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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Malten, Ludwig: Elysion und Rhadamanthys
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0045
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L. Malten, Elysion und Rhadamanthys.

35

ELYSION UND RHADAMANTHYS.
Σοι δ’ού θέσφατόν έστι, διοτρεφές ώ Μενέλαε,
'Άργει έν ίπποβότφ θανέειν και πάτριον έπισπειν,
αλλά σ ές ΤΙ λυ σι ον πεδίον και πειρατα γαίης
αθάνατοι πέμψουσιν, οθι ξανθός 'Ραδάμανθυς,
τή περ ρηιστη βιοτή πέλει άνθρώποισιν
ου νιφετός, ούτ άρ χειμών πολύς ούτε ποτ’ ομβρος,
άλλ’ αιει Ζεφύροιο λιγυ πνειοντος άήτας
Ωκεανός άνίησιν άναύύχειν ανθρώπους·
ούνεκ’ έχεις Ελένην και σφιν γαμβρός Διάς έσσι.
I.
In Versen voll wunderbarer Melodie beschließt Proteus seine Weissagung an
Menelaos (δ 56lff.) mit einem Ausblick auf die letzten Schicksale des Helden. Nicht
ist ihm der Tod im heimatlichen Argos beschieden; seiner wartet ein seliges Leben
in einem fernen Land, am Rande der Erde, am Okeanos, das Winterstürmen und
dem Sonnenbrände des Sirius gleichermaßen entrückt ist. Kein anderer home-
rischer Held gelangt in dieses Land, das im Epos nur an dieser einen Stelle
erwähnt wird. Daß gerade Menelaos der Bevorzugte ist, hat keine tiefere Be-
deutung; der Dichter greift ihn auf, weil er im δ der Held seiner Darstellung ist.
Herr im seligen Lande ist Rhadamanthys, der Blonde genannt mit einem Beiwort,
das die Dichter gern ihren Helden verleihen I). In der kürzesten Form δθι περ
Ραδάμανθυς deutet der Dichter, älteren Vorlagen folgend, das Verhältnis des
Rhadamanthys zum Elysion an; kein Wort davon, daß auch Rhadamanthys einmal
hierhin entrückt sei. Einer solchen Auffassung geradezu widersprechen würde
Pindar (Olymp. II 75 ff.); bei ihm gebietet Rhadamanthys auf der μακάριον νήσος
als πάρεδρος des Kronos; unter seinem gerechten Regiment führen die Seligen ihr
glückhaftes Dasein. Ebensowenig wird Pyth. II 73 an Entrückung gedacht: dem
Rhadamanthys »geht es gut« (εύ πέπραγεν), da er, wie Europe in den Κάρες des
Aischylos erklärt (N.3 frg. 99), ούκ έν αύγαΐς ταΐς έμαΐς, sondern im Elysion ζόας
έχει; von beiden Dichtern werden Tempora gewählt, die einen dauernden Zustand
zum Ausdruck bringen.
Wer ist Rhadamanthys? Das Ξ (321 f.) nennt ihn im Katalog der Gemahlinnen
des Zeus als des Gottes und der Europe Sohn3). Kinaithon (bei Pausan.VIII 53, 5)
führt in genealogischer Abfolge die Namen Kres—Talos — Hephaistos — Rhadamanthys
auf; auf den gleichen Gewährsmann geht auch das Zeugnis der Κρήτες (§ 4) zurück,
die erst Pausanias von seiner Quelle absondert; darnach hat Rhadamanthys zum

’) Wilamowitz, Herakl. 2 II 58. bei Jessen in Roschers Mythol.-Lex. IV 77 ff·
2) Das Material im einzelnen ist zusammengestellt und in meinem demnächst erscheinenden Artikel
Rhadamanthys in P.-W.s Realenzykl.
 
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