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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Engelmann, Richard: Zu den Phoenissen des Euripides
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0189
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ι8ο

Engelmann, Zu den Phoenissen des Euripides.


d'un vase qtti existe, brise en plusieur s mor ceaux, dans le couvent de Saint-Phi-
lippe de Neri, a Naples. Dort war sie noch von Zangemeister im Jahre 1871 gesehen
worden (Arch. Zeit. XXX 1872, 93), aber seitdem schien sie verschollen, nach S. Reinach
Rep. d. vases I 351. Und doch befindet sie sich noch an derselben Stelle, wo Zange-
meister sie gesehen hat. Das scheinbare Verschwinden erklärt sich einfach daraus,
daß man bei den Frati Gerolimini, so werden sie in Neapel allgemein genannt, aus
baulichen Gründen einen neuen Lesesaal eingerichtet, den alten dagegen unzugäng-
lich gemacht hat; in dem alten steht die Vase sorgsam befestigt auf einer runden
Basis, ebenso wie eine andere weiter unten genauer zu erwähnende; noch andere
Vasen sind außen an der um das Zimmer herumlaufenden Galerie angebracht, so
daß infolge ihrer Stellung eine genaue Besichtigung und Beschreibung unmöglich
ist, doch verliert die Wissenschaft dadurch nichts, da die Darstellungen nur die auf
unteritalischen Vasen so gewöhnlichen Grabesszenen enthalten. Dagegen verdient
die erste Vase eine genauere Betrachtung. Die Publikationen von Gori und Passeri,
und damit auch die darauf beruhende von Dubois Maisonneuve, sind vielfach unge-
nau, ja falsch; besser ist die vom Duc de Luynes gegebene, doch ist sie zu klein,
um allen Anforderungen zu entsprechen. Die auf Taf. 7 hier gegebene, nach einer
Photographie von Μ. Lübke gezeichnete Abbildung bietet genügende Gewähr, um
den folgenden Ausführungen zugrunde gelegt zu werden.
Die Form der Vase geht aus der Abbildung genügend hervor. Die beiden
Henkel sind oben auf beiden Seiten mit jugendlichen de face dargestellten Köpfen
versehen, aus deren Stirn zwei anliegende Widderhörner hervorsprießen; man kann sie
wegen der fehlenden Schlangen nicht gerade als Gorgonenhäupter bezeichnen, obwohl
sie ihrer ganzen Bildung nach diesen am meisten gleichen. Da, wo die Henkel am
Bauch des Gefäßes aufsitzen, gehen sie in Schwanenhälse (nicht Schlangen) über.
Der überhängende Rand des Gefäßes ist mit einer jonischen Blattreihung verziert,
darauf folgt ein Streifen mit Rankenspiralen. Der Hals ist oben mit einem gemalten
Perlstab geschmückt, unter dem auf der Vorderseite ein Streifen mit Rosetten folgt,
an deren Stelle auf der Rückseite ein Wellenornament tritt. Darunter folgt auf der
Vorderseite zwischen zwei emporsprießenden Pflanzen (es scheint Lorbeer gemeint
zu sein), während die Rückseite mit Arabesken und Rosetten verziert ist, der nach-
her genauer zu schildernde Amazonenkampf. Die Schultern des Gefäßes sind vorn
man könnte sagen mit Triglyphen und breiten Metopen verziert, von denen jede von
einer Palmette ausgefüllt ist; auf der Rückseite treten dafür eng aneinandergereihte
Blätter ein; darunter folgt eine ringsum durchgeführte jonische Blattreihung. Der
Bauch des Gefäßes ist auf Vorder- wie auf Rückseite von einer figurenreichen Kom-
position eingenommen, die durch Palmetten (unter den Henkeln) getrennt sind. Ein
Streifen mit Mäanderschema bildet nach unten den Schluß.
Der Hals zeigt also einen Amazonenkampf. Eine in der gewöhnlichen
Tracht dargestellte Amazone (Anaxyrides, Ärmelchiton, flatternde Chlamys, die Alo-
pekis auf dem Haupte) ist im Begriff, von ihrem zusammenbrechenden Pferde, einem
Schimmel, herabzuspringen; sie hat den Zügel fahren lassen, der in Windungen von
 
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