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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Gaebler, Hugo: Zur Deutung der selinuntischen Metope mit dem Viergespann in Vorderansicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0012
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H. Gaebler

2

die wechselnden Münzbilder als die Wappen athenischer Eupatridengeschlechter
deutete. Durch diese definitive Beantwortung der Frage nach der Heimat der
»Wappenmünzen« ist in der Prägung Euböas eine Lücke entstanden, die Seltman
plausibel zu erklären sich vergeblich bemüht (a. a. 0. S. XIX, Anm. I und S. 115).
Sie bedarf unbedingt der Ausfüllung, da ein Fehlen ältesten euböischen Silbergeldes
in Widerspruch stände zu dem den Griechen geläufigen Begriff einer euböischen
Währung (Herod. III 95).
Aus dieser Verlegenheit befreit uns die Lösung der anderen numismatischen
Streitfrage, nämlich der Nachweis, daß die von Head in der 2. Auflage seiner Historia
numorum (1911), S. 208 unter »Before B. C. 500« der Stadt Olynthos zugeteilten
Gepräge sämtlich der Insel Euböa angehören *). Für die drei Emissionen mit dem
Münzbild in Vorderansicht
1. »Quadriga seen from front, in plain linear circle« (Tetradrachmon; Taf. I 2:
London).
2. »Man riding horse to front and leading another by bridle: the whole on
raised disk« (Oktobolon; Taf. I 1: London).
3. »Man riding horse to front« (Tetrobolon; Taf. I 3: London).
und das ihnen anzuschließende Tetradrachmon aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts
(Nr. 5), das die Quadriga auf die Rs. versetzt (Taf. I 5), hatte bereits Hill die Insel
Euböa als Heimat in Anspruch genommen gegenüber dem Versuch von Dr. Weber,
die Stadt Olynthos als Prägestätte glaubhaft zu machen a). Seltman (a. a.0. 136 ff.)
hält diese Münzen für entstanden in der thrakischen Chersonesos, und zwar Nr. 1—3
unter Miltiades dem Älteren, Nr. 5 unter dessen Neffen Stesagoras. Was er zur Be-
gründung seiner Ansicht vorbringt, ist jedoch so abwegig und unhaltbar, daß es sich
erübrigt, näher darauf einzugehen, zumal jetzt die hohe Wahrscheinlichkeit der Hill-
schen Lokalisierung sich zur Gewißheit erheben läßt. Dazu verhelfen uns zwei neue
Momente. Es entfällt nämlich, nachdem die »Wappenmünzen« Euböa genommen
sind, einerseits die große Schwierigkeit, die jedem Versuch entgegenstand Nr. 1—3
dem einzugliedern, was bisher als ältestes euböisches Silbergeld angesehen wurde,
und anderseits ist die für Nr. 5 schon seit 1883 veröffentlichte, aber bis heutigentags
merkwürdigerweise unbeachtet gebliebene Provenienzangabe3) von ausschlaggebender
Bedeutung. Danach kam dieses (jetzt Herrn G. Empedokles in Athen gehörende)
Stück zum Vorschein in der lelantischen Ebene bei Chalkis auf Euböa. Da nun

gebogenen Schenkel, der allein oder zu einem
Dreibein vervielfältigt als Schildzeichen schwarz-
figuriger attischer Vasen sich findet (a. a. 0. Taf.
II A-C), das Wappen der Alkmäoniden erkannt
unter Hinweis auf Aristoph. Lysistr. 664 ff., wo
λυκόποδες mit G. Hermann in λευκόποδες zu
ändern, und das Scholion dazu (τινές δέ λευκό-
ποδας διά τδ έχειν έπι των ασπίδων έπίσημον
λευκόν· δ δέ Αριστοφάνης έ'φη τούς νΰν λεγομένους
Αλκμαιονίδας. ούτοι γάρ πόλεμον άράμενοι προς
' Ιππίαν τον τύραννον και τούς Πεισιστρατίδας έτεί-

χισαν τδ Λειψυδρίαν). Diese Kombination dehnt
Seltman auf den Schenkel und das Dreibein der
»Wappenmünzen« aus und stellt fest, daß auch
deren übrige Typen uns als Schildzeichen auf
attischen Vasen begegnen.
’) Vgl. H. Gaebler, Zeitschrift f. Num. 35, 193 ff.
2) H. Weber, Num. chron. 1892, 189 ff. — G. F.
Hill, Journ. of hell. stud. 27, 1897, 80 ff.
3) Vgl. A. Meletopoulos, ΙΙαρνασσός 7, 1883, 77 f.
und dazu H. Gaebler, Zeitschrift f. Num. 35,
1925, 194·
 
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