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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Salis, Arnold von: Die Göttermutter des Agorakritos
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Schröder, Bruno: Aristogeiton
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0036
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20

Β. Schröder, Aristogeiton.

weiche Rundung und eleganten, mühelosen Schwung. Vor der Göttin im Berliner
Museum (Brunn-Bruchmann 537), die auch in diesen Zusammenhang gehört, vor
jener Aphrodite im Palazzo Lazzeroni in Rom (Einzelverkauf 1169) fühlt man sich
erinnert an die h. Barbara von Palma vecchio; in einer gewissen Richtung der Hoch-
renaissance meldet sich ein ganz ähnliches Formenideal: eine Mischung von impo-
santer stämmiger Größe und Wucht und von einer schwingenden Weichheit, wie
sic die griechische Kunst unmittelbar nach Phidias gezeitigt hat. Unter diesen feier-
lich großartigen und doch lässig und graziös bewegten Gestalten gebührt der Götter-
mutter des Agorakritos ein Ehrenplatz: nicht nur weil sie das Werk eines großen
Künstlers, sondern weil sic ein großes Kunstwerk ist.
Rostock. A. von S a 1 i s.

ARISTOGEITON.
Hierzu Tafel i und 2.
Die Gruppe der Tyranncnmördcr Flarmodios und Aristogeiton x· das Werk
des Kritios und Nesiotcs, ist uns nur in einigen sehr dürftigen Kopien überliefert:
den stark ergänzten Statuen in Neapel (Br. Br. 326—328), dem Aristogeiton in
Florenz (E. V. 99), der ebenso wie die Neapler Statue des Kopfes ermangelt, und
einem Flarmodioskopf in der Villa Mattci (E. V. 114, 115; Abb. I u. 2). Einige
kleine Abbildungen des ganzen Werks auf Reliefs, Münzen und Vasen gaben
jedoch die Möglichkeit, in Gipsabgüssen das verlorene Ganze einigermaßen wieder-
aulzubauen 3). Zum Ersatz für den fehlenden Aristogeitonkopf nahm man nach
G. Treus Vorgang den sogen. Phcrckydeskopf in Madrid (F. W. 231; Arndt-
Bruckmann, Griechische Porträts Taf. 541/2; Abb. 4 u. 6), der im Stil zu dem
Harmodioskopf zu passen schien. Fr. Hauser (Röm. Mitt. XIX 1904, 175)
machte es dann wahrscheinlich, daß dieser Kopf ehemals zu einer Herme gehört
habe, die inschriftlich mit dem Namen eines Aristogeiton, des Theotimos Sohn,
bezeichnet war, daß also die Verbindung des Aristogeitontorso mit dem Pherekydes-
kopfc zu Recht bestehe 3).
Indessen ließ sich nicht verhehlen, daß diese Rekonstruktion noch sehr un-
vollkommen war. Der aufgesetzte bärtige Kopf war freilich besser als der Skopasischc
Kopf, der im Neapler Museum immer noch die Gruppe verunziert; aber er wirkt zu
klein (P. J. Meier, Röm. Mitt. XX 1905 S. 346), und sein kahler Schädel paßte

1) Vollständige Literatur bei H. von Duhn, Kurzes
Verzeichnis der Heidelberger Abgüsse nach ant.
Bildwerken, 6. Aull. 1913, Nr. 47, 48.
2) Straßburg: Springer-Michaelis, Kunstgeschichte?
I S. 216. Lechat, Sculpture attique S. 444, 445.
Braunschweig: P. J. Meier, Röm. Mitt. XX 1905
S. 346 Abb. 2, Taf. XL Sauerlandt, Griechische
Bildwerke1 2 Taf. 13. Bulle, Der schöne· Mensch

Text zu Taf. 84/85. Dresden: Joubin, Sculpture
grecque S. 36, 37. Röm. Mitt. XX 1905 S. 336.
3) Neue Gründe dafür bei G. Lippold, Griechische
Porträtstatuen S. 26. Die Unsicherheit der Kom-
bination betonte F. Studniczka, Neue Jahr-
bücher f. klass. Alt. 17, 1906 S. 546. W. Amc-
lung ebenda 19, 1907 S. 538 fand den Pherekydes-
kopf im Stil zu jung.
 
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