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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Studniczka, Franz: Die auf den Kitharodenreliefs dargestellten Heiligtümer
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0098
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F. Studniczka, Die auf den Kitharodenreliefs dargesteliten Heiligtümer.

sind, wie schon Petersen (S. 62) andeutete, einfache Federn. Mars erscheint nun
allerdings auf einigen republikanischen Münzen und in dem Wandbild aus Pompeji,
wo er der Venus von hinten an den Busen greift, mit ähnlichem Helmschmuck \
der ja nach Ausweis zahlreicher Bildwerke in Unteritalien alteinheimisch war.
Daneben aber wurde er durch Alexander berühmt und ging auf seine Nachfolger
und Nachahmer überh Unserem Fall am ähnlichsten in der Form und hohen Stellung
der beiden Federn, allerdings bei verschiedenem, kreisförmigem Mittelaufsatz wohl
barbarischer Herkunft, ist meines Wissens der Helm Traians, den ihm in dem
Schlachtrelief des Konstantinbogens^ sein Adjutant zur Seite trägt. Also paßt sogar
der Helm der Giebelhgur, zusammen mit ihrem gesamten Schema, so gut zu einem
Kaiser als zu Mars. Und gegen letzteren spricht, daß unser Mann der an ihrem
Amorin kenntlichen Venus entschieden ab-, der Fortuna rechts zugewandt ist. Wie
trefflich das zu einem Imperator stimmt, das lehrt der bekannte Kultus dieser
Göttin als »Fortuna redux domus Augustae« Anhalt zur Bestimmung des Herrschers
gibt der sichere Bart. Die Spätzeit, wohl schon die des Marcus, für den mir, trotz
Brunn, auch der Bart zu kurz und rund scheint, ist durch den Stil des Reliefs
sicher ausgeschlossen. Der Tempel des Pius und seiner Gattin aber steht noch
vor uns als Sechssäuler mit glatten Schäften. Also müßte das Relief Medici das
schriftlich bezeugte Templum Divi Hadriani im Marsfelde darstellend
Zur Bestätigung dieses Ergebnisses können die auf denselben Bau bezogenen
Pietas-Münzen des Nachfolgers vom Jahre i$i n. Chr. freilich nicht dienen; denn
ihre nur in der Hauptsache mit dem Relief übereinstimmende Tempelfassade
gleicht gar zu vollkommen dem sieben und acht Jahre später geprägten »templum
Divi Augusti restitutum«". Doch fügt sich Anderes glücklich zu unserer Auffassung
des Marmors. Einer von den vielen der Mittelhgur des Giebels ähnlichen Statuen,
aus der Tiburtiner Villa in der Ermitage, scheint mit Recht der Kopf Hadrians
aufgesetzt zu seind Noch mehr dem Kriegsgott angeglichen zeigt den Kaiser,
bekannten Aussprüchen der Schriftsteller gemäß, die Replik des Ares Borghese im
Hauptsaal des capitolinischen Museums V Noch enger, durch Handschlag, mit ähnlicher

6) Die Münzen zuletzt bei Maynial in den Melanges
d'arch. et d'hist. des ecoles Frang. XXIV 1904.
S. 3 8*. — Helbig, Wandgem. Nr. 323, Annali 1866
Taf. EF, Photographie Sommer Nr. 1908.
?) Verhandl. 42. Philologenvers. in Wien 1893
S. 90, Jahrbuch IX 1894 S. 242, Hamdy-Bey
und Th. Reinach, Necrop. ä Sidon S. 303!.
8) Brunn (und Arndt), Denkm. Nr. 380 mit Text
von Sieveking; Photogr. Alinari 17322; Wickhoff,
Roman art, am Anfang. Ganz ähnlich, nur noch
mit zwei Hörnern geschmückt, ist der Helm des
Tropaeums zwischen Nike und einem Feldherrn
in dem pompeianischen Wandgemälde Helbig
Nr. 941.
8) Drexler in Roschers Lexik. I S. 1323h; Wissowa,
Relig. u. Kult. d. Röm. S. 212 h

7°) O. Richter, Topogr. d. St. RonH S. 248.
7') Die Münze vom Jahre 131 bei Cohen, Med.
imper.2 II S. 330, 618, dort (gegen Eckhel D.
N. VII S. 22) richtig auf den Augustustempel
bezogen, der mit obiger Inschrift erscheint eben-
da S. 349, 737 ff.; ein Exemplar abgebildet bei
Richter a. a. O. S. 132, 13. Ich konnte, mit
Dr. Reglings gefälliger Hilfe, die Originale des
Berliner Museums und, dank den betreffenden
Direktoren, Gipsabgüsse von Exemplaren der
erstem Prägung in Paris und Wien vergleichen.
'S) (Kieseritzky) Muzej drevnej skulptury'* Ny. 214,
Clarac V Taf. 943, 2419, Bernoulli, R. Ikon. 11 2
S. 109, 8.
'8) Clarac, Taf. 635, 1433 und 943, 2421.
 
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