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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Assmann, Ernst: Die Schiffsbilder von Althiburus und Alexandria
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0124
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H4

E. AGmann, Die Schiffsbilder von Althiburus und Alexandria.


Sch. 34 A. 3 behauptet, bei Homer diene das Schiff noch nicht zur Seeschlacht, man
kämpfe noch nicht mit ihm oder auf ihm; das ist an sich schon sehr unwahrscheinlich
und verstößt auch gegen die für den Seekampf bestimmten vaoptaya der Ilias
(i$, 389, 677; vgl. Jahrb. XX 1905, 33. 36). Sch. geht auf manche technische Dinge
ein, welche besser der Erledigung durch Fachleute überlassen bleiben, vernachlässigt
aber andererseits mehrere Teile des Bildes, denn er schweigt von dem nackten schiefen
Vormast (SoXow, vgl. Pauly-Wissowa Real-Enzyklop. s. v.), von dem ringförmigen Griff
desSteuers(oax*u)ao$nachHesychios, oia$ = xpfxo?, korinth.MünzebeiGraser, Schiffsdarst.
a. Münzen Taf. C 283; Terrakottaschiffchen im Louvre), von dem oberhalb des Sporns
ausspringenden Baum, welcher an seiner Spitze einen Klumpen zu tragen scheint.
Letztere Anlage erinnert sehr an die von mir (Baumeister 1614) beschriebene samische
Münze (Abb.4), auf welcher zwei vom Bug schräg aufsteigende Bäume
oder Spieren einen Rammklotz (Fallklotz, oelxptk) zu tragen scheinen,
entsprechend Pollux I, 86: urrsp 5s 10 eyßoXov 8sLpR foTKiat, oiav 4 vau?
SeXcavocpopüs *{j. Ich sagte schon damals, daß man sich hiernach auch
die conti bini a prora prominentes vorstellen könne, welche nach
Liv. XXXVII, 11 Feuerbecken über den Gegner auszuschütten drohten.
Eine andere Zeichnung zu Alexandria stellt die prora eines Kriegsschiffes mit
Turm dar; von letzterem springt auf halber Höhe wagerecht über das Gallion hinweg
ein Baum vor, an dessen Ende ein viereckiger Gegenstand sitzt, über welchem sich
einige Strahlen erheben. Botti hatte darin einen Feuerkorb zu Beleuchtungszwecken
gesehen, Meyer eine Vorrichtung, um den Gegner in Brand zu setzen. Schiff 42
erklärt zwar das erstere für »absurd«, doch möchte ich nicht so schroff absprechen.
Die große Höhe über Wasser und die Erwägung der dürftigen Leuchtkraft antiker
Laternen könnte für das Feuerzeichen etwa eines Wachtschiffes sprechen. Die
Vorrichtung sitzt oben am Turm, nicht am Schiffsrumpf, auch hängt der Feuerkorb
nicht an einer Kette herab, das Bild paßt also nicht recht zu den von Sch. 43
angezogenen Stellen bei Suidas unter TtopcSpos und Liv. XXXVII, 11 (s. oben), wonach
die xoviof, conti, in den Seiten des Bugs, in den rolyot 14$ rrp<ßpa$, in der prora saßen
und den Feuerkorb an eiserner Kette trugen. Die Tyrier gaben ihrem Brander-
schiffe schon 332 v. Chr. Bäume mit Zündstoffbecken (Arrian an. II, 19). Es ist
demnach nicht geraten, für das vorliegende Bild aus einer »gesicherten Datierung«,
der Erfindung des Feuerkorbes durch den Rhodier Pausistratos 190 v. Chr., Schlüsse
zu ziehen, wie es Sch. 43, 30 tut. Botti, Blomheld und Meyer hatten hier den bekannten
Gefechtsturm der navis turrita gesehen — mit vollem Recht; dagegen erklärt nun
Schiff 43 h.: »Ein Gefechtsturm auf der äußersten Spitze des Schiffes ist seemännisch
und militärisch ein Unding«, er sagt dann, der Turm könne nur mittschiffs oder
höchstens achtern stehen, wie es auch die biremis praenestina und das Relief im
Palazzo Spada zeige. Das klingt sehr sicher und sachkundig, ist aber doch grund-
falsch. Appian b. civ. V, 106 schrieb: -nSpyous löw vs6R elyov xa*d is Trpwpav xal
xa-& TrpupvKv, schloß also das Mittelschiff aus. Die biremis praenestina (Baumeister,
Abb. 1693) trägt den Turm auf dem Vordeck gleich hinter dem Gallion und Dolon-
 
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