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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 20.1905

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Nr. 4
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Weber, Georg: Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.47181#0212
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Weber, Wasserleitungen in kleinasiatischen Städten.

Da der Gipfel des Stadthügels nur 30 m über dem Sattel liegt,
der Druck also nur 3 Atmosphären betrug, so ist anzunehmen,
daß die Leitung aus einem Strang von Tonröhren bestand, der
durch eine Reihe von Lochsteinen auf der Mauer festgehalten
wurde. Wie die Leitung in die Burg eintrat, ist nicht mehr zu
ersehen: Zerstörung und Wiederaufbau, bis in byzantinische Zeit,
haben hier alles verschwinden lassen. Die spätere Cisterne zeigt
auch, daß die Druckleitung früh aufgegeben wurde; man brauchte
das Wasser in der Unterstadt. Tatsächlich wird heute noch
die Stadt Magnesia über diesen Sattel mit dem nötigen Wasser
versorgt. Zwei gewöhnliche Tonrohrleitungen gehen, je an der
Seite, daran entlang, und nachdem sie in starkem Fall die
Berghalden hinuntergezogen, münden sie im Osten und WTesten
in die Stadt ein.
In welche Zeit ist nun diese Hochdruckleitung zu verlegen? doch wohl nur
in die hellenistische, wenn nicht in eine noch frühere, in der jenes Παλαιμαγνησια noch
so wichtig war. Unter römischer Herrschaft entwickelte sich die Stadt, im Geiste
der Zeit, am Fuße des Berges; da war eine solche Anlage ausgeschlossen. Als
dann die Byzantiner sich wieder hoch oben auf dem Berge befestigen mußten, griffen
sie zu ihren Cisternen für den höchsten Teil der Burg.
THYATEIRA.
Die Lage dieser Stadt, in der Ebene, erforderte zu ihrer Wasserversorgung
bloß gedeckte Kanalleitungen. Die meisten Reisenden sprechen von den klaren
Bächlein und zahlreichen Brunnen, die in den Straßen von Ak-hissar Augen und
Ohren erfreuen. Schon Rev. Smith erzählt2: »Urbs haec ingenti aquae beneficio
gäudet; illa enim per singulas plateas fluit, a vicino monte ad orientem scaturiens, et
inde per termille tubulos, si Tur cis id asserentibus credendum sit, derivata.x. Dieser
Sachverhalt war nun weiter aufzuklären. Nach Rücksprache mit den Surudjis erfuhr
ich, daß die Wasserleitung nicht östlich, sondern nordöstlich aus dem Tale von
Attaleia komme. Ich begab mich an dessen Ausgang in die Ebene von Thyateira,
der ziemlich eng ist, und nur Raum für den Lykus, die Straße und unsere Wasser-
leitung, einen in den Boden eingelassenen, ausgemauerten und mit großen Blöcken
bedeckten Kanal, bietet. An dieser Stelle, Suyudili Baschi genannt, ist eine mit
Blöcken umgebene, runde Öffnung in dem Kanal freigelassen, um als Schöpfbrunnen
zu dienen. Die Quelle selbst findet sich viel weiter oben im Tal.
Von dieser Schlucht bis zur Stadt, also auf eine Länge von etwa 10 km,
zieht nun die Leitung immer unter der Erdoberfläche hin; noch an weiteren drei
Stellen ist sie offen. An einer kam Prokesch von Osten vorbei3: »Bald darauf ritt

Μ. 1


2) Septem Asiae Ecclesiarum Notitia, p. 130, Oxford 3) Denkwürd. u. Erinnerungen aus dem Orient,
1674. Bd. III S. 63.
 
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