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E. Pfuhl, Olympiaka.

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sache, daß die altertümliche Unreinlichkeit dem klassischen Empfinden auch als
sakraler Archaismus nicht mehr erträglich schien. Beherrschend freie Lage eines
großen Hauptaltares kann man bei hellenistischen und römischen Neubauten allenfalls
erwarten: für die alte Zeit setzt sie nur moderner Klassizismus voraus. Wer bedenkt,
daß die westliche Hauptstraße Athens, durch welche die Panathenäenprozession zog,
eine 4 m breite Gasse war, wird finden, daß die Erweiterung eines Heroenbezirkes
dem Empfinden jener Zeit wichtiger scheinen mußte als die Bequemlichkeit der
Opferversammlung; an arges Gedränge war man in Olympia sowieso gewöhnth
Wir kommen zu Pausanias. Die Stelle lautet: eon oe 6 100 Ato? iou 'OXoptttou
ßmp.o<: tcov p.ev p.d/a3T<x iou llAon:too re xcd reu tspoo 14? dtreytnv, Ttpoxat^svo^ psviot
xal ttpo dp.(poisp(ov (V iß, 8). Danach soll es unmöglich sein, den Altar mit Puchstein
zwischen Heraion und Pelopion anzusetzen. Wäre es übrigens selbst unmöglich:
liegt etwa die Schatzhäuserterrasse nördlich vom Heraion und ist das Pelopiontor
nach Westen gerichtet, wie Pausanias VI 19, 1, V iß, 2 angibt? Doch es bedarf der
Verwerfung des Zeugnisses nicht. Die gewöhnliche Erklärung bezieht npoxetpsvo^
auf die Ostfront des Heraion, obwohl es doch heißt: Ttpoxetysvog npo apvpoiapmv; die
Eingangsfront des Pelopion ist aber nach SW. gerichtet, woraus zu folgern gewesen
wäre, daß sich Pausanias eben nicht auf die Fronten im technischen Sinn, d. h. die
Eingangsseiten, bezieht. Diese Schwierigkeit hebt Puchstein hervor, doch übersieht
er ein wichtiges positives Argument, das Trendelenburg zwar bemerkt, aber nicht
voll verwertet^: zu Pausanias' Zeit war die der Altis zugekehrte Südseite des Heraion
de facto dessen Front: an ihrem östlichen und wahrscheinlich auch am westlichen
Ende führten kleine Treppen hinauf, eben weil alle Welt von dorther auf den Tempel
zukam; das südliche Pteron war voller Denkmäler, und in den Stufen sind zahlreiche
Löcher zum Anbinden von Tieren, die doch offenbar auf dem großen Altar davor
— dies Wort brauchen auch wir ganz von selbst — geopfert werden sollten h Das
7TpoxsLpsvo; des Pausanias ist also sehr wohl verständlich, wenn es das Verhältnis des
Puchsteinschen Altars zum Heraion bezeichnen soll; wenn die Lage des Altares
zum Pelopion durch das gleiche Wort mitbezeichnet wird, so kann das auch bei der
alten Erklärung nur unter unserer Voraussetzung verstanden werden, daß nämlich
Pausanias nicht an die Front xai Aoy/jv, die Eingangsseite, denkt; warum soll aber
dem Heraion nicht billig sein, was dem Pelopion recht ist? Es wäre gewiß einfacher
und für uns bequemer gewesen, wenn Pausanias gesagt hätte, der Altar liege zwischen
Heraion und Pelopion; wie er zu seinem ungeschickten Ausdruck kam, wird durch
den Hinweis auf die faktische Südfront des Heraion verständlich. Das Zeugnis des
Pausanias darf also nicht mehr gegen die Identifizierung des bedeutendsten alten
Altares, der gefunden ist, mit dem Zeusaltare angeführt werden.

5) Zum Überfluß bezeugt von Lukian, Peregrinus weil er 7rpoxstp.EV0$ nicht örtlich, sondern zeit-
passirn. lieh faßt — eine Interpretation, deren sprach-
6) Trendelenburg kann diese Tatsache zur Erklä- liehe Zulässigkeit trotz aller Bemühungen Tren-
rungderPausanias-Stelledeshalb nicht verwenden, delenburgs schweren Bedenken unterliegt.
?) Olympia II 34 (Dörpfeld).
 
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