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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 21.1906

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Schulz, Bruno: Bogenfries und Giebelreihe in der römischen Baukunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.29676#0239
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B. Schulz, Bogertfries und Giebelreihe in der römischen Baukunst.

229

Wir können danach eine entsprechende Entwicklung — Vereinfachung durch
Weglassen der Säulen — auch für das Motiv der Giebelreihe ohne weiteres voraus-
setzen. Dafür, daß sie tatsächlich so erfolgt ist, haben wir, wie mir scheint, den
Beweis in dem einzigen, aber um so glänzenderen Beispiel der Fassade von Mschatta
im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin V Hier (Abb. /) ist die Wand zwischen
einem kräftig gebildeten, von der antiken attischen Basis abgeleiteten Fußprofil und
einem die Wand oben einfassenden und abschließenden Gesims mit einer Reihe
gleichartiger Ädiculagiebel dekoriert, die unter Weglassung des Horizontalgeison und
der Säulen die ganze Wandfläche als prächtiger Fries füllen. So ist die Mschatta-
Fassade das folgerichtige Ergebnis der dargestellten Entwicklung der Adicula-
dekoration. So fremdartig das Ganze uns auch infolge der unzweifelhaft östlichen
Auffassung der Formen anmutet, so läßt sich doch in den architektonischen


Abb. 7. Dekorationsschema der Fassade von Mschatta (linke Hälfte).

Motiven kaum etwas daran finden, das nicht aus dem Formenschatz der römisch-
syrischen Architektur hergeleitet wäre. Das Zickzackgesims darf nicht, wie es
Strzygowski in dem zitierten Jahrbuch 263ff. tat, als »Band« aufgefaßt werden, das
es ja auch seinem Profil nach — einer Sima mit Untergliedern — nicht ist, sondern
es ist das römische Giebelgeison der Ädiculareihe in etwas reduzierter Form.
Daß die Neigung der Giebel steiler ist als bei Bauten der klassischen Zeit, darf
nicht weiter befremden. Steile Giebelneigung kommt auch sonst an römisch-
syrischen Bauten vor; so in Baalbek über den detachierten Säulen in den Ecken
der Hofexedren und bei Adiculen an Synagogen ^ in Galiläa. Die Giebelfelder
der Adiculen sind da, wo sie nicht schmucklos geblieben sind, in der Regel mit
einer Rosette, häufig auch mit Rankenwerk in Verbindung mit figürlichen Motiven
geschmückt; in Mschatta sind beide Motive in jedem Giebel vereinigt. Neu ist nur,
daß die sich zwischen den Giebeln ergebenden Dreiecke ebenso behandelt sind.
Dazu konnte an sich schon die Gleichheit der Form leicht führen. Es ist aber
auch sonst sehr häufig, daß sich ergebende Zwickel mit einer Rosette dekoriert
werden; so an den oben erwähnten Mausoleen in Ghirza, wo die Rosetten in den
Zwickeln zwischen den Rundbögen und ihrer rechteckigen Umrahmung sitzen, und
^3) Jahrb. d. Königl. Preuß. Kunstsamml. XXV 1904, zur Datierung s. Sitzungsberichte der kunst-
205 ff. Jetzt auch Brünnow-v. Domaszewski, geschichtl. Gesellschaft zu Berlin II 1906, I2f.
Die Provincia Arabia II, Straßburgigoy ioßff.; Vgl. Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesell-
 
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