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reichte vom religiösen Kult in archaischer Zeit,9 über attische Feste10 bis hin zu hellenisti-
schen Selbstinszenierungen und Prozessionen.11 Hier wurden Vorformen von lebenden Bil-
der auf Wagen befördert.12 Köhler gibt als Hauptgrund für ihre Schaffung »neben der Bele-
bung oder Realitätsnähe [...] die illusionistischen Effekte« an.13 In Rom wurden bei den
Triumphzügen beispielsweise Gefangene bildhaft arrangiert oder Personifikationen durch Men-
schen gestellt.14 Auch in Byzanz kannte man Vorformen lebender Bilder.15 Ein Problem stellt
sich immer wieder, wenn die Quellen nur von »Figuren« sprechen, ohne genauer zu
charakterisieren, ob damit lebende oder künstliche gemeint sind. Auch über überlieferte Bil-
der lassen sieh die Realitätsebenen meist nicht erschließen.16

nachweisbar ist, vgl. Lammel 1986. S.227. Auch im Literatur-Brockhaus heißt es, daß lebende
Bilder seit der Antike (Kaiserin Theodora von Byzanz) bezeugt sind, vgl. Habicht 1988. Bd.2.
S.452. Vgl. auch das Kapitel bei Alt »Die dramatischen Spiele der Griechen«, der auch die leben-
den Bilder erwähnt, ohne konkreten Nachweis oder genaue Definition, Alt 1846. S.74-75. Kinder-
mann beschreibt noch keine lebenden Bilder für die Antike, vgl. dort das Kapitel zur Pantomime,
Kindermann 1957. Bd.l. S. 172-177. Bereits der Artikel »Tableaux« im Conversations-Lexicon
von 1818 weist auf einen Zusammenhang hin: »Ihren Ursprung dürfen wir wohl mit Recht in den
pantomimischen Tänzen der Alten suchen, doch war dort mehr eine Reihenfolge von Stellungen,
von denen nur einige, Minutenlang festgehalten, ein wahres Tableau bildeten.« Siehe Conversations-
Lexicon, 2.Aufl. Bd.9. 1818. S.611. Ähnlich die Aussage von Böttiger: »Aber es waren Bilder in
geregelter, fortschreitender Bewegung, keine Minutenlang zur Unbeweglichkeit verurtheilten -
Versteinerungen (Apolithosen).« (Kat.Flo.l819.Q.l).

9 Beispielsweise stellte ein Priester den verehrten Gott dar und wurde zu seiner Epiphanie: »Im griechi-
schen Kultus spielten eine große Rolle weiter die Dromena, lebende Bilder, die den Inhalt des
Gottesdienstes augenfälliger ausdrücken sollen, als es durch Gebete, Hymnen, Opfer geschehen
kann. [...] Die Darstellungen dieser lebenden Bilder scheinen zu ganz besonderem Glänze in den
eleusinischen Mysterien entwickelt zu sein, ...«, siehe Kern 1926, Bd.l., S.163-164. Köhler merkt
an, daß hier der schauspielerische Aspekt im Vordergrund stand und man kaum von einer bildhaften
Wirkung sprechen kann, vgl. Köhler 1996. S.123. Freundlicher Hinweis von Prof. Dr. Hans-Ulrich
Kain.

10 »Schiffskarrenbilder lassen eine Person und nicht eine Statue vermuten«, siehe Deubner 1932,
S.107. Vgl. Hesberg 1989, S.75. Vgl. Köhler 1996, S.123.

11 Vgl. Hesberg 1989, S.77.

12 »Eine dritte Kategorie [bei der Prozession Ptolomaios II. in Alexandria, 280-270 v. Chr.] bildet der
Festwagen mit der Kelter: Er wird von 60 Satyrn und einem Silen belebt. Hier handelt es sich
wirklich um ein debendes Bild', das von verkleideten Menschen dargestellt wird.«, siehe Köhler
1988, S.77. Vgl. Köhler 1996. S.121 und 123-125, dort auch weitere Literaturhinweise.

13 Siehe Köhler 1996, S. 125.

14 Zum römischen Triumphzug und vor allem zur bildhaften Ausstattung des Triumphators, vgl. Noack
1925/26, v.a. S.157. Zu römischen Bildern, vgl. Zinserling 1959/60, S.424-425. Köhler verweist
auf einen seltenen Beleg für ein »lebendes« Götterbild in einer Beschreibung einer pompa circensis
in Rom, aus dem Jahre 42 v.Chr: auf einem ferculum wurde eine von einem Knaben dargestellte
Victoria transportiert, vgl. Köhler 1996, S. 123-124 und 132.

15 In Paulys Real Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft findet sich der Begriff »Le-
bendes Bild« nicht. Vgl. dort den Artikel »Pantomime«, 18.Bd., S.833-869. Der Artikel »Theodora
von Byzanz« enthält ohne weitere Erläuterungen folgende Passage: »Ihre zarte, anmutige Erschei-
nung machte sie zu einer beliebten Darstellerin in lebenden Bildern, ...«, 2.Reihe, 10. Halbband.
1934, S.1777.

16 Zum Problem von temporären Bildern in der Antike vgl. den Aufsatz von Hesberg 1989. Auch bei
den lebenden Bildern der Neuzeit ist es anhand der Bild- und Schriftquellen nicht immer nachzu-
vollziehen, ob es sich um Statuen, gemalte oder lebende Bilder handelte. Vgl. Klapisch-Zuber. In:
Aries / Margolin 1982. S.65-75.

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