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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Assmann, Ernst: Die Schiffsbilder von Althiburus und Alexandria
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0119
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E. Aßmann, Die Schiffsbilder von Althiburus und Alexandria.

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'deux paires d'avirons interchangeables'. Von zwei Paaren kann nicht die Rede sein,
denn es ist nur ein Mann mit zwei Remen sichtbar, wohl aber trägt der dies-
seitige Bord noch drei Remenlager (Dollen). Der Ausdruck interchangeables ist
mir unbekannt, scheint auch den französischen Seeleuten zu fehlen; für die Ver-
tauschbarkeit sehe ich hier keinen Grund. Normal führt ein Boot so viele Remen,
als es Dollen auf dem Bord hat; der Remen der breiteren Mitte paßt oft nicht
mehr an den schmaleren Bug; gleich lange Remen können natürlich untereinander
vertauscht werden; wo aber betont und benutzt der Seemann derartiges? Die wie
zierliche Festons aussehenden Gehänge an der Schiffsseite ('cäbles accroches en
guirlande') sind nach meiner Meinung recht absonderliche Dinge, vielleicht unica,
welche dieses Mosaik an den meisten und verschiedenartigen Schiffen anbringt. Die
Gehänge werden von G. 130, 131 als 'les quatre cäbles reglementaires' gedeutet, als
'hypozomes destines ä amortir les chocs' (cf. Cartault triere athen. 36). Man darf aber
die vier in den attischen Marineurkunden erwähnten Hypozome der Triere nicht ein-
fach auf eine römische oneraria der Kaiserzeit übertragen, ferner sagte Cartault a. a. O.
nichts von derartiger Bestimmung der Hypozome, er dachte sich letztere nach außen
um das Schiff gelegt, statt innerhalb und oberhalb desselben gespannt (Baumeister 1 $94;
Jahrb. IV 1889, 100). Bei mehrere Schiffen besteht das Gehänge offenbar aus lauter
einzelnen, je eine einzige Bucht bildenden, in freien Enden herabhängenden, kurzen
Stücken, mit welchen man das Schiff nicht einmal quer gürten könnte; soll der
Schiffer etwa im Augenblicke der Not erst alle diese Endchen behufs einer Längs-
gürtung zusammenknoten? Wir wissen aus Athen. V p. 203, daß das Hypozom viel
länger war als sein Schiff. Und weshalb hängen niemals solche Hypozomgirlanden
auf den vielen Kriegsschiffsbildern? An Hypozome darf also hier nicht gedacht
werden. In neuester Zeit hat man begonnen, Taugehänge an den Außenseiten der
Rettungsboote zum Anhalt für Schwimmende anzubringen, ich wage es aber nicht,
dergleichen auf dem Mosaik zu suchen. Die üblichen Schutzmittel gegen den
Anprall der Schiffswand an das Hafenbollwerk oder an andere Schiffe (also Fender
als Tauballen und Holzknüppel) treten niemals in Girlandenform auf. Ich halte
die fraglichen Gehänge nicht für Schiffsgeräte, sie könnten Phantasieerzeugnisse,
auch Mißverständnisse des Mosaikkünstlers sein oder aber eine gemalte Verzierung
des Schiffsrumpfes nachbilden. Hat doch ein Zweireiher der Trajanssäule (Baumeister,
Abb. 1683) am Bug geschnitzte oder gemalte Festons, und zeigt die biremis praenestina
einen fortlaufenden Blätterstreifen über den Remen (Baumeister, Abb. 1693). Die
sizilischcn Boote besitzen noch heute oft eine bunte, figurenreiche Bemalung inwendig
und auswendig. Bei manchen cyprischen Tonschiffchen ist die ganze Seite mit farbigen
Linien bedeckt. G. 128 vermutet, man habe 'bouees' an der Schiffsseite gehabt,
'pour amortir les chocs contre le quai ou les vaisseaux voisins'. Diese Vorstellung
ist ganz unzutreffend, denn mit bouees, d. h. mit Bojen (schwimmenden Wahrzeichen),
schützt man keine Schiffsplanken. Statt bouees mußte es heißen defenses. Den
hortator, xAeocr/p, welcher mit dem geschwungenen Hammer (portisculus) den Takt
für die Rojer angibt, setzt das Mosaik an falschen Ort, er mußte im Angesicht der

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