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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Kjellberg, Lennart: Klazomenische Tonsarkophage, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0207
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198

Kjellberg, Klazomenische Tonsarkophage.

verhältnismäßig großen Palmetten als Zwickelfüllung an jeder Seite begrenzen und
abschließen, sind die beiden am oberen Ende des Sarges von einem männlichen
und einem weiblichen Profilkopfe, die beiden unteren von einer großen, aus Voluten
herauswachsenden Palmette ausgefüllt. Zwischen das Tierbild des Fußstückes und
diese Palmetten ist ein Punktnetzstreifen eingeschoben, dem in der oberen Sarkophag-
partie ein kleiner Eierstab entspricht. Die Bildflächen sind, abgesehen von der-
jenigen des Fußstückes, von kleinen Bändern mit einem aufgelösten Mäandermuster
eingefaßt.
Der langgestreckte männliche Kopf hat, wenn ich richtig sehe, hinten nach
der Art des Krobylos aufgenommenes und zusammengebundenes Haar50, zum Teil
rasierte Oberlippe51 und spitzen Kinnbart. Die kräftige Braue folgt genau dem
oberen Lide des großen, linsenförmigen, etwas schief hineingestellten Auges mit
der sehr großen Pupille. Vom weiblichen Kopfe ist die Nase mit der äußeren
Mund-52 und Kinnpartie zerstört. Das Auge hat dieselbe Form, dieselbe große
schwarze Pupille und dieselbe scharf gezogene Braue wie am männlichen Kopf.
Das Haar wird von einem breiten, quergestreiften Reifen zusammengehalten, der über
der Stirn diademartig sich erweiternd drei kleine Stäbe oder Blätter zu tragen scheint.
Der Haarkontur ist, wie so oft an den archaischen Frauenstatuen53, wellig oder
zackig. Unterhalb des Ohrschmucks, der aus einer runden und einer länglichen
Scheibe54 besteht, welche zusammen das Ohr vollständig verdecken, trennt sich
eine einzelne, dünne Locke von der übrigen Haarmasse ab. Am Halse ist der
Rand des Chitons und des auf der linken Schulter aufliegenden Himations sichtbar55.
An dies Exemplar schließen sich einige andere klazomenische Tonsärge an, die
gleichfalls am Kopfstück das gewohnte rhodisch-altmilesische Motiv der Löwenjagd
aufweisen, aber wie D durch die flüchtige Zeichnung der weniger zahlreichen und
mehr stereotypen Füllornamente die allmähliche Auflösung des strengen und reichen
rhodisch-altmilesischen Stils bekunden.
Außer dem hier publizierten Sarkophag D, den ich innerhalb dieser kleinen
Gruppe mit a) bezeichne, sind mir folgende drei bekannt:

3°) Vgl. Jahrbuch des Instituts XI, 1896, 290,
Fig· 28, 29.
51) Einen stehen gelassenen Rest des Schnurrbartes
muß man wohl in der von dem Nasenflügel
ausgehenden dünnen Linie erblicken, wie auch
auf den Kriegerköpfen des Londoner Sarges aus
Rhodos, Murray, Terracotta sarcophagi in the
British Museum PI. VIII, und des Berliner weiß-
figurigen Sarges, Ant. Denkmäler II Taf. 25.
52) Der Mundwinkel ist noch sichtbar. Er zeigt,
daß das archaische Lächeln diesem Kopfe fremd
gewesen ist.
53) z. B. an der sog. Aphrodite mit der Taube in
Lyon (Collignon, Hist, de la sculpt. grecque I 190,
Fig. 90) und an den meisten der archaischen
Frauenstatuen von der Akropolis zu Athen.

59 Diese ist mit einfachen Randstrichen, die untere
runde Scheibe mit einem Kreuze und vier
Punkten verziert.
5S) Es verdient vielleicht in diesem Zusammenhang
Beachtung, daß die archaischen Frauenstatuen
von der Akropolis zu Athen als Regel den
Mantel auf der rechten Schulter tragen. Da-
gegen zeigen mehrere ionische Denkmäler der-
selben Periode, wie z. B. der oben genannte
Aphroditetorso, eine Terrakottastatuette aus
Rhodos (Collignon a. a. O. 189 Fig. 89) und
eine der Nymphen auf dem Nymphenrelief von
Thasos im Louvre (ebenda 276, Fig. 139), die
von unserem Sarkophagbild vertretene Art, das
Obergewand zu tragen.
 
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