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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 2, Die Bezirke und Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0134
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Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs.

reliefs vierten Jahrhunderts nachweisen244. Am Telephosfriese bezeichnet der Vorhang
das Brautgemach, auf den Ikariosreliefs und auf anderen Schreiberschen Relief-
bildern245 sowie auf pompeianischen Gemälden schließt er oft einzelne Teile von
heiligen Bezirken oder auch von Haus und Hof ab. Auf einem pompeianischen
Bilde ist genau wie auf den Totenmahlreliefs hinter der Kline des Achilleus ein
Vorhang an zwei Bäumen befestigt 246. Rein typisch erscheinen Tücher wie auf
unserem Relief Nr. 8 am Fries des Nervaforums 247.
An die Rolle, welche der Vorhang zumal als improvisierte, doch auch als
dauernde Wand im Süden noch heute spielt, braucht kaum erinnert zu werden.
Man bedarf seiner wenigstens im Sommer viel nötiger als des Daches. Der ent-
wickelte Zeltbau greift stark in die große Architektur über, wie z. B. der Säulensaal des
Xerxes und das Zelt des Ptolemäos zeigen 248. Bei letzterem waren die überwölbten
Rück- und Seitenschiffe, in welchen die Klinen standen, durch Vorhänge abge-
schlossen; es bot sich also ein ganz ähnliches Bild wie auf unseren Totenmahl-
reliefs. Rein dekorativ waren die am Scheiterhaufen des Hephästion zwischen den
Penterenproren ausgespannten Purpurdecken 249.
So wurde der Vorhang ein fester Bestandteil der landschaftlichen Typik.
Seine besondere Bedeutung auf unseren Grabreliefs wird unten im Zusammenhänge
besprochen werden.
MAUERRAND UND GESIMS.
Viele ostgriechische und ganz wenige Grabreliefs von anderer Herkunft250
zeigen hinter den Figuren ein Gesims oder einen unprofilierten Mauerrand, worauf
die selben Gegenstände zu stehen pflegen, die wir als Epitheme der Grabpfeiler
kennen gelernt haben. Bei Totenmahlen erscheinen neben diesen oder allein Waffen;
einzelne, wenn nicht alle Rüststücke schweben oberhalb des Mauerabsatzes, Schild
und Harnisch pflegen teilweise unter dem Gebälk des Bildrahmens zu verschwinden;
oft schaut der Pferdekopf, bisweilen der Baum mit der Schlange herüber. Die
Schlange ringelt sich öfters von der Mauer herab.
Einer Übersicht der Reliefs wird es gut sein, einige Vorfragen voranzustellen.
Denjenigen Reliefs nämlich, auf welchen ganz offenbar eine Umfassungsmauer
dargestellt ist, stehen solche gegenüber, bei denen man eher eine Innenwand mit
bordartigem Gesims, wie es z. B. in Priene allgemein üblich war, zu sehen meint251.

244) Friederichs-Wolters Nr. 1062, Sybel Nr. 326;
Röm. Mitt. 1894 S. 66 ff., 1901 S. 260 (Amelung).
245) T. 38 ff., 60, 70, 86.
246) Monumenti III 21.
247) Monumenti X 41. Später häufig auf Sarkophagen.
248) Perrot-Chipiez V T. IV—VI; Athenaeus V 196,
vgl. Studniczka, Gött. gel. Anz. 1901 S. 548,
Tropaeum Traiani S. 62.
249) Diodor XVII 115.
25°) Aus Thasos: Ottoman. Mus. Nr. 377» Phot. 131.
Aus Naxos: Athen, Nat. Mus. Inv. v. Kumanudis

Nr. 4090, Phot. G. R. 528. Der Herkunftsort
braucht nicht notwendig der Fundort zu sein.
Unbekannter Herkunft ist der Grabstein der
Athenerin Krino in Verona, Dütschke IV Nr. 392,
Phot. G. R. 656 (aus Rhencia??). Hierher zu
gehören scheint auch das alexandrinische Relief
mit zweifarbigem Hintergründe, Athen. Mitt.
1901 S. 268 Nr. 7.
251) Die Möglichkeit, daß eine Außenwand mit Ab-
satz oder teilendem Gesims gemeint sei, kommt
schwerlich in Betracht.

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