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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Assmann, Ernst: Die Schiffsbilder von Althiburus und Alexandria
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0118
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io8

E. Aßmann, Die Schiffsbilder von Althiburus und Alexandria.

1904, 321—328) und dabei für sehr belehrend und wertvoll, unsere Kenntnis der
antiken Marine erheblich bereichernd erklärt. Um so mehr kann es auffallen, daß
die Kenner der Schiffe des Altertums bisher geschwiegen haben, und es dürfte
ebenso passend wie nützlich sein, einem Fachmanne das Wort in dieser Sache zu
vergönnen. Leider — wie gern hätte ich einen Fortschritt unseres Wissens
und neue Mitarbeiter begrüßt — kann ich weder diese
Schiffsdarstellungen loben, noch die Erläuterung, welche
sie fanden, billigen. Zur Begründung meines gegensätz-
lichen Urteils werde ich näher auf die umfangreiche, mit Ab-
bildungen reich versehene Abhandlung Gaucklers, betitelt Un
catalogue figure de la batellerie greco-romaine, la mosai'que
d'Althiburus (Henchir Medeina) in den Monuments Piot ein-
gehen.
Beginnen wir mit jenem Schiffsbild, welches laut Beischrift eine actuaria
vorstellen soll (Fig. 12 S. 132; hier Abb. 1). Trotz der Ausführlichkeit seines Auf-
satzes, auch bei manchen Nebendingen, sagt Gauckler nichts über die so sehr ins
Auge fallenden zehn Taue, welche von der Mastspitze zur Rah herablaufen, während
er die zwei Brassen unter den Rahenden beschreibt. Jene Taue — es sind Topp-
nanten, frz. balancines, ceruchi, xspouyoL (Baumeister, Denkmäler des klass. Alter-
tums 1620) — verdienten um so mehr Beachtung, da sie in solcher Zahl und An-
ordnung nur im Altertum Vorkommen; G. ignoriert sie überhaupt, so auch bei
myoparo, ponto, cladivata, catascopiscus. Hinter dem Maste hängt eine Strickleiter
ganz so wie auf dem bekannten Torlonia-Relief (Baumeister, Abb. 1688), für G. ist
sie aber 'une echelle appuyee contre le mät'. Das ist ein sonderbarer Ausdruck,
da — wie bekannt — der Matrose sich nicht eine Leiter an den Mast lehnt,
wie es der Maurer am Hause, der Gärtner am Obstbaum tut. Auch das Mosaik
macht hier wohl einen Fehler, indem es der actuaria, nicht aber der corbita,
eine Tauleiter (Jakobsleiter) gibt. Wie der niedrige, legbare Mast des antiken
Kriegsschiffs, wie der Mast der Galeeren und unserer kleinen Einmaster besaß
auch der Mast der kleinen actuaria schwerlich jemals eine Strickleiter, während
eine solche für den meist unbeweglichen, höheren Mast der oneraria paßt,
wie das Torlonia-Relief beweist. Ein weiterer Übelstand bei G. liegt darin,
daß derselbe nicht erkennt, wo vorn, wo hinten am Schiffe ist; er meint, rechts
unter dem Wort portisculus sei das Hinterteil mit einer 'quMe saillante ä 1' andere'.
Ein nach hinten weit ausspringender Kiel — bisher unbekannt — wäre ohne
ersichtlichen Nutzen, wohl aber vom größten Schaden für die Steuerfähigkeit des
Fahrzeugs gewesen. Wäre rechts, wie G. will, die puppis, so stände der einzige
Mast weit nach hinten, während er doch nach vorn, vor der Schiffsmitte, stehen soll,
und der einzige am Remen (remus) arbeitende Rojer (Ruderer) säße verkehrt, weil
mit dem Gesicht nach vorn. Solche Dinge muß man sehen und erwägen, wenn
ein Schiffsbild eingehend gewürdigt werden soll. Hier ist rechts die prora mit
dem Rammbug in ihrer gewöhnlichen, unverkennbaren Gestalt. G. gibt der actuaria
 
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