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1Ö2

E. Pfuhl, Olympiaka.

ist das rechte Schienbein des sitzenden Mannes, dem Rücken des Zügelhalters der
Stab entgegengestellt, in beiden Fällen die Gerade gegenüber der dachen Kurve;
ebenso steht der linke Arm des sitzenden Knaben zu dem Stabe des Greises. Die
Wendung des Knaben kommt der lebhaften Bewegung der Eckfigur entgegen, deren
Unterarme leider verloren sind. Bemerkenswert ist die Symmetrie der beiden Stäbe,
der einzigen, deren Ergänzung erforderlich ist; denn wenn Treu dem Zügelhalter
des Pelops ein Kentron in die Hand gibt, so beruht das, wie oben bereits gesagt
wurde, ebenso wie die im Widerspruch mit den jugendlichen Körperformen stehende
Ergänzung eines bärtigen Kopfes auf der unerweislichen Voraussetzung, daß diese
Figur Killas sein müsse.
Die so gewonnene Komposition ist die einzige, die nirgends gegen die
Kompositionsgesetze ihrer Zeit verstößt; Furtwängler ist nur deswegen auf halbem
Wege dazu stehen geblieben, weil er sich äußerlich gebunden fühlte.
Betrachten wir zum Schluß den Inhalt der Darstellung, wie er sich auf Grund
unserer Anordnung und der obigen Kritik der Kompositionen von Treu und Furt-
wängler ergibt. Ein schlichter, doch starker Gegensatz gibt den Grundton. Auf
der einen Seite Bescheidenheit und stille Erwartung, trotzige Sicherheit und Stolz
auf der anderen. Zwischen beiden steht unsichtbar der große Gott, der Verleiher
des Sieges. Pelops blickt zu Boden, Hippodameia neigt, ihm zugewandt, das Haupt
auf die stützende Hand nieder. Das Gespann ist bereit; Killas, auf sein Kentron
gelehnt, harrt des Winkes V Ein Knecht hält die Zügel, bis Pelops den Wagen
bestiegen haben wird, ein Knabe den Beizügel, an dem er die Pferde zum Ablauf
führen soll; seine kauernde Stellung entspricht durchaus der Gewohnheit des LebensU
Die Hand in die Seite gestemmt, blickt Oinomaos trotzig hinaus. In die Ferne
sieht auch die Königin, sie hält den Opferkorb auf der Hand^ und hebt würdig
den Schleier; zu ihren Füßen harrt eine Dienerin. Ruhig steht das Gespann, die
Zügel sind noch an den Wagenrand gebunden. Der sieggewohnten Pferde kann
Myrtilos sicher sein; doch erwartende Sorgen ziehen ihm durch den Sinn. Auch
sein Geschick wird sich erfüllen.

Göttingen.

Ernst Pfuhl.

demie 1888 II 162 f. = Kl. Sehr. II 298.) Vgl.
auch Löschcke, Die östliche Giebelgruppe am
Zeustempel zu Olympia 7.
34) Furtwängler hebt mit Recht hervor, daß die
Wagenlenker nach der Sage nicht mitfahren;
bei Myrtilos ist das ja schon des Verrates wegen
undenkbar (B. ph. W. 1892 Sp. 1316). Natürlich
überwachen sie aber die Abfahrt, reichen ihren
Herren das Kentron u. a. m. Dadurch wäre dann
auch die Tracht motiviert, falls es der Motivie-
rung bedarf; als Kennzeichen genügten dieKentra.
35) Vgl. R. v. Schneider bei Petersen-v. Luschan,
Reisen im südwestlichen Kleinasien 11 1451; ein

Beispiel aus der Gegenwart, das ich aus eigener,
oft wiederholter Erfahrung bestätigen kann: der
Treiber kauert mit dem Zügel in der Hand vor
seinem Tiere. Vgl. oben S. 157 Anm. 25. Für
den in gleicher Stellung sitzenden Zügelhalter
fehlt mir die moderne Analogie wohl nur des-
halb, weil es ähnliche Wagen nicht mehr gibt:
heute sitzt der Mann auf dem Wagen.
36) Das genügt vollkommen als Andeutung des Opfers
vor der Abfahrt. Gegen den Versuch, die ganze
Szene als Opferhandlung zu fassen vgl. Furt-
wängler S. 430.
 
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