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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0201
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Kjellberg, Klazomenische Tonsarkophage.

Die Palmettenfüllung tritt ja in der samischen Ornamentik vereinzelt auf17,
scheint aber im großen und ganzen dieser Stilrichtung nicht geläufig gewesen zu
sein. Auch dem rhodisch-altmilesischen Dekorationsstil ist sie nicht ganz fremd18,
wenn sie auch in dem Hauptdekorationsmotiv der diesem Stil angehörenden Gefäße,
der Blütenknospenkette, vermieden wird. Dagegen ist diese Form des Lotosornaments
bei der Verzierung einer kleinen Gruppe von ostgriechischen Tellern mit jederseits
ausgeschnittenem Rande, die man gewöhnlich der rhodisch-milesischen Keramik
zugewiesen hat, ausgiebig verwendet worden19. Unserem Sarkophag stehen sie in
bezug auf den ganzen Charakter der gemalten Dekoration sehr nahe.
B. (Abb. 2) im Nationalmuseum zu Stockholm20. Auch dieser Sarg zeichnet
sich durch seine sehr langgestreckte Form aus.
Wenn man hinsichtlich der gemalten Dekoration schwanken könnte, in welche
der ostgriechischen Stilgattungen man A unterzubringen habe, ist ein derartiger
Zweifel, was B betrifft, kaum statthaft. Dieser Sarg weist nämlich im Gegensatz
zur Mehrzahl der klazomenischen Sarkophage einen durchaus einheitlichen Stil und
zwar denjenigen der altmilesischen Vasen auf. Das Kopfstück ist nicht, wie gewöhn-
lich, mit mythologischen oder dem täglichen Leben entnommenen, schwarzfigurigen
Darstellungen, sondern mit denselben altmilesischen Tierbildern geschmückt wie
das Fußstück. In die oberen kleinen viereckigen Felder, welche die Dekoration
der Langseiten von derjenigen der Kurzseiten trennt, ist je ein geradeaus blickender
Steinbock21 hineingemalt, in die entsprechenden unteren je eine zweiblättrige Lotos-
blüte, von Knospen eingefaßt. Der Reichtum an Füllornamenten, die mit einer
minutiösen Sorgfalt ausgeführt sind, ist sowohl in diesen kleineren wie in den
größeren Bildfeldern am Kopf- und Fußstücke auffallend groß.
Die Form der hohen, zweiblättrigen Lotosblüte, welche in der griechischen
Stilisierung mit der Palmettenfüllung gleichwohl den ägyptischen Urtypus durch-
blicken läßt22, kehrt nur wenig modifiziert auf einem klazomenischen Sarkophag im
British Museum wieder23. Diese hohe, aber durchaus organische Form mit ihrem
edel geschwungenen Profil weicht nicht unwesentlich von dem gewöhnlichen Typus
des rhodischen oder altmilesischen Lotosornaments ab24. Die nächste Analogie
bieten, so weit ich das Material überblicke, die chalkidischen Vasen, die am Halse

17j Boehlau a. a. O. 54, Fig. 22.
18) Vgl. Longperier a. a. O. PI. 53; Salzmann a. a. O.
Pi· 32> 37; Flinders Petrie, Naukratis I PI. 7, 7.
19) Salzmann a. a. O. PI. 52; Pottier, Vases antiques
du Louvre PI. 12, A 309; Furtwängler, Berl.
Vasensammlung Nr. 300.
20) Inv. Nr. 1671. Länge 2,15 m. Breite am Kopf-
ende 0,74 m, am Fußende 0,68 m.
21) Oft ist das in den kleinen viereckigen Bild-
feldern der Sarkophage gemalte Einzeltier mit
zurückgewendetem Kopf dargestellt, vgl. Ant.
Denkmäler I Taf. 44, 45; II Taf. 27, 1 Nr. 3,
wie auf den geschnittenen Steinen des siebenten

Jahrhunderts, vgl. Furtwängler, Die ant. Gemmen I
Taf. V 2, 3, 15, 22, 23, 26; III S. 71.
22J Vgl. Perrot-Chipiez a. a. Ο. II 319.
23) Walters, History of ancient pottery I PI. XXVII.
Die etwas schlankere, mehr schematisch ausge-
führte Lotosblüte bildet hier die Mitteldekoration
des Kopfstückes. Sie ist von zwei großen, von
Doppelvoluten getragenen Palmetten eingefaßt.
21) Die samische Lotosblüte ist ja auch schlanker
als die altmilesische, aber jene ist, wie auch die
verwandte der spätmilesischen Gattung (vgl.
Boehlau a. a. O. 67) eine verflüchtigte, fast ent-
artete Form, während die Lotosblüte unseres
 
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