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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Engelmann, Richard: Zu den Phoenissen des Euripides
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Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0197
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ι88

Kjellberg, Klazomenische Tonsarkophage.

die Göttin Θήβη als Zuschauerin dem Kampfe beiwohnt, könnte allerdings zur Ver-
gleichung mit den auf unserer Vase dem Kampfe beiwohnenden Frauen herangezogen
werden) kann hier beiseite gelassen werden.
Die Rückseite der Vase zeigt die gewöhnlichen bacchischen Figuren, einen
Satyr mit Tympanon und Weinkanne, Frauen mit Tympanon und Spiegel, oder
mit flachen Körbchen oder Cisten in der Hand, Gestalten, denen G. Patroni wohl
ohne Grund eine tiefere Bedeutung zuzuschreiben versucht hat. — Die zweite
noch unten im Saal der Bibliothek aufgestellte Vase von gleicher Größe zeigt auf
der Vorderseite am Hals des Gefäßes einen weiblichen Kopf innerhalb kunstreich
verschlungener Arabesken; der Bauch der Vase ist mit einem der gewöhnlichen
Grabtempel verziert, innerhalb dessen ein Jüngling mit seinem Rosse steht; er hält
in der vorgestreckten 1. Hand einen Kranz, mit der r. Hand hat er seinen Speer
gefaßt. Um dies Grabmal herum sitzen und stehen die gewöhnlichen Figuren mit
den üblichen Grabesgaben. Die in der Höhe der mittleren Wand an der Außenseite
der Galerie angebrachten Vasen sind, wie oben gesagt, wegen der ungünstigen Auf-
stellung schwer zu schildern; doch daß sie nichts besonders Wichtiges enthalten, das
läßt sich auch so mit aller Bestimmtheit behaupten.
Rom. R. Engelmann.

KLAZOMENISCHE TONSARKOPHAGE.
II.
Die auf Abb. i—4 dargestellten vier ionischen Tonsärge gehören einer anderen
Hauptgattung dieser Monumente an, als das im vorigen Jahrgang1 publizierte Stock-
holmer Exemplar, nämlich der durch die bisherigen Funde bedeutend zahlreicher
vertretenen Klasse, die uns die Fortentwicklung der altorientalischen, dem Umrisse
der menschlichen Gestalt angepaßten Sargform vor Augen führt2, und deren Exem-
plare nach Meurers Nachweis3 bei den Leichenfeierlichkeiten auf die Vorderkante
aufgerichtet zu denken sind.
Die schon vorher bekannten Särge dieser Klasse zeichnen sich mit nur
wenigen Ausnahmen in bezug auf die gemalte Dekoration durch einen stilistischen
Dualismus aus4, der in der Periode des griechischen Archaismus nichts Ungewöhn-
liches ist5. Während die Malereien am Kopfstücke dieser Tonsärge in der Silhouetten-

*) S. 151 ff.
2) Winter, Arch. Anzeiger 1898, 175 f.
3) Jahrbuch des Instituts XVII, 1902, 65 ff. — Ob
Murray mit seiner Vermutung, Terracoita sarco-
phagi 19, dies Aufrichten der Särge sei auf den
Wunsch zurückzuführen, bei der Leichenfeier die
Hadespforte durch die Öffnung des Sarges an-
zudeuten und zu veranschaulichen, das Richtige

getroffen, bleibt mir trotz der Ausführungen
Loeschckes, Aus der Unterwelt, Dorp.Progr. 1888,
sehr zweifelhaft.
4) Vgl. Pottier, Bull, de corresp. hell. XVI, 1892,
246; Joubin ebenda XIX, 1895, 72E 79ff.;
Winter, Jahrbuch des Instituts XV, 1900, 90.
5) Vgl. die Übergangsperiode zwischen der schwarz-
und der rotfigurigen Technik in der attischen
 
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