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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr.3
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Six, Jan: Pausias
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0165
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I ^6 Six, Pausias.

Als ich aber später im
British Museum die Reste jenes
Deckengemäldes und die danach
gemachte Zeichnung sah, war
auch mein erster Eindruck, daß
dieses Werk dem fünften Jahr-
hundert angehören müsse, und
ich habe mich gefragt, ob wir
nicht vielleicht vom Vertrauen in
die Nachricht des Plinius über-
haupt abstehen müßten.
Es kam noch hinzu, daß
in Thessalien das Fragment einer kassettierten Decke gefunden wurde, mit Reliefs in
den Lacunaria, ein Profilkopf eines Jünglings und ein de face dargestelltes Gorgo-
neion. Den Profilkopf hat Brunn, weil er ihn bloß aus einem Papierabklatsche kannte,
entschieden zu früh angesetzt4. Darauf hat schon Wolters5 hingewiesen, aber sein
Vergleich6 mit dem Apollo aus dem Olympieion scheint mir in noch viel zu frühe
Zeit zu verweisen. Wenn ich vielmehr den Gesamteindruck der Platte mit den
Efeuranken und dem Gorgoneion und besonders die ganz unorganisch angebrachten
Kasettierungen betrachte, so erhalte ich den Eindruck, daß hier eine sehr späte Arbeit
vorliege. Das Gorgoneion kann jedenfalls schwerlich älter und leicht sehr viel jünger
als das vierte Jahrhundert sein. Auf die scheinbar altertümliche Überschneidung
des unteren Augenlides von dem oberen am Profilkopfe7 komme ich unten zurück.
Daß Plinius nur von Bemalung an Kassetten spricht und nicht von Reliefschmuck
redet, brauche ich also nicht zu beweisen, und ich würde es auch nicht für zulässig
halten, da ich fest überzeugt bin, daß diese Dekoration nur auf bemalte Vorbilder
zurückgehen kann.
Mein zweiter Eindruck bei dem Anblick der Malerei von Xanthos war die
Erinnerung an den de face dargestellten Frauenkopf auf einem obscönen Spiegel,
den ich vor etwa zwanzig Jahren in Paris gesehen und von welchem mir Eichler
eine kleine, ganz ungenügende Abbildung geschenkt hatte.
Ich werde darauf unten zurückkommen, aber da die Ähnlichkeit bei näherem
Vergleich sich auf den allgemeinen Eindruck beschränkt und nicht bis in Einzel-
heiten durchzuführen ist, muß ich vorderhand andere Mittel zur Einreihung und
Datierung dieser Reste eines ehemaligen Gemäldes heranziehen.
In dem Britischen Museum sind Fragmente von fünf Doppelkassetten des Xan-
thischen Heroon untergebracht worden (Br. Mus. Cat. Nr. 934), die alle mehr oder
minder deutlich die Einrahmung des Feldes durch gemalte Astragal- und Eierleisten
zeigen. Zeichnung und Durchschnitt der Profilirung schickte mir Cecil Smith. (Abb. 2.)


4) Athen. Mitt. VIII, S. 96 ff., T. VII.
5) Athen. Mitt. XII, S. 80.
6) Athen. Mitt. XV, S. 206, Note.

Abgebildet bei Heberdey, Athen. Mitt. XV,
S. 206. Der Profilkopf einzeln, T. IV, 2.
 
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