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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Frickenhaus, August: Die Inschrift des delphischen Wagenlenkers
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0062
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A. Frickenhaus, Die Inschrift des delphischen Wagenlenkers.

DIE INSCHRIFT DES DELPHISCHEN WAGENLENKERS.

Durch die Bemühungen von Washburn, Keramopullos und Sundwall *) scheint
der ursprünglichen Inschrift der delphischen Wagenlenkerbasis soviel abgewonnen,
als überhaupt möglich ist. Die erste Zeile des Weihgedichts wurde bekanntlich nach-
träglich geändert, während die zweite bestehen blieb. Folgende Worte aber dürfen
als gesichert gelten:
I. — Γέ]λας άνέ[&]εκε[ν] άνάσσ[ον
Ιιυιδς Δεινομένεος, τ]δν άες' εύόνυμ’ Άπόλλ[ον.
II. — 11|ολύζαλος μ’ άνέθ·ηκ[εν
Ιιυιδς Δεινομένεος, τ]δν άες’ εύόνυμ Άπόλλ[ον.
Ob auf dem Stein άνέ[θ·]εκεν άνάσσ[ον (Sundwall) oder άνέ&εκε Favaca[ov
(Keramopullos) steht, ist inhaltlich gleichgültig, sehr viel wichtiger aber, ob die
beiden ersten Buchstaben von Γελάς vorhanden sind oder nicht. Da Sundwall (wie
Washburn) vor λας nichts Sicheres sah, ist allein von dieser Silbe auszugehen. Der
dritte Fuß des Hexameters muß eine Cäsur enthalten, daher bildeten jene Buch-
staben das Ende eines zwei- oder dreisilbigen Wortes. Gegen diese einfache Forderung
verstoßen Eigennamen wie Άρκεσι]λσ.ς3 4) oder Άναςί]λας 3) ; schon deshalb wären
beide Vorschläge abzulehnen, auch wenn sie nicht inhaltlich unannehmbar wären.
Da nun bisher keine andere Ergänzung gefunden wurde, so ist das Wort Γέ]λας
anzuerkennen, das metrisch und grammatisch (weil άνάσσ[ον einen Genetiv verlangt)
vortrefflich paßt 4); ich mache es ebenso wie Keramopullos (dem wir überhaupt
den entscheidenden Fortschritt verdanken) zur Basis aller weiteren Untersuchungen.
Für sehr wahrscheinlich halte ich auch die von Homolle vorgeschlagene Er-
gänzung der zweiten Zeile. Der Versuch, wegen der Arkesilas-Hypothese πολόζαλος

T) Washburn, Berl. Philol. Woch. 1905, 1358;
Keramopullos, Ath. Mitt. XXXIV 1909, 33;
Sundwall, Journ. int. de num. XI 1908, 233.
Washburn las ]ιλας, Keramopullos Γελάς,
Sundwall ]λας. Man vergleiche besonders das
Faksimile bei Keramopullos 34. 35 = Sundwall
234. 235 = unsere Abb. S. 56·
2) Es ist ganz erstaunlich, wie viel Erfolg die Hypo-
these von Svoronos und Washburn gehabt hat;
vgl. die von Keramopullos, Ath. Mitt. XXXIV
1909, 59 A. 1 und Hitzig-Blümner, Pausanias III
(1910) 718 gesammelten Namen, zu denen noch
Altmann, Bursians Jahresberichte 140 (1908)
III 171 und Koepp, Neue Jahrb. XII 1909, 478
kommen. Altmann, Amelung, Furtwängler (der
später seine Meinung änderte), Koepp, Lechat,
S. Reinach, Robert, Studniczka haben die
Identifikation mit dem kyrenäischen Weih¬

geschenk (Paus. X 15, 6) geglaubt. Da nach
1909 sich m. W. niemand mehr dazu bekannt
hat, genügt der Hinweis auf die ablehnenden
Äußerungen bei von Duhn, Ath. Mitt. XXXI
1906, 422; Hitzig-Blümner III 718; Kera-
mopullos, Ath. Mitt. XXXIV 1909, 59; Malten,
Kyrene 75,6; Petersen, Rhein. Mus. LXIV 1909,
531 A. 1; Pomtow, Bayr. Sitz.-Ber. 1907, 308.
3) v. Duhns Hypothese (Ath. Mitt. XXXI 1906,
421 ff.) hat wenig Anerkennung gefunden. Gegen
sie Altmann, Bursians Jahresberichte 140 (1908)
III 171; Furtwängler und Pomtow, Bayr. Sitz.-
Ber. 1907, 158 und 311; Koepp, Neue Jahrb.
XII 1909, 478.
4) Dialekt und Alphabet der älteren Inschrift geben
keine direkte Entscheidung; vgl. besonders
Pomtow, Bayr. Sitz.-Ber. 1907, * 29T A-
Keramopullos 36 ff.
 
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