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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 2
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 1, Die Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0104
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Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

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und Basen verschiedener Form mit den Figuren verbunden, daß die Frage berechtigt
ist, ob darin nicht wenigstens teilweise auch Grabmäler zu erkennen sind. — Wir
beginnen mit der schon erwähnten Gruppe aus Priene 223 : vor einem hohen Pfeiler,
der von einem Pinienzapfen bekrönt wird, steht ein kleiner Eros und hält eine
Weintraube über einem Hahne hoch. Das Grabmal ist als solches unverkennbar;
daß der kleine Eros mit der Traube ein toter Knabe ist, bedarf nach dem, was
wir vom dionysischen und erotischen Totenthiasos wissen, keines Beweises. Eine
andere Terrakotte 224 zeigt vor einem ähnlichen Pfeiler oder einer Stele mit rad-
förmiger Verzierung ein Knäbchen, das eine Ente mit Trauben füttert. Die Ver-
wandtschaft solcher Darstellungen mit unserem Grabrelief mit der Herme Tafel 5
wurde oben betont; im einzelnen ist zu diesem Relief eine ganze Typenreihe von
Terrakotten zu vergleichen 225. Ähnlich ist auch das auf der τράπεζα sitzende Knäbchen
auf dem Grabstein Abb. 15; der größere Bruder läßt wieder sein Hündchen nach
der Weintraube springen, daneben steht die Herme; auch diese Gruppe findet sich
unter den Terrakotten 226. Unverkennbar ist der sepulkrale Charakter, wenn Eros
den Seelenschmetterling auf einem Altar vor einem kleinen Pfeiler verbrennt 227.
Erwähnt wurde bereits die Terrakotte, welche neben einem Mädchen eine Säule
mit einer Mädchenstatuette auf hohem Sockel zeigt2'8: offenbar ist die Tote neben
ihrem Grabmal dargestellt. Auch eine auf Grabreliefs mehrfach begegnende h'igur229,
der Jüngling in langer Chlamys mit Bogen und Köcher auf dem Rücken, findet
sich unter den Terrakotten auf eine archaistische bärtige Herme gelehnt 230. Schließ-
lich sei auf einige Terrakotten hingewiesen, bei welchen Figur und Herme einander
auffällig ähneln. So steht einmal neben einer jugendlichen bekränzten Herme ein
nackter bekränzter Knabe231, ein andermal ein Eros im Mantel neben einer jugend-
lichen Mantelherme232. Hierher gehören offenbar auch einzelne tanagräische Typen,
z. B. ein meist bekränzter Knabe in Mantel und Stiefeln, der vor einer bärtigen
Herme sitzt 233. Die Hermen sind teils jugendlich, teils bärtig und archaistisch, ver-
einzelt auch mit Polos wie auf unserem Relief Nr. 15 (Abb. 13). Einmal findet sich
eine bartlose Heraklesherme neben einem Eros 234.
Bei der Mehrzahl der angeführten Terrakotten ist es unzweifelhaft, daß
Pfeiler, Säulen, Hermen, Basen Grabdenkmäler sind 230. Man wird diese Erklärung
auf alle sepulkralen Terrakotten ausdehnen dürfen mit dem Vorbehalte, den die
Arbeitsweise der Handwerker bedingt. Die Pfeiler und Säulchen, die sich in Haus

223) Priene S. 342 Abb. 395.
224) Typenkatalog II S. 287, 3.
225) Ebenda S. 278 t.
226) Ebenda S. 282, 7; 281, 4.
227) Ebenda S. 348, 6.
228) Ebenda S. 84, 7.
229) Z. B. Smyrna, Phot. G. R. 554 5 Oxford, Ashmol.
Mus. Phot. W. A. 3; Michaelis A. Μ. S. 588
Nr. 205. Unten abgebildet.
Jahrbuch des archäologischen Instituts XX.

23°) Typenkatalog II S. 255, 1.
231) Ebenda S. 244, 6.
232) Ebenda S. 239, 11.
233) Ebenda S. 256, 2, 3; 257, 2; vgl. 258, 1.
234) Ebenda S. 248, 3.
235) Vgl. auch die Klagefrauen am Grabe, ebenda
S. 108, 2, 3 (Furtwängler, Samml. Saburoff I
zu T. 15).

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