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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

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Waldhauer, Oskar: Der Apollon-Marsyas-Krater der kais. Ermitage (Stephani 355)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0071
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O. Waldhauer, Der Apollon-Marsyas-Krater der Kais. Ermitage (Stephani 355).

6l

DER APOLLON-MARSYAS-KRATER DER KAIS. ERMITAGE
(STEPHANI 355).
In clem letzten Heft des Jahrbuchs *) veröffentlicht Macchioro den bekannten
Krater mit Apollon und Marsyas und verweist dabei auf meine briefliche Mitteilung,
daß der Krater gefälscht sei. Jedoch sei, meint er, der Stil zweifellos echt, und das
Gefäß könne nur übermalt sein 3). Ich halte es daher für meine Pflicht, hier über
den Zustand des Kraters zu berichten, um so mehr, als nach gleichem Rezept auch
andere große Stücke unserer Sammlung behandelt worden sind. Ein Beispiel habe
ich schon früher veröffentlichen können 3).
Der Krater ist aus zum Teil antiken Stücken zusammengesetzt, deren Zeich-
nung sehr schlecht erhalten war. Da hat der »Restaurator« die antiken Teile
o
mit neuen ergänzt und ist dabei mit der Zeichnung auf folgende Weise ver-
fahren: 1. wurde der Tongrund ausgekratzt und dieser vertiefte Fond ausgemalt,
zuweilen auf Gips; 2. wurde die Zeichnung ganz abgeschliffen, der Grund mit Gips
überzogen und darauf neu gemalt. Auf der Vorderseite mit Apollon und Marsyas
überwiegt die letztere, auf der Rückseite die erstere Methode. Von antiker
Zeichnung ist nichts erhalten bis auf einige gelegentliche Striche, die zufällig
stehen geblieben sind.
So ist auf A die Figur der Nike auf Gips gemalt; nur der Umriß an den Beinen,
am flatternden unteren Saum des Mantels und am Flügelansatz unten ist erhalten;
ob an diesem antiken Teil ein ganz neues Stück angeflickt oder ein antikes Fragment
abgeschliffen und neu bemalt worden ist, läßt sich nicht mehr konstatieren,
ist auch gleichgültig. Der bärtige Mann darunter ist ausgekratzt, mit Gips
überzogen und bemalt, der Apollon dagegen ganz neu bis auf den linken Umriß
längs dem flatternden Mantel um den rechten Fuß. Rechts oben sitzt eine weib-
liche Gestalt mit Kranz und Schale; sie ist ganz auf Gips gemalt, ob auf einem
antiken Stück, ist nicht zu erkennen. Ähnlich wie mit dem Apollon ist es mit
dem Marsyas bestellt, wo am Kopfende des Pantherfells der antike Umriß erhalten
ist; doch hier ist weiter gekratzt worden, während bei der Figur selbst neu auf
Gips gemalt wurde.
Auf B ist der Oberkörper mit clem Kopf der Mänade ganz neu; der Unter-
körper ausgekratzt und neu bemalt, ebenso wies der Satyr, der unter ihr hockt. Der
obere Teil des Thyrsos und die Kanne sind ganz neu.
Ferner ist die thronende »Rhea« ganz ausgekratzt und wird Avohl früher
ganz ausgemalt gewesen sein; jetzt sind nur noch geringe Spuren vorhanden. Nike
und Satyr sind ganz neu auf Gips gemalt; bei ersterer ist ein kleiner Gewandzipfel
unten, bei letzterem der Umriß des Pantherfells und des rechten Fußes erhalten.
Der Daktyl ist wie die Rhea behandelt.
’) Jahrb. XXVII 1912 S. 293 Abb. 20. 2) S. 297, 2.
3) Arcb. Anz. 1912 Sp. 103 ff.
 
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