einzelnes mag etwas früher, mancher Nachklang später sein. Diese Ansetzung
beruht auf den durch allgemeine Erwägungen gestützten übereinstimmenden Ergeb-
nissen stilistischer und epigraphischer Prüfung; letztere verdanken wir der Güte
Friedrichs Hiller v. Gaertringen *. Der angegebene Zeitraum umfaßt die erste Hälfte
der Epoche, während welcher wir die Entwicklung der kleinasiatischen Grabskulptur
vollkommen übersehen; ein genaues Studium ist deshalb besonders notwendig.
Alles Frühere tritt bisher nur in den Grundzügen hervor. Das Archaische ist im
Lande selbst äußerst spärlich, doch ist seine Wirkung anderwärts deutlich genug
zu erkennen. Schwieriger und nur im größten Zusammenhänge der Kunstgeschichte
zu prüfen ist die Frage nach dem klassisch Jonischen und seinem Verhältnis zum
Attischen. Vom vierten Jahrhundert ab bietet die Grabskulptur dem Urteil hierüber
viel wertvollen Stoff: über die kleinasiatische Küste mit ihren Inseln ist eine
beträchtliche Menge von attischen Grab- nnd Heroenreliefs sowie von getreuen
Nachbildungen solcher verstreut. Unfertige Stücke erweisen das Vorhandensein
attischer Werkstätten und sowohl die allmähliche Lockerung der Überlieferung wie
andererseits gelegentliches zähes Festhalten daran zeigen anschaulich, daß die
bekannte Tätigkeit der großen Attiker in Kleinasien von einer allgemeinen Bewegung
getragen war. Athen gab in klassischer Kunst zurück, was es in archaischer
empfangen hatte; mit diesem Höchsten war seine eigene Fruchtbarkeit erschöpft.
Die Folgezeit steht zum zweitenmal unter dem Zeichen der ostgriechischen Kunst,
und die erhaltenen Grabsteine sind trotz oder gerade wegen ihrer Unscheinbarkeit
zuverlässige Zeugen der weiten Ausbreitung des kleinasiatischen Einflusses. Darauf
einzugehen wäre verfrüht und hier nicht am Platze; es soll nur das Ganze gekenn-
zeichnet werden, dem unsere Einzeluntersuchung dient.

Zu dem Folgenden ist noch zweierlei zu bemerken. Die Einteilung folgt
dem Beiwerke, welches den Ausgangspunkt der Untersuchung bildet. Die Be-

p Daß solche Datierungen in hellenistischer und
frührömischer Zeit stets nur für ganze Denk-
mälergattungen verbindlich sind, brauchte nicht
hervorgehoben zu werden, wenn nicht neuerdings

vielfach Stil- und Qualitätsunterschiede einzelner
Werke sehr zuversichtlich in Zeit- und Orts¬
bestimmungen umgesetzt würden.
 
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