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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 2, Die Bezirke und Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0162
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Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriechisclien Grabreliefs.

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der Kline, genau wie bei den Totenmahlreliefs386. Auf dem Schreiberschen Relief
Tafel 40 erscheinen ein Tempel und eine Säule mit Vase hinter einer Temenos-
mauer; an dieser und an einem Baume ist der Vorhang befestigt; dabei steht ein
kleiner Pfeiler mit einem Charitenrelief. Die Szene des Menanderreliefs, Tafel 84,
spielt sich in einem Peribolos mit Torbau ab; auf der Mauer stehen Tympana und
Vasen. Ein ähnlicher ländlicher Peribolos, durch dessen Tor ein Baum wächst, ist
auf dem Relief Tafel 80 dargestellt. Tafel 79 zeigt auf einem Vorgebirge an der
Hafeneinfahrt zwei Aediculen, einen Pfeiler mit Urne und einen Baum; darum weidet
eine Herde. Dies Relief wurde oben bereits herangezogen gelegentlich der Fest-
stellung, daß Pfeiler mit Vasen auf zahlreichen Reliefbildern und Gemälden im
verschiedensten Zusammenhänge auftreten; wir folgerten, daß sie zu einem festen
Bestandteil der landschaftlichen Typik geworden und daß Gräber und Heiligtümer
in gleicherweise am Entstehen dieser Typik beteiligt seien 387. Es zeigt sich jetzt,
daß der Schluß verallgemeinert werden darf. Pfeiler und Säulen mit Vasen und
allerlei Weihgaben, Hermen und Statuen, Altäre und Opfertische, Bäume und
Vorhänge, Temenosmauern mit Toren und Bauten verschiedener Art bis zu Tempel
und Säulenhalle sind den Heiligtümern der .Götter und denen der Toten gemeinsam;
es ist bezeichnend für die hellenistische Zeit, daß ein Heroon wie das des Antigonos
in Knidos in seiner reichen Ausstattung hinter manchem bedeutenden Heiligtume
nicht zurückstand 388. Heiligtümer und Friedhöfe bestimmten in hohem Maße den
Eindruck der Landschaft; ähnlich wie sie einander waren, mußten sie die Künstler
in der steten Wiederkehr ihrer Bestandteile zur Schaffung jener festen landschaft-
lichen Typik veranlassen 389.
Wie eng sich die Sepulcralbilder mit anderen berühren, ist hiermit genug
dargetan 390; es sei nur noch auf weniges hingewiesen. Die Ikariosreliefs sind den
samischen und ähnlichen Totenmahlen nahe verwandt. Einige der Grabreliefs mit
Hermen sind von palästrischen Weihungen kaum zu unterscheiden391. Die Etrusker
ahmen hellenistische Vorbilder wahllos nach 392. Besonders lehrreich schließlich ist
der Vergleich des Schreiberschen Reliefs Tafel 76 mit einem Grabrelief aus Smyrna 393 :
der gleiche Typus ist mit einigen Verschiedenheiten im einzelnen hier als Grabmal,
dort als Genrebild verwendet 394.

386) Monumenti III 21.
387) Oben S. 63.
38S) Kaibel Nr. 781.
389) Die Haupttypen hielten sich durch das ganze
Altertum; das zeigt ein Blick auf die Sarkophage
der späteren Kaiserzeit.
39°) Das gleiche kann man schon an den unter¬
italischen Vasenbildern beobachten: man ver¬
gleiche z. B. das Heiligtum auf der apulischen
Vase Monumenti VII 71 mit den üblichen Grab-
darstellungen (s. dazu Löwy, Eranos Vindob.
S. 269 ff.)

391) Siehe oben S. 82.
392) Vgl. Schröder, Studien S. 32, 3.
?93) Berlin, Katal. Nr. 809. Dies Relief ist ein
Nachkomme jener Gattung von Jägerreliefs
fünften Jahrhunderts, die den Heros meist reitend
zeigen (Furtwängler, Samml. Saburoff I S. 37);
bei einzelnen steht er neben dem Pferde wie
auf unserem Relief (z. B. W. A. Postolakkas Phot.
Athen privat 192, aus Megara).
394) Vgl. auch das karthagische Sepulcralrelief Gaz.
arch. X T. 18, 3 mit der Silbervase von Bernay,
a. a. O. S. 136.
 
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