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Foerster, Laokoon.

berichten 3 und folgt sichtlich nur Vergils Schilderung (A. II 216), wenn er dem
Vater ein telum in die rechte Hand gibt. Ebenso Giov. de Cavalcanti, welcher am
14. hebruar aus Autopsie über die noch nicht ins ' Belvedere gebrachte Gruppe
berichtet*. Die venezianischen Gesandten aber, welche 1523, also 17 Jahre später,
die Gruppe im Belvedere sahen, als Bandinelli mit ihrer Nachbildung beschäftigt
war, sprechen nur vom fehlenden rechten Arm des Vaters, und lassen gar die rechte
Hand des älteren Sohnes den linken Arm des Vaters fassend
Wichtig ist das Zeugnis der vor der Restauration gemachten Stiche.
Unter ihnen nimmt die erste Stelle ein der vor 1527, dem Todesjahre des
Künstlers, entstandene prachtvolle Stich des Marco Dente, welcher die Grundlage
für eine große Zahl der folgenden gebildet hath Wenn auch das Mauerwerk, welches
er hinter der Gruppe angebracht hat, aus seiner Phantasie hervorgegangen ist, so
dürfen wir doch annehmen, daß der Stumpf, welchen die rechte Hand des älteren
Sohnes aufweist, dem Zustande entspricht, in dem er bei Auffindung der Gruppe
war. In Kleinigkeiten aber ist auch auf diesen Stich kein Verlaß.
Es ist vom Original selbst auszugehen. Hier fehlt es bisher an ganz
zuverlässigen Beobachtungen. Der Bericht, welcher bei Aufstellung der Gruppe im
Louvre 1797 gemacht und von Clarac, Musee de sculpture, t. V p. 74, wiedergegeben
wurde, begnügt sich mit den Worten: »Le bras droit du pere et deux bras des
enfants manquent«, welche noch dazu Unrichtiges enthalten, wenn sie von zwei
fehlenden Armen der Söhne reden. Eine eingehendere Untersuchung hat Sittl
angestellt, aber die Erwartung, welche gerade der Titel seiner Schrift: »Empirische
Studien über die Laokoongruppe« (Würzburg 1895) erweckt, wird getäuscht. Sei es,
daß er nicht sorgfältig genug untersucht oder seine Aufzeichnungen nicht genügend
redigiert hat, seine Beschreibung des Tatbestandes S. 3 ff. ist mehrfach unrichtig und
lückenhaft. Ich habe die Gruppe im Winter 1893/96 ungestört eingehender Unter-
suchung unterziehen und seine Angaben vor ihr prüfen können und teile hier die
Ergebnisse mit.
In Stuck ist ergänzt am Laokoon der rechte Arm nebst Achsel und
Achselhöhle (wie im Stich Dentes sichtbar); am linken Fuße die große Zehe bis auf
die Spitze, die vierte und fünfte Zehe ganz, die zweite fast ganz und die Spitze der

3) Der Bericht ist an Ioanne Sabadini de !i
Arienti erstattet und von diesem am 31. Januar
1506 an Isabella Gonzaga weitergegeben (R. Renier,
Giornaie storico delia ietteratura italiana XI
p. 210). Hier heißt es: »Queste ßgure sono
fragmentate, che al patre mancha uno brago in
quo habebat teium. ad uno deli hgliuoli mancha
uno brago similiter: del resto sono assai integre
et sane« und am Ende: »Lui le tene in 1a
sua Camera appresso io lecto ben guardate.«
f) Der Brief ist abgedruckt Rev. arch. ser. III t. IV
p. 40 f.

3) Sommario del Viaggio degli oratori Veneti che
andaronoaRoma adarl' obbedienzaaPapaAdriano
VI 1523 bei Alberi, Relazioni degli ambasciatori
Veneti al Senato Ser. II vol. 111 p. 116: »Ogni
cosa e integra, salvo che al Laocoonte manca
il braccio destro.« Und: »1' altro puttino a rnano
sinistra — sta gridando verso il padre, e tenendolo
con 1' altra mano pel braccio sinistro.«
3) Vgl. Arch. Jahrb. IX 47 h Marco Dente ist beim
Sacco di Roma umgekommen. Vgl. Passavant
Peintre graveur VI 67. Kristeller, Jahrb. der
K. Preuß. Kunstsamml. XI 242.
 
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