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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Wulzinger, Karl: Byzantinische Substruktionsbauten Konstantinopels
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0388
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37θ

K. Wulzinger, Byzantinische Substruktionsbauten Konstantinopels.

BYZANTINISCHE SUBSTRUKTIONSBAUTEN
KONSTANTINOPELS.
Mit Tafel 31.
Bis jetzt ist es noch der Zufall, der von den reichen Architekturschätzen des
byzantinischen Konstantinopel ein oder das andere Stück zu unserer Kenntnis bringt.
Schon konnte man hoffen, mit einer systematischen Erforschung beginnen zu können,
da machte der Krieg, der furchtbare Existenzkampf des osmanischen Reiches,
Schrecken und Not, die über seine Hauptstadt hereinbrachen, die Hoffnung zunichte.
Wann wird eine planmäßige Erforschung mit Hacke und Schaufel, eine zusammen-
fassende Behandlung der alten Topographie, und die Feststellung des Stadtplanes
unter Mitwirkung des Landmessers möglich werden?
Bei den Riesenbränden, die am 23. und 24. Juli 1911 in Stambul tobten, wurden
außergewöhnlich große Flächen, zusammen fast I qkm verwüstet. Noch liegt das
ansehnliche Brandfeld beim Valensaquädukt vom 23. August 1908 verlassen da.
Kleinere Gebiete der Stadt, die jedoch durch ihre Lage am Südabhang des ersten
und zweiten Flügels, also im Bereich der ersten Region, von um so größerer Wichtig-
keit für das alte Byzanz sind, wurden im Verlauf des Ä^orjahres (1912) durch Feuer
verheertT). Wenn auch diese sich stets wiederholenden Katastrophen vielfach Anlaß
zur Entdeckung unter den hölzernen Häuschen und Hüttchen versteckter antiker
Ruinen bieten und die Möglichkeit schaffen, an die zu untersuchenden Gebäudereste
zu gelangen, so entziehen die mächtigen Schuttmassen doch vieles rasch, und ohne
daß ein eingehendes Studium erfolgen könnte, unseren Blicken.
Besonders das uns durch Strzygowskis großzügige, übersichtliche und grund-
legende Arbeit »Die byzantinischen Wasserbehälter Konstantinopels«* 3 * 2) erschlossene
Gebiet der byzantinischen Substruktionsbauten ist aufs schwerste bedroht. Trotz
eifriger Bemühungen der Kaiserl. Ottom. Museumsverwaltung schreitet die Ver-
schüttung der unterirdischen Prachtbauten Stambuls, die schon Moltke 3) bespricht
und lebhaft beklagt, rasch und unaufhaltsam fort. Der Verfasser war nun bestrebt,
während seines Aufenthaltes in Konstantinopel, vom Mai bis Dezember 191L sich
Kenntnis der durch Strzygowski aufgeführten Hallenbehälter zu verschaffen. In
manchen Fällen glückte die Wiederauffindung nicht mehr, öfters ließ sich zwar Ort
und sogar Eingang bestimmen, so z. B. bei der Zisterne Nr. 15 nahe der Fethijc
dschami, Bauschutt hatte aber in den wenigen Jahren den Raum ganz ausgefüllt.
Einige Neuentdeckungen belohnten jedoch die Nachforschungen und be-
stätigten die Meinung Strzygowskis, daß noch eine ganze Reihe von Behältern,
größere nicht ausgeschlossen, unter der Erde versteckt liegen. Strzygowski sagt
ferner (Byz. Denkm. II S. 36): »Diese Arbeit macht daher nur den Anspruch auf

) Das Viertel Sultan Ahmed, der Bezirk zwischen
der Sophienkirche und der Ahmed-Moschee
und das Viertel Ishak-Pascha, ferner die Straßen
von der Südseite der Ahmed-Moschee bis zur
3) Moltke, Briefe über Zustände in der

Kütschtik Aja Sophia (St. Sergius und Bacchus)
und zur Sphendone des Hippodroms.
2) J. Strzygowski, Byzantinische Denkmäler 11,
Wien 1893.
Türkei (1835—1839) I A S. 90, Berlin 1893.
 
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