90 6. Dietl ein, Vorlesungen über Strafsen- Brücken- und Wasser-Bau.
6.
Grundzüge der Vorlesungen in der Königl. Bau-Academie
zu Berlin über Strafsen- Brücken- Schleusen-
Canal- Strom- Deich- und Hafen-Bau.
(Fortsetzung von No. 2. Band 3. Heft 1., No. 16. Band 3. Heft 3. und No. 20. Band 3. Heft 4.)
(Von Herrn Dr. Dietlein zu Berlin.)
Zu B. 1) Von den Zugbrücken.
300. Die älteste Art von Zugbrücken möchte wohl die sein, mit einer
einzigen Klappe, so lang als die Öffnung weit ist, und welche um eine
von ihren mit den Ufern gleichlaufenden Seiten gedrehet werden kann.
Darauf sind, für weitere Öffnungen, Brücken mit zwei Klappen, die sich
ebenfalls um die nach den Ufern zu liegenden Seiten drehen lassen, und[
in der Mitte zusammenstofsen, gefolgt. Jede Klappe oder Zugklappe be-
stehet in beiden Fällen in der Regel aus 5 Balken, die hinten in den
Drehbalken, vorne in den Schlagbalken eingezapft und mit Bohlen belegt
werden. Der Drehbalken hat an beiden Enden, und zwar am besten in der
Verlängerung der hintern obern Kante, eiserne Zapfen, welche in Pfannen
liegen, die sehr stark an die hinter der Klappe stehende Säulen oder Pfeiler be-
festigt werden müssen. Hat die Brücke zwei Klappen, so werden dieselben,
wenn sie geschlossen ist, noch durch ein Paar eiserne Schubriegel mitein-
ander verbunden, und steigen dann, von dem Dreh- bis zu dem Schlag-
balken, etwas in die Höhe, woraus eine Art Sprengwerk, also ein Seiten-
schub auf die Pfannen entsteht, auf welchen bei Bestimmung der Dicke
der Landpfeiler zu achten ist*).
*) Dafs die Klappen nach der Mitte in die Höhe steigen, ist nicht durchaus nö-
thig, und wo es der Fall ist, hat es nur die Absicht, das Regenwasser von der
Klappe besser abzuleiten, nicht damit die Klappen in der Art wie Streben eines Spreng-
werks die darüber hingehenden Lasten tragen. Dieses würde einen ungeheueren
Druck auf die Zapfen der Klappen verursachen, den sie schwerlich auszuhalten ver-
möglen. Am besten legt man wohl die Klappen ganz horizontal, oder doch nur in der
Mille so viel höher, dafs sie von der Last nicht unter die horizontale Ebene hin-
unter gebogen werden. Man läfst sie absichtlich nicht so scharf zusammen treffen,
dafs sie als Streben widerstehen. Anin. d. Heraus^.
6.
Grundzüge der Vorlesungen in der Königl. Bau-Academie
zu Berlin über Strafsen- Brücken- Schleusen-
Canal- Strom- Deich- und Hafen-Bau.
(Fortsetzung von No. 2. Band 3. Heft 1., No. 16. Band 3. Heft 3. und No. 20. Band 3. Heft 4.)
(Von Herrn Dr. Dietlein zu Berlin.)
Zu B. 1) Von den Zugbrücken.
300. Die älteste Art von Zugbrücken möchte wohl die sein, mit einer
einzigen Klappe, so lang als die Öffnung weit ist, und welche um eine
von ihren mit den Ufern gleichlaufenden Seiten gedrehet werden kann.
Darauf sind, für weitere Öffnungen, Brücken mit zwei Klappen, die sich
ebenfalls um die nach den Ufern zu liegenden Seiten drehen lassen, und[
in der Mitte zusammenstofsen, gefolgt. Jede Klappe oder Zugklappe be-
stehet in beiden Fällen in der Regel aus 5 Balken, die hinten in den
Drehbalken, vorne in den Schlagbalken eingezapft und mit Bohlen belegt
werden. Der Drehbalken hat an beiden Enden, und zwar am besten in der
Verlängerung der hintern obern Kante, eiserne Zapfen, welche in Pfannen
liegen, die sehr stark an die hinter der Klappe stehende Säulen oder Pfeiler be-
festigt werden müssen. Hat die Brücke zwei Klappen, so werden dieselben,
wenn sie geschlossen ist, noch durch ein Paar eiserne Schubriegel mitein-
ander verbunden, und steigen dann, von dem Dreh- bis zu dem Schlag-
balken, etwas in die Höhe, woraus eine Art Sprengwerk, also ein Seiten-
schub auf die Pfannen entsteht, auf welchen bei Bestimmung der Dicke
der Landpfeiler zu achten ist*).
*) Dafs die Klappen nach der Mitte in die Höhe steigen, ist nicht durchaus nö-
thig, und wo es der Fall ist, hat es nur die Absicht, das Regenwasser von der
Klappe besser abzuleiten, nicht damit die Klappen in der Art wie Streben eines Spreng-
werks die darüber hingehenden Lasten tragen. Dieses würde einen ungeheueren
Druck auf die Zapfen der Klappen verursachen, den sie schwerlich auszuhalten ver-
möglen. Am besten legt man wohl die Klappen ganz horizontal, oder doch nur in der
Mille so viel höher, dafs sie von der Last nicht unter die horizontale Ebene hin-
unter gebogen werden. Man läfst sie absichtlich nicht so scharf zusammen treffen,
dafs sie als Streben widerstehen. Anin. d. Heraus^.