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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Bulle, Heinrich: Der Leichenwagen Alexanders
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0064
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Bulle, Der Leichenwagen Alexanders.

Der Aufbau, wie er beschrieben wird — mit der Purpurdecke darüber und den
Waffen umher — ist zweifellos derjenige, der während der zweijährigen Bauzeit des
Wagens aller Welt sichtbar war. Daß er als Ganzes, wie Müller meint, hätte in
den Wagen gehoben werden müssen, hat Petersen (S. /io) widerlegt; es war weder
nötig noch technisch möglich.





Abb. i.

Nun nimmt Müller an und Petersen stimmt ihm zu, daß der Sarg in dem Wagen
nicht unmittelbar auf den Boden, sondern auf eine Kline gestellt worden sei. Das
ist vollkommen willkürlich. Wäre ein so wichtiges Glied vorhanden gewesen, so
hätte es Hieronymos beschrieben. Müller stützt seine Vermutung damit (S. 37), daß
es eine Menge Gräber und bildliche Darstellungen gibt, in denen der Tote mit oder
ohne Sarg auf der Kline ruht. Hier haben wir den Fall, daß die Jagd nach Analogien
den Blick für das Einfache und Richtige trübt; denn wir haben es mit einem Leichen-
wagen zu tun, nicht mit einem Grabe k
i) Die Darstellung der ^xcpopd auf der bekannten
Dipylonvase Mon. IX, 39, 1 (— Müller S. 12
Abb. 1) kann aus mehreren Gründen nichts für
Müller beweisen. Erstlich liegt sie Jahrhunderte
voraus. Zweitens kann der Aufbau so, wie
ihn die Naivetät des Vasenmalers vorführt, keines-
falls der Wirklichkeit entsprechen; denn das
»Brett« mit der Kline darauf könnte sich auf

dem oben abgerundeten Geländer des Wagens
(man vergleiche die gleichen Wagen der Rück-
seite) überhaupt keinen Augenblick halten. Wir
müssen uns das Verfahren dieses Malers klar
machen. Erzeichnet alles, wie eres weiß,
nicht wie er es sieht: die Decke recht deutlich
ausgebreitet über, statt auf dem Toten; den
Toten in der Haltung eines stehenden aber um-
 
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