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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 40.1925(1926)

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Gaebler, Hugo: Zur Deutung der selinuntischen Metope mit dem Viergespann in Vorderansicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.44818#0013
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Zur Deutung der selinuntischen Metope mit dem Viergespann in Vorderansicht

das Pariser Exemplar von Nr. 3 in Histiaia gefunden wurde x), kann nunmehr
der euböische Ursprung der ganzen Münzgruppe als völlig gesichert gelten.
Als Prägeort hat bereits Meletopoulos für Nr. 5 mit Recht Chalkis in An-
spruch genommen2), indem er außer dem Fundort noch geltend machte, daß ein
Viergespann auch auf Kupfermünzen dieser Stadt vorkommt 3). Er erklärt, dabei
abzusehen von einem mehrfach publizierten 4), jetzt im Londoner Kabinett befind-
lichen Tetradrachmon (Nr. 7; Taf. I 7), weil dessen Zuteilung unsicher sei. Payne
Knight, einer der Vorbesitzer des Stückes, hatte es nämlich der Stadt Chalkis in
0 2 2
Ätolien gegeben (s. unten Anm. 4). Die Münze gehört jedoch unzweifelhaft dem
euböischen Chalkis an, worüber heut völlige Einigkeit herrscht. Wir sind also
berechtigt, Nr. 1-—3 und Nr. 5 gleichfalls dieser Stadt zuzuteilen.
Auf dem eben genannten Tetradrachmon (Nr. 7) sowohl wie auf den von Mele-
topoulos herangezogenen Kupfermünzen (Taf. I 4) wird das Viergespann gelenkt
von einer weiblichen Figur. Sie ist auf dem Silberstück durch Stephane und Scepter
deutlich als Hera charakterisiert. Die Kupfermünzen zeigen das Scepter mit einer
Tänie geschmückt, genau so wie bei der auf dem heiligen Stein sitzenden, durch Bei-
schrift als Hera gesicherten Göttin, die den Rs.-Typus von Kaisermünzen der Stadt
Chalkis bildet 5). Hera ist demnach auch auf der Rs. von Nr. 5 als Lenkerin der
Quadriga anzunehmen. Die leider sehr mangelhafte Erhaltung dieses Unikums macht
es unmöglich, über den Kopfschmuck etwas zu ermitteln, aber das Scepter mit Tänie
ist sicher. Meletopoulos hielt es für die linke Haste eines Alpha, dessen rechten Schenkel
nebst dem Querstrich er aus Resten der Tänie und gewissen Verletzungen des Münz-
feldes dazukonstruierte, und ergänzte diesen scheinbaren Buchstaben durch ein im
Feld links supponiertes Chi zu der vermeintlichen Aufschrift X|A. Nach ihm hat
niemand von diesem Rest des Scepters Notiz genommen. Die Göttin hält das Attribut
offenbar in genau der gleichen Weise, wie es mit voller Deutlichkeit die Rs. von Nr. 7
veranschaulicht, nämlich in der rechten Fland zugleich mit dem einen Zügelpaar,
während sie das andere Zügelpaar mit der linken Hand faßt. Abweichend von dieser
naturalistischen Wiedergabe ist auf Nr. 1 (Taf. I 2) das doch wohl auch in der
Rechten der Quadrigalenkerin zu denkende Scepter nicht nach rechts, sondern in
stilisierter Haltung nach links geneigt. Ihr Kopf läßt auf Nr. 1 deutlich die bisher
von niemand beachtete Stephane erkennen, also auch hier ist sicher Hera dargestellt.

T) Vgl. E. Muret, Revue num. 1883, 66, 6.
2) Vgl. Anm. 3 der vorigen Seite.
3) z. B. Brit. Mus. Cat. Central Greece, Taf. XXI
4. Unsere Abbildung Taf. I 4 gibt ein Ber-
liner Exemplar wieder. — Für Nr. 1, 2, 3, 5
standen mir Gipsabgüsse zur Verfügung, die ich
der Gefälligkeit des Herrn E. S. G. Robinson
vom British Museum verdanke.
4) Cat. d’Ennery (1788), 71, Nr. 96 [daraus
Mionnet, Suppl. IV 359, Nr. 51]; Richard Payne
Knight, Nummi veteres (1830), 47; J. Mil-
lingen, Ancient coins (1831), 65 f., Taf. III2;

P. Gardner, Num. chron. 1878, 99 f., Taf. V
11; Head, Guide2 (1881), 80, 32, Taf. 43, 32
sowie Brit. Mus. Cat. Central Greece, 114, 85.
Taf. XXI 1 und Historia numorum2 (1911),
359, Fig. 201.
5) z. B. Taf. I 6 (mit Μ. Aurelius auf der Vs.);
Berlin; die gleiche Rs. kommt auch mit L.
Verus und später mit Septimius Severus vor,
vgl. Eckhel, Numi veteres (1775), 162, Taf. X
20 ungenau [daraus Mionnet, Suppl. IV 362,
Nr. 79] jetzt in Berlin und Brit. Mus. Cat.
Central Greece 118, 112, Taf. XXI 12.
 
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