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dritten; desgleichen kleine Stücke am Gewände; ferner — aus Marmor — das von
dem r. Arme gehaltene Stück Schlange oben und hinten bis auf ein kleines Stück des
Schwanzes, welches hinten unterhalb der Achselhöhle stehengeblieben ist, der
Kopf dieser Schlange ^ und ein Stück der anderen Schlange unter dem linken Knie
und links (vom Beschauer) von demselben; am älteren Sohn der hintere Teil des
Scheitels, die Nasenspitze, die rechte Hand nebst Armansatz bis zur Höhe der
Schlange — Dente bietet jedoch die Hand bis auf vier fehlende Finger (außer dem
Daumen) vollständig. Es steht nichts im Wege anzunehmen, daß es der Restaurator
für bequemer fand, die ganze Hand als die vier Finger zu ergänzen — endlich die
linke^ große Zehe (Dente bietet sie). Auch das rechts von diesem Arm befindliche
Stück Schlange mit einer Kuppe, in welcher Arthur Schneider den Rest einer Stütze
für die nach rechts und nach unten gewendete Hand des Sohnes sehen wollte, ist
eingesetzt^. Am jüngeren Sohn ist ergänzt der rechte Arm oberhalb der Schlange
nebst dem Stück Schlange, welches ihn über der Achsel von vorn umschlingt, sowie
der vierte und fünfte Finger der linken Hand und der rechte Fuß außer den am
linken Fuße anliegenden Zehen V
Die Gruppe hatte aber auch, was bei den mancherlei Versetzungen, welche
sie durchzumachen hatte, nicht wunder nimmt, an vielen Stellen Abstoßungen
erlitten. Dieselben wurden, da leichter Art, durch Abarbeitung der betreffenden
Stellen beseitigt. Ich konnte folgende feststellen: erstens am Kopf des Laokoon:
a) am Scheitel eine Abarbeitung von vorn nach hinten, nicht in der Richtung der
Schlange und des Kopfes, also nach rechts, sondern nach links, io cm lang, an
der breitesten Stelle q cm breit. Die Haare liegen höher als diese abgearbeitete
Stelle. Dagegen, daß diese von dem Anliegen der Schlange herrühren sollte, spricht
entscheidend eine ihr von der Seite entgegenkommende Locke und das ihr von
hinten entgegenkommende Haar. Völlig gleichartige Abarbeitungen hnden sich:
b) am Haar: rechts an vier Stellen, links an je zweien: oberhalb der linken Schläfe
und weiter hinten, wo gar nichts angelegen haben kann; c) an der oberen Schlange
zwischen Laokoon und dem älteren Sohne hinten, und zwar hier so stark, daß die
Schlange nur in halber Dicke geblieben ist.

?) Dies hat Goethe Propyläen I S. 9 (Tübingen 1798)
hervorgehoben: »Die Schlange hat nicht ge-
bissen, sondern sie beißt, und zwar in den
weichen Teil des Körpers, über und etwas
hinter der Hüfte. Die Stellung des restaurierten
Kopfes der Schlange hat den eigentlichen Biß
nie recht angegeben, glücklicherweise haben
sich noch die Reste der beyden Kinnladen, an
dem hintern Teil der Statue erhalten, wenn
nur nicht diese höchst wichtigen Spuren bei
der jetzigen traurigen Veränderung [Überführung
nach Paris] auch verloren gehen!« Dente bietet
die richtige Stellung des Kopfes. Vgl. auch
i°) Sittl spricht falsch

E. A. Hagen, Preuß. Provinzialblätter N. F.
Jahrg. 1844, Abt. 2, S. 396.
R) Sittl sagt fälschlich: »Die rechte.«
9) Dies scheint Sittl zu meinen, wenn er sagt:
»Die Schlangenstücke rechts vom Laokoon sind
so gedankenlos zusammengesetzt, daß ein ab-
gebrochenes Verbindungsstück nicht bloß unver-
wertet geblieben ist, sondern sogar dem Be-
schauer in die Augen fällt.« Wenn er fortfährt:
»Dagegen hat man eine andere Ansatzstelle
gegenüber der rechten Brust des Älteren weg-
gemeißelt,« so handelt es sich in Wahrheit nur
um ein eingesetztes Stückchen,
vom älteren Sohne.
 
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