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K. Delbrueck, Der römische Sarkophag in Melfi.
Angeln und Riegel; die Tür öffnete sich ostwärts. Vor der Rückwand erhob sich
eine ebenfalls aus Ziegeln gemauerte Basis, 5 Palmi =1,32 m hoch; Länge und
Breite werden nicht angegeben; daneben lag der Sarkophag, herabgestürzt. (An-
geblich wurde bei der Zusammensetzung der obere Teil des Sarkophags verkehrt
aufgesetzt; das ist aber nicht glaublich, denn bei der jetzigen Aufstellung kommt
richtig der reichste Ornamentabschnitt des Sockelfrieses an die Vorderseite.) Abbil-
dung 1 gibt eine Planskizze des Grabbaus nach Abbates Beschreibung. — In der
Nähe lagen einfache Ziegelgräber und fanden sich Inschriften, die aber nicht zu dem
Grabmal gehören (CIL IX 657). — Sollte eine Grabung am Fundorte sich ermög-
lichen lassen, so werde ich darüber berichten.
B. BESCHREIBUNG DES SARKOPHAGS.
(VgJ. Denkmälertafel 22—24, Jahrbuchtafel 23, Abb. 2 ff.)
Der untere Teil des Sarkophags ist ein hoher Kasten, der einen Säulenbau
nachbildet. Darüber steht ein Ruhebett; auf diesem liegt die Tote, eine junge Frau,
lebend dargestellt. Die Leiche selbst befand sich in dem Kasten; bei der
Auffindung waren noch Knochen vorhanden (s. 0. S. 277 xAnm. 1). — Die Säulen-
stellung läuft ringsum; sie ruht auf einem niedriger· Sockel und trägt über dem Gebälk
eine Attika. Zwischen den Säulen erscheinen die Flächen in keiner Weise architek-
tonisch charakterisiert, sind also geöffnet zu denken: der nachgebildete Säulenbau
ist ein Baldachin, unter dem die Leiche liegt. In den Säulenjochen stehen und sitzen
Figuren, in höchstem Relief; es sind meist Götter oder Heroen. Nur das mittlere
Joch der Kopfseite enthält eine geschlossene Tür, zu der aber keine Stufen über den
Sockel hinaufführen; sie ist also zwar eine Öffnung, aber kein Eingang; geeignet
wäre sie, um die Leiche unter den Baldachin zu schieben, in einem schmalen Sarge
oder einer Hülse aus Binden. Auf dem Gebälk der Säulenstellung und über der Front-
seite der Attika stehen Reihen von Akroterien, größerenteils figürlich. Daß auf dem
geöffnet zu denkenden Relief gründe zwischen den Säulen doch einzelne Gegenstände
hängen — Attribute der Figuren — wird als begreifliche Inkonsequenz der Darstellung
aufzufassen sein.
Über die Technik ist folgendes zu bemerken. Die Bodenfläche des Sarko-
phags blieb fast roh, wie man an den unteren Kanten sieht; sie stak in dem Mörtel-
werk der Zicgelbasis vor der Rückwand des Grabbaus, vgl. oben S. 277. Darüber folgt
unten ein schmaler Streif, geglättet mit Zahneisen und dem oberen Rande entlang
mit Meißel; er wurde wohl durch die Marmorverkleidung der Ziegelbasis verdeckt. —
Der Sarkophag besteht aus zwei Teilen; die Fuge läuft über den Giebeln der Säulen-
stellung, die Kante des unteren Blockes ist durch ein schwaches, vortretendes Band
geschützt. Große Versatzbossen liegen auf beiden Seiten der Fuge; sie sind recht-
eckig zugeschnitten, zuletzt mit Zahneisen bearbeitet. In der oberen Reihe schließen
sie an das Gesims der Attika an; es sind hier auf der Langseite je drei, auf der Schmal-
seite je eine. Pinten hat jede Seite nur eine Bosse, in der Mitte. Aus den unteren
und oberen Bossen jeder Seitenmitte sollten die Firstakroterien der Spitzgiebel (s. u.)
K. Delbrueck, Der römische Sarkophag in Melfi.
Angeln und Riegel; die Tür öffnete sich ostwärts. Vor der Rückwand erhob sich
eine ebenfalls aus Ziegeln gemauerte Basis, 5 Palmi =1,32 m hoch; Länge und
Breite werden nicht angegeben; daneben lag der Sarkophag, herabgestürzt. (An-
geblich wurde bei der Zusammensetzung der obere Teil des Sarkophags verkehrt
aufgesetzt; das ist aber nicht glaublich, denn bei der jetzigen Aufstellung kommt
richtig der reichste Ornamentabschnitt des Sockelfrieses an die Vorderseite.) Abbil-
dung 1 gibt eine Planskizze des Grabbaus nach Abbates Beschreibung. — In der
Nähe lagen einfache Ziegelgräber und fanden sich Inschriften, die aber nicht zu dem
Grabmal gehören (CIL IX 657). — Sollte eine Grabung am Fundorte sich ermög-
lichen lassen, so werde ich darüber berichten.
B. BESCHREIBUNG DES SARKOPHAGS.
(VgJ. Denkmälertafel 22—24, Jahrbuchtafel 23, Abb. 2 ff.)
Der untere Teil des Sarkophags ist ein hoher Kasten, der einen Säulenbau
nachbildet. Darüber steht ein Ruhebett; auf diesem liegt die Tote, eine junge Frau,
lebend dargestellt. Die Leiche selbst befand sich in dem Kasten; bei der
Auffindung waren noch Knochen vorhanden (s. 0. S. 277 xAnm. 1). — Die Säulen-
stellung läuft ringsum; sie ruht auf einem niedriger· Sockel und trägt über dem Gebälk
eine Attika. Zwischen den Säulen erscheinen die Flächen in keiner Weise architek-
tonisch charakterisiert, sind also geöffnet zu denken: der nachgebildete Säulenbau
ist ein Baldachin, unter dem die Leiche liegt. In den Säulenjochen stehen und sitzen
Figuren, in höchstem Relief; es sind meist Götter oder Heroen. Nur das mittlere
Joch der Kopfseite enthält eine geschlossene Tür, zu der aber keine Stufen über den
Sockel hinaufführen; sie ist also zwar eine Öffnung, aber kein Eingang; geeignet
wäre sie, um die Leiche unter den Baldachin zu schieben, in einem schmalen Sarge
oder einer Hülse aus Binden. Auf dem Gebälk der Säulenstellung und über der Front-
seite der Attika stehen Reihen von Akroterien, größerenteils figürlich. Daß auf dem
geöffnet zu denkenden Relief gründe zwischen den Säulen doch einzelne Gegenstände
hängen — Attribute der Figuren — wird als begreifliche Inkonsequenz der Darstellung
aufzufassen sein.
Über die Technik ist folgendes zu bemerken. Die Bodenfläche des Sarko-
phags blieb fast roh, wie man an den unteren Kanten sieht; sie stak in dem Mörtel-
werk der Zicgelbasis vor der Rückwand des Grabbaus, vgl. oben S. 277. Darüber folgt
unten ein schmaler Streif, geglättet mit Zahneisen und dem oberen Rande entlang
mit Meißel; er wurde wohl durch die Marmorverkleidung der Ziegelbasis verdeckt. —
Der Sarkophag besteht aus zwei Teilen; die Fuge läuft über den Giebeln der Säulen-
stellung, die Kante des unteren Blockes ist durch ein schwaches, vortretendes Band
geschützt. Große Versatzbossen liegen auf beiden Seiten der Fuge; sie sind recht-
eckig zugeschnitten, zuletzt mit Zahneisen bearbeitet. In der oberen Reihe schließen
sie an das Gesims der Attika an; es sind hier auf der Langseite je drei, auf der Schmal-
seite je eine. Pinten hat jede Seite nur eine Bosse, in der Mitte. Aus den unteren
und oberen Bossen jeder Seitenmitte sollten die Firstakroterien der Spitzgiebel (s. u.)