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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 28.1913

DOI article:
Delbrück, Richard: Der römische Sarkophag in Melfi
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https://doi.org/10.11588/diglit.44288#0294
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278

K. Delbrueck, Der römische Sarkophag in Melfi.

Angeln und Riegel; die Tür öffnete sich ostwärts. Vor der Rückwand erhob sich
eine ebenfalls aus Ziegeln gemauerte Basis, 5 Palmi =1,32 m hoch; Länge und
Breite werden nicht angegeben; daneben lag der Sarkophag, herabgestürzt. (An-
geblich wurde bei der Zusammensetzung der obere Teil des Sarkophags verkehrt
aufgesetzt; das ist aber nicht glaublich, denn bei der jetzigen Aufstellung kommt
richtig der reichste Ornamentabschnitt des Sockelfrieses an die Vorderseite.) Abbil-
dung 1 gibt eine Planskizze des Grabbaus nach Abbates Beschreibung. — In der
Nähe lagen einfache Ziegelgräber und fanden sich Inschriften, die aber nicht zu dem
Grabmal gehören (CIL IX 657). — Sollte eine Grabung am Fundorte sich ermög-
lichen lassen, so werde ich darüber berichten.
B. BESCHREIBUNG DES SARKOPHAGS.
(VgJ. Denkmälertafel 22—24, Jahrbuchtafel 23, Abb. 2 ff.)
Der untere Teil des Sarkophags ist ein hoher Kasten, der einen Säulenbau
nachbildet. Darüber steht ein Ruhebett; auf diesem liegt die Tote, eine junge Frau,
lebend dargestellt. Die Leiche selbst befand sich in dem Kasten; bei der
Auffindung waren noch Knochen vorhanden (s. 0. S. 277 xAnm. 1). — Die Säulen-
stellung läuft ringsum; sie ruht auf einem niedriger· Sockel und trägt über dem Gebälk
eine Attika. Zwischen den Säulen erscheinen die Flächen in keiner Weise architek-
tonisch charakterisiert, sind also geöffnet zu denken: der nachgebildete Säulenbau
ist ein Baldachin, unter dem die Leiche liegt. In den Säulenjochen stehen und sitzen
Figuren, in höchstem Relief; es sind meist Götter oder Heroen. Nur das mittlere
Joch der Kopfseite enthält eine geschlossene Tür, zu der aber keine Stufen über den
Sockel hinaufführen; sie ist also zwar eine Öffnung, aber kein Eingang; geeignet
wäre sie, um die Leiche unter den Baldachin zu schieben, in einem schmalen Sarge
oder einer Hülse aus Binden. Auf dem Gebälk der Säulenstellung und über der Front-
seite der Attika stehen Reihen von Akroterien, größerenteils figürlich. Daß auf dem
geöffnet zu denkenden Relief gründe zwischen den Säulen doch einzelne Gegenstände
hängen — Attribute der Figuren — wird als begreifliche Inkonsequenz der Darstellung
aufzufassen sein.
Über die Technik ist folgendes zu bemerken. Die Bodenfläche des Sarko-
phags blieb fast roh, wie man an den unteren Kanten sieht; sie stak in dem Mörtel-
werk der Zicgelbasis vor der Rückwand des Grabbaus, vgl. oben S. 277. Darüber folgt
unten ein schmaler Streif, geglättet mit Zahneisen und dem oberen Rande entlang
mit Meißel; er wurde wohl durch die Marmorverkleidung der Ziegelbasis verdeckt. —
Der Sarkophag besteht aus zwei Teilen; die Fuge läuft über den Giebeln der Säulen-
stellung, die Kante des unteren Blockes ist durch ein schwaches, vortretendes Band
geschützt. Große Versatzbossen liegen auf beiden Seiten der Fuge; sie sind recht-
eckig zugeschnitten, zuletzt mit Zahneisen bearbeitet. In der oberen Reihe schließen
sie an das Gesims der Attika an; es sind hier auf der Langseite je drei, auf der Schmal-
seite je eine. Pinten hat jede Seite nur eine Bosse, in der Mitte. Aus den unteren
und oberen Bossen jeder Seitenmitte sollten die Firstakroterien der Spitzgiebel (s. u.)
 
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