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Foerster, Laokoon.

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den Laokoon vor 39 v. Chr., das Jahr, um welches die Stiftung der Bibliothek des
Asinius Pollio in Rom erfolgte (Plin. VII 11$), setzen. Denn das wissen wir jetzt
zur Genüge, daß Pollio es nicht war, von dem das inventum ausging. Aber wer
steht überhaupt dafür, daß Plinius bei den Worten »sicut in Homero evenit« gerade
nur an den Typus gedacht hat, von welchem Robert ausgeht?
Wenn endlich Robert an anderer Stelle^ sagt: »Daß ein Werk wie der Laokoon
in der Kaiserzeit aus kunsthistorischen Gründen nicht möglich sei, wird sich nicht mehr
aufrecht erhalten lassen, nachdem einerseits die Heliosmetope von Ilion als ein Werk
der augusteischen und andrerseits Damophon v. Messene als ein Künstler der hadrianei-
schen Epoche erwiesen ist«, so ist zu beiden Behauptungen, wie auch zur Abhängigkeit
des Kopfes des Anytos vom Laokoon, mehr als ein Fragezeichen zu setzenV Aber
auch wenn sie richtig wären, würden sie für die Laokoonfrage etwas beweisen?
Da müßten doch wenigstens Künstler und Kunstwerke aus der Zeit der Flavier
angeführt werden.
Ich selbst habe den Laokoon ans Ende der rhodischen Kunstblüte, diesseits
sowohl der Pergamener als des Stieres, gerückt, indem ich einerseits unter Berufung
auf die völlige Stetigkeit in der Entwicklung der griechischen Kunst auch in der
Steigerung des Pathos betonte, daß hier die grausige Verwirklichung des Verhäng-
nisses selbst sich vor unsern Augen vollzieht, worüber hinaus es keine Steigerung
gibt, andrerseits darauf hinwies, daß nirgends vorher so viel Detail zum Ausdruck
des Schmerzes aufgeboten sei. Darin habe ich Recht behalten, aber wenn ich zu
dem Schluß kam: »Ich kann den Laokoon nicht vor der Mitte des 2. Jahrhunderts
v. Chr. entstanden denken«, so muß ich jetzt um 100 Jahre herabgehen.
Breslau. Richard Foerster.

SS) Pauly-Wissowa s. v. Athenodoros Bd. II Sp. 2047.
SS) Bezüglich der Heliosmetope vergl. Brückner in
Dörpfelds »Troja und Ilion« S. 436, bezüglich
Damophons Daniel im Journal of Hell. stud.
XXIV 41h; Waldstein ebend. 33of.; Collignon,
Geschichte der Plastik II 67981 Wenn Robert
Herrn. 29, 429 sich auf die Behauptung Dörpfelds

(Athen. Mitt. iS, 221): »Es schien uns wahr-
scheinlich, daß sich dabei das 2. oder 1. Jahr-
hundert n. Chr. als Herstellungszeit der Sculp-
turen und des Tempels ergeben wird«, berief,
so ist festzustellen, daß Dörpfeld vom 2. oder
I. Jahrhundert vor Chr. gesprochen hat.
 
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