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E. Maaß, Pannychis.

zum Vorschein gekommen. Bull. Nap. no 74; Archäol. Zeitung V S. 12*«. Jahn
verweist dann auf Komödien des Kahippos Eubulos Hipparchos Pherekrates und
Alexis unter dem Titel navv'jytk. Daß in diesen nicht eine, wohl gar eine
und dieselbe berühmte Hetäre bedeute, lehnt er mit Lobeck Aglaophamus p. 438
als unwahrscheinlich ab, möchte in der Euthykratesgruppe auch überhaupt nicht an
eine Hetäre des Namens IKwo^A denken; »die Worte cuUap.ßKvoua3v sx <y&opson sind
dawider, die als auszeichnendes Merkmal einer Hetäre nicht gelten können«. Er
entscheidet: »Dagegen erinnern jene Worte an den in der neueren Komödie so
ungemein häufigen Umstand, daß ein Mädchen von einem Jüngling bei Gelegenheit
einer solchen Nachtfeier verführt wird, deren Schwangerschaft dann die Verwicklung
des Stückes herbeiführt.« sv mR iravvoyfcLV dxoXctcia sind ja typisch für jene Zeit.
Und so schien es Jahn nicht undenkbar, »daß die Hauptperson einer solchen Komödie
einmal den ominösen Namen flavvoyR führte«, oder auch, daß die Statue, welche eine
solche Komödienperson vorstellte, mit dem Namen eben derselben Komödie benannt
wurde; »denn das scheint mir zu weit hergeholt, wenn man annehmen wollte, daß
die personifizierte Nachtfeier unter dem Bilde eines verführten Mädchens dargestellt
sei«. Ich habe Jahns Erörterung ganz wiedergegeben, um der Mühe überhoben zu
sein, sie besonders zu widerlegen; er dachte zweifelnd selbst nur an eine sehr weit
entfernte Möglichkeit.
Teils mit Jahn, teils über ihn hinaus ging Bursian in Jahns Jahrb. 1887 S. 91;
er billigte Jahns Änderung Ilavvuyfoa, faßte es auch als Namen, aber nicht einer
Komödienperson, sondern einer weiblichen Gestalt aus der Heldensage, welche eine
Verführung auszustehen hatte. In Bursians Worten ist Richtiges enthalten: »Die
Art, wie der Künstler das Abenteuer behandelt hatte, bleibt auch bei Jahns Konjektur
völlig unklar. Genaue Interpretation der Worte Tatians würde zur Annahme einer
Gruppe führen, welche den Akt der Empfängnis des Mädchens durch den Verführer
selbst darstellte. Aber eine solche Darstellung ist — abgesehen davon, daß doch
eigentlich nur die Stupration, aber nicht die Konzeption plastisch darstellbar ist —
in Erz ausgeführt, geradezu undenkbar. Ich glaube daher, daß man von einer genre-
artigen Darstellung und der Beziehung auf die Komödie durchaus absehen und viel-
mehr eine Beziehung auf eine bestimmte historische oder mythische Persönlichkeit,
von der jeder Beschauer wußte, daß sie infolge einer Stupration schwanger geworden
war, suchen muß.« Bursian rät dann auf Pelopia und Thyestes, die Tochter vom
eigenen Vater in Sekyon überfallen und, um den Rächer einer Bluttat aus ihr zu
gewinnen, entehrt; »Tatian wird die Pelopia, weil er die mythologische Bedeutung
ignorieren wollte, durch den Hetärennamen Pannychis bezeichnet haben«. Der Hin-
weis auf Pelopia und ihren Vater Thyestes zu dem Zwecke, Tatians Bemerkung zu
erläutern, war doch sehr übel; wie würde Tatian gejubelt und den Mund voll
genommen haben, hätte er die Schändung der Tochter durch den leiblichen \ater
in der Euthykratesgruppe erkannt oder vermutet! Abenteuerlich klingt die Zumutung,
wir sollten glauben, ein historisches oder mythologisches Mädchen von bestimmter
Individualität hätte Tatian aus irgendwelcher Scheu vor der historischen oder mytho-
 
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