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P. Wolters und J. Sieveking, Der Amazonenfries des Maussoleums.

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men, die bei obigem Satze erst für etwa 15 Statuen ausreicht. Ob nun die Giebel-
statuen etwas billiger gerechnet wurden als die Akroterien, ob in der Lücke Z. 96
sich noch eine solche Zahlung verbirgt, jedenfalls, wir kommen nur bei der Annahme
zu einem verständlichen Resultat, daß alle diese Arbeiter bei den Giebelgruppen
beteiligt waren, wenn wir auch alle Einzelheiten nicht erkunden können, z. B. auch
nicht, woher die auffällige Verschiedenheit in den gezahlten Summen rührt. Haben
wir nun aber neben Hektoridas und dem Anonymus der Z. 98 noch Agathinos, Lysion,
Ther . . . und Elephas als Arbeiter an den Giebeln tätig, so ist es klar, daß sie hier nicht
erfindende, selbständige Künstler waren. Zum künstlerischen Urheber der Giebel-
gruppen stehen sie nicht anders, wie die braven Arbeiter, deren Betätigung am
Erechtheionfries wir kennen, ohne sie doch für die Erfindung oder den Stil verant-
wortlich zu machen. Der kurze Ausdruck, mit dem Timotheos verpflichtet wird
(Z. 36) tottoix spyasaaOat xat itape/sv, involviert für ihn also zugleich die künstlerische
Verantwortlichkeit für das ganze Werk.
Wir haben somit das Recht, die Skulpturen vom epidaurischen Asklepios-
tempel, trotz der verschiedenen an ihnen tätigen Hände als Einheit zu fassen und,
wie dies seit Winter' geschehen ist, für den Stil des Timotheos zu benutzen. Dann
kann aber kein Zweifel sein, welche von unseren beiden noch übrigen Serien, ob
II oder IV, ihm gehört. Die so absolut anders geartete Serie IV kann für ihn ernstlich
gar nicht in Betracht kommen. Dagegen finden wir in Serie II viele und enge Be-
rührungspunkte. Zunächst den Typus der Pferde. Hierfür kommt vor allem die
reitende Amazone aus dem Westgiebel (Nationalmuseum Athen Nr. 136) in Be-
tracht 53), sodann die beiden reitenden Akroterienfiguren derselben Seite (Nr. 156,
157), deren nicht recht beweisbare Deutung auf Nereiden Amelung durch die glaub-
lichere auf Aurai ersetzt hat 54). Wir finden bei ihnen weder das knochige Pferd des
Bryaxis, noch das bewegliche, muskulöse Tier des Skopas, sondern denselben kurzen,
rundlichen Pferdetypus wie in unserer II. Reihe. Weniger leicht läßt sich die Über-
einstimmung in der Faltengebung zeigen, da die aus dem Stil der Nikebalustrade
herkommenden, bald wie naß am Körper klebenden, bald ihn in frei flatternden
Zügen umrauschenden Falten der epidaurischen Werke auf dem Maussoleumfriese
überhaupt nicht mehr verwendet sind. Aber verwandt sind doch der Faltenzug auf
der Brust der Amazone 23 und der Aurai, die Art, wie der Körper durch das fein-
faltige Gewand durchscheint bei der Amazone 20, 24, und die flatternden Chlamyden
der Krieger, verglichen etwa mit dem wehenden Gewände der Aura Nr. 157. Das
Akroterienfragment vom epidaurischen Ostgiebel Nr. 162, das nach Furtwängler für
eine eigenhändige Arbeit des Timotheos gelten darf 55), zeigt in der unnatürlichen
hohen Wölbung des vom Winde aufgebauschten Gewandes die nächste Analogie
zu den Amazonen 48, 49, so daß diese mangelhafte Komposition doch auch Timotheos
zur Last fallen muß. Man kann hier auch ein den epidaurischen Skulpturen besonders
nahe stehendes Fragment vergleichen, den aus Rom stammenden Amazonentorso
53)’E<f>7)p.epk apy. 1884 Taf. 3, 1. Brunn-Bruck- 54)’E^pepk dpy. 1884 Taf. 3, 2. 3. Brunn-Bruck-
mann Nr. 20. mann Nr. 19. Zur Benennung R. M. XX 1905, 306.
. 55) Sitzungsberichte der K. bayer. Akademie 1903, 444.

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