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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

DOI Artikel:
Thiersch, Hermann: Zum Problem des Tegeatempels
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0282
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266

H. Thierscli, Zum Problem des Tegeatempels.

ZUM PROBLEM DES TEGEATEMPELS.
Eine alte Crux bei Pausanias ist die bekannte Stelle über den Tempel der
Athena Alea zu Tegea (VIII, 45? 5)·’ θ δή πρώτος έστιν αύτω κόσμος τών κιόνων
Δώριος, ό δέ έπ'ι τουτω Κορίνθτος· έστήκασι δέ και έκτος του ναοΰ κίονες έργασίας τής Ίόνων.
Mit diesen Angaben, so wie sie überliefert sind, ist noch niemand zu-
recht gekommen. Der Kreis der Möglichkeiten, wie die genannten Stilarten auf
den Tempelbau zu verteilen seien, hat sich aber im Lauf der Ausgrabungen immer
enger gezogen. Daß ό πρώτος κόσμος nur auf die Außenseite, nicht auf die Innen-
seite des Tempels bezogen werden kann, steht jetzt fest: nicht nur die Peristase,
auch Pronaos und Opisthodom hatten dorische Säulen. Vgl. Dugas in den Comptes
rcndus de l’academie des inscr. ipii, 257 ff. Ebenso steht fest, daß im Innern
der Cella keine Freistützen standen: ο δ’ έπ'ι τουτω κόσμος, der sich jetzt unbedingt
auf das Innere beziehen muß, kann also nur eine korinthische Pilaster- oder
Halbsäulenordnung innen an den CellaAvänden bedeuten. Zwei kleine korinthische
Kapitellfragmente sind gefunden worden. Vgl. Dugas a. a. 0. und Karo, Arch.
Anz. 1911, 142. Das ergibt eine Anordnung ähnlich wie beim Philippeion in Olym-
pia und beim Didymaion von Milet.
Die Hauptschwierigkeit ist aber die jonische Ordnung έκτος του ναοΰ. Die
Korrektur εντός του ναοΰ, der entgegen allen Hss. fast alle Kommentatoren (vgl.
Hitzig-Blümner zu Paus. VIII, 45, 4 S. 97) zugestimmt haben, ist unhaltbar, seit
man weiß, daß in der Cella nur korinthischer Stil, und im Pronaos und Opisthodom
nur dorischer Stil vertreten war.
Die Korrektur war auch unnötig. Der überlieferte Text mit έκτος kann nicht
nur bestehen bleiben, sondern gibt auch erst die einzig mögliche Erklärung. Die
Ausgrabungen scheinen mir das zu beweisen. An den Ecken der Front, der
schmalen Ostseite nämlich, fand man genau sich entsprechend und einander gegen-
über zwei gleichgroße stattliche gemauerte Basen, die man für Statuenpostamente
erklärt. Ich vermute, daß diese beiden viereckigen Basen, welche in Steinmaterial
und Technik dem Krepidoma des Tempels selbst durchaus gleichartig sind,
deren ganzer niedriger marmorner Oberbau aber vorerst noch verloren ist, je
eine schlanke jonische Säule trugen als Sockel irgendwelcher Figuren, die Tempel-
front r. u. 1. flankierend. Also zwar έκτος τοΰ ναοΰ, aber doch aufs engste noch zum
Tempel gehörig.
Damit bekommt zu leich das bisher singuläre Arrangement beim Tempel der
Venus und Roma in Rom ein klassisches Vorbild. Nach Ausweis der Münzen (Abb. 1)
standen dort neben den Ecken der Front bekanntlich zwei ebensolche Säulen mit
Statuen darauf, wie man vermutet des Hadrian und der Sabina. Bei dem un-
selbständigen Eklektizismus des Kaisers und seinem ausgesprochenen Klassizismus
war diese Anordnung schwerlich seine eigene Erfindung, wenn er auch den Bau
persönlich entworfen hatte. Vielleicht war der Tempel von Tegea auch gar nicht
der einzige in Griechenland oder Ionien mit solchem Säulenappendix. Und selbst
wenn, so ist zu beachten, daß gerade er in Rom nicht nur bekannt gewesen sein muß
 
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