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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Pfuhl, Ernst: Das Beiwerk auf den ostgriechischen Grabreliefs, 2, Die Bezirke und Bauten
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0163
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154

Pfuhl, Das Beiwerk auf den ostgriecliischen Grabreliefs.

Die Anfänge dieser Entwicklung liegen in Attika 395. Attische Weihreliefs
zeigen schon im fünften Jahrhundert Pfeiler und Säulen mit Gebälk und kahle Baum-
stämme als Andeutungen von Tempel und Hain; im späteren vierten Jahrhundert
treten Vorhänge und Pfeiler mit Weihreliefs auf und in frühester hellenistischer Zeit
finden wir bereits auf einem Kybelerelief die halbgeöffnete Tür, durch welche
Adoranten eintreten, genau wie auf dem Totenmahlrelief Abb. 21 396.
Unsere Grabsteine sind die unmittelbaren Nachkommen jener attischen Weih-
reliefs; wie das attische Handwerk an der kleinasiatischen Küste Fuß faßte, ist in
der Einleitung angedeutet worden. Ebenso klar zutage liegen aber die Beziehungen
zu den Schreiberschen Reliefbildern; wir gewinnen damit neue Gesichtspunkte zu
deren Beurteilung. Auf den Versuch, in ihnen selbständige Erzeugnisse römischer
Kunst zu sehen, braucht nicht mehr eingegangen zu werden. Viele sind zwar in
Italien hergestellt worden, aber nur als Kopien und als freie Nachbildungen im Sinne
pompeianischer Gemälde. Für den hellenistischen Ursprung der Vorlagen sind
unsere Grabreliefs ein neues Zeugnis. Sie bezeugen aber nicht minder, daß man
den Ursprung des ,Reliefbildes’ nicht in Alexandreia suchen darf. Kein einziges
Bruchstück eines solchen ist bisher in Alexandreia gefunden worden; kein einziges
alexandrinisches Grabrelief zeigt auch nur Anklänge 397. Dagegen haben wir im klein-
asiatischen Kulturkreis jene große Gruppe von Grabreliefs, die trotz geringeren
Kunstxvertes und offenbaren Festhaltens an der attischen Überlieferung doch aus
dem gleichen Typenvorrat schöpfen, haben den Telephosfries und zum Beweise
dafür, daß man sein Zeugnis mit Unrecht zu entkräften sucht — das landschaftliche
Element tritt in der fortlaufenden Geschichtsdarstellung selbstverständlich weniger
hervor als auf ganz oder teilweise genrehaften Bildern — die Bruchstücke Schreiber-
scher Reliefs aus Pergamon und Tralles 398. Auch die Wandinkrustation, von welcher
das Reliefbild übrigens durchaus nicht abhängt, tritt in Kleinasien schon in der
ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts auf399. Alles dies — soweit es überhaupt
möglich wäre — für alexandrinischen Einfluß zu erklären, wird niemand wagen; und
geschähe es doch, so bedarf es dagegen nur eines Hinweises auf die kleinasiatischen
Wurzeln des landschaftlichen Reliefs. Die Städtebilder von Pinara 400, die Friese des
Heroons von Giölbaschi und des Nereidenmonumentes — Nachkommen der baby-

395) Röm. Mitt. 1894 S. 66ff., 1901 S. 20off. (Ame-
lung). Weitere Abb. bei Svoronos-Barth, Na-
tionalmuseum T. 36, 38, 39. Vgl. auch Millin,
Voyage au midi de la France II T. 31, 4 u. a. m.
396) Mon. grecs 1881 T. 2.
397) Athen. Mitteil. 1901 S. 258 ff.
398) Athen. Mitt. 1904 S. 189, vgl. S. 192 (Altmann);
B. C. H. 1904 T. 7, S. 71 ff. (Edhem Bey). Vgl.
auch den Glaspinax aus Pergamon, Conze, Klein-
funde S. 9. Feine Beobachtungen und wohl-
erwogene Folgerungen bei Zahn, Priene S. 417 f.
Anm.
3") Vitruv II 8, 10; Plinius Nat. hist. XXXVI 47

(Palast des Mausolos). Vgl. Dragendorff, Bonner
Jahrb. 1898 S. 108. Wir haben also die echte
Inkrustation schon vor der Gründung Alexandrias
in Karien, später in Pergamon (Nischenbau)
und Amasia (Gräber), sowie die Nachahmung in
Stuck als allgemeine Wandverzierung in Priene,
Pergamon, Delos. Trotzdem soll aber der
erste Stil von Alexandreia aus verbreitet sein —
weil das Alexandermosaik von einer Nilland-
schaft umrahmt ist und weil die Ornamentik
der hellenistischen Kleinkunst viel Ägyptisches
enthält.
4°o) Beste Abbildung Reisen I 54.
 
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