Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Foerster, Laokoon.

ßl

sich meiner Ansicht nach zurzeit noch keine sichere Entscheidung treffen. Erst
müßte in Erfüllung gehen, was Dechelette erwartet: »On peut s'attendre a rencontrer
d'un jour ä l'autre a Lezoux, ou dans une des nombreuses provinces oü cette im-
portante fabrique exportait ses produits, soit la hgure centrale du Laocoon, soit
celle du plus jeune hls du pretre d'Apollon.«
4-
Zum Schluß möge noch ein indirekter Beweis gewürdigt werden, durch
welchen Robert^ jüngst seine Überzeugung, »daß der Laokoon nur unter den
Flaviern entstanden sein kann«, von neuem zu stützen versucht hat. Er weist die
Schöpfung des bekannten Homertypus derselben rhodischen Schule und derselben
Zeit zu wie den Laokoon. Dies sei die Zeit der Flavier gewesen. Auch dieser
Beweis kehrt sich gegen ihn.
Die Ähnlichkeit des bekannten Homertypus mit Laokoon sowohl in Betonung
des Pathologischen als auch in Aufbietung allen Details in der Durchführung ist
auch mir nicht entgangen, wenn ich auch Bedenken trage, ihn deshalb gerade der
rhodischen Schule zuzuweisen und für gleichzeitig zu halten. Aber gerade wer von
der Gleichzeitigkeit beider Werke ausgeht, muß zur Ablehnung der Ansetzung unter
den Flaviern gelangen. In dem Satze des Plinius XXXV, 9 auf den Robert sich stützt
»Non est praetereundum et novicium inventum, siquidem icones« — so liest er mit
Detlefsen, während Mayhoff »non« beibehält und »at« statt »aut« schreibt — »ex auro
argentove aut certe ex aere in bibliothecis dicantur illis quorum immortales animae in
locis isdem locuntur, quin immo etiam quae non suntfmguntur, pariuntque desiderianon
traditos vultus, sicut in Homero evenit« bedeutet »novicium inventum« nicht soviel als
Erfindung der Gegenwart, sondern steht nur im Gegensatz zu der vorher geschilderten
altrömischen Sitte der Ahnenbilder (§ 6: »aliter apud maiores in atriis haec erant
quae spectarentur, non signa externorum artihcum nec aera auf marmora expressi
cera vultus singulis disponebantur armariis etc.«). Jeder Zweifel daran wird dadurch
ausgeschlossen, daß Plinius nach Einfügung des Gedankens »quo maius, ut equidem
arbitror, nullum est felicitatis specimen quam semper omnes scire cupere qualis
fuerit aliquis« selbst sagt, wer dieses »inventum« in Rom einführte: »Asini Polionis
hoc Romae inventum, qui primus bibliothecam dicando ingenia hominum rem
publicam fecit.« Ob schon die Könige in Alexandria und Pergamon damit voran-
gegangen sind, will er unentschieden lassen (»an priores coeperint Alexandreae et
Pergami reges, qui bibiiothecas magno certamine instituere, non facile dixerim«).
Wie kann bei solchem Sachverhalt gesagt werden: »Damit bezeugt er doch klipp
und klar, daß zu seiner Zeit oder nicht allzulange vorher ein Bildhauer ein berühmtes
Idealporträt des Homer geschaffen habe?«
Aber auch wer wie Robert aus der Gleichzeitigkeit des Homer mit dem
Laokoon einen Schluß auf die Entstehungszeit des letzteren ziehen will, kann getrost

9p Herrn. 35, 653 k
 
Annotationen